"Mutter Natur" mit allen Sinnen erleben
Waldpädagogik: Wunder des Waldes begreifen und verstehen. Spielen ist lernen ohne es zu wissen!
OSSIACH. Waldpädagogik ist waldbezogene Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, die Mensch-Wald-Umwelt-Beziehung zu vertiefen und eine positive Identifikation mit dem Lebens- und Wirtschaftsraum Wald zu erreichen.
"Im Rahmen von Waldausgängen und erlebnisreichen Waldtagen werden die Waldbesucher – hauptsächlich Kinder und Jugendliche - eingeladen, durch eigene und unmittelbare Sinneserfahrungen die „Geheimnisse“ und „Wunder“ des Waldes zu erfahren", erklärt der Leiter der Forstlichen Ausbildungsstätte Ossiach, Johann Zöscher.
Mit "Kopf, Herz und Hand"
Auf hauptsächlich spielerischer und emotionaler Ebene – über Lern-, Bewegungs- und Beruhigungsspiele – soll Wissen vermittelt werden. "Denn „spielen ist lernen ohne es zu wissen", ist Zöscher überzeugt. Lehrinhalt kann alles sein, was unmittelbar greifbar, also hörbar, sichtbar, fühlbar, schmeckbar und riechbar ist. Mit „Kopf, Herz und Hand“, mit allen Sinnen, soll die Natur in ihren Zusammenhängen entdeckt und – eigentlich wörtlich – begriffen werden. Die Zielsetzung heißt „Lernen durch Sinneserfahrung“. Die ausschließliche Vermittlung von Fachwissen oder Detailkenntnissen führt auf lange Sicht weniger zu gewünschten Verhaltensweisen als emotionale Eindrücke, welche auf der ganzheitlichen Ansprache aller Sinne basieren.
Wald ist Eigentum und bringt Einkommen
In Österreich bestimmen Forstleute auf nahezu der Hälfte des Staatsgebietes über das Geschehen im Naturraum. Der Nutzungsaspekt wird von der Gesellschaft aus dem Naturverständnis vielfach ausgeklammert. Darum ist das Ansprechen des Eigentums- und Nutzungsaspektes bei waldpädagogischen Führungen ganz wichtig.
Die Wertschöpfungskette „Wald und Holz“ schafft Einkommensgrundlage für nahezu 300.000 Menschen (Urproduzenten und weiterverbarbeitende Industrie) in Österreich. Erlebnisse im Wald sind ausgezeichnete Voraussetzungen, um Beziehungen zur Natur, zu sich selbst und zu den Mitmenschen zu schaffen. So gesehen ist Wald ein idealer Lernort. Über die Waldpädagogik sollen in der Gesellschaft Verbündete für die Anliegen der Waldbewirtschaftung und die Bedürfnisse der Grundbesitzer gefunden werden. Auf diesem Wege wird versucht, die Entscheidungsträger von morgen zu verantwortungs- und rücksichtsvollen Waldbesuchern zu erziehen. So können Nutzungskonflikte zwischen Waldeigentümern und Waldbesuchern in der Zukunft entschärft werden.
Glasglocke versus naturnahe Waldbewirtschaftung
Bedingt durch viele negative und schockierende Beispiele von Waldverwüstung und Waldzerstörung im tropischen Regenwald, wird Waldbewirtschaftung sehr oft mit Waldvernichtung gleichgesetzt. Leider wird damit auch im zentraleuropäischen Raum den Naturschutzorganisationen eher Glauben geschenkt als qualifizierten und verantwortungsbewussten Waldbesitzern. Gerade die Familienforstwirtschaft nach österreichischem Beispiel ist in diesem Zusammenhang als „best practise“ zu erwähnen. Österreichs Waldbesitzer sind interessiert an einer nachhaltigen, ökologisch orientierten und ökonomisch erfolgreichen Forstwirtschaft - und das vor dem Hintergrund und der Zielsetzung die wirtschaftlichen Potenziale in gleicher Qualität an die Nachfolgegenerationen weitergeben zu können. „Glasglocken-Naturschutz“ mit unbedingten Interventionsverboten sind dabei fehl am Platz! Und genau dieses Verantwortungsbewusstsein muss zentraler Bestandteil von wertvollen waldpädagogischen Führungen sein!
Ausbildungsmodell mit Europareife
Mit dem aktuellen Ausbildungsmodell für Waldpädagogen – seit 2003 Zertifikatslehrgang - ist Österreich wegweisend für die fachliche Qualifikation der Waldpädagogen innerhalb Europas. Auch Nichtforstleuten steht diese Ausbildungsmöglichkeit offen.
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