Weihnachten hinter Gittern

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Peter Bevc, Leiter der Justizanstalt Klagenfurt, gewährt der WOCHE exklusive Einblicke ins weihnachtliche Geschehen im Gefängnis.
eva-maria.peham@woche.at
KLAGENFURT. Das Weihnachtsfest in der Justizanstalt Klagenfurt ist nicht nur auf den 24. Dezember beschränkt. "Eigentlich dauern die Feierlichkeiten von 23. bis 25. Dezember", erklärt Peter Bevc, Leiter der Justizanstalt. Jede der sieben Abteilungen, darunter die für Jugend, Kranke, Frauen, Küche, Strafe und Beschäftigung feiert den Heiligen Abend eigenständig.
Bischofsmesse mit Gefangenechor
"Für diejenigen, die möchten, bieten wir einige Tage vor dem 24. Dezember, den Besuch der Bischofsmesse mit Diözesanbischof Alois Schwarz in unserer Kapelle an", sagt Bevc. Allerdings mit einer Einschränkung: Untersuchungshäftlinge dürfen an der Messe nicht teilnehmen. Zu groß wäre die Gefahr, dass sie dort mit "Mitstreitern" noch Absprachen oder Ähnliches treffen könnten.
Besonders stolz ist Bevc auf den Gefangenenchor mit Mitgliedern unterschiedlicher Nationalitäten, "der heuer im Rahmen der Bischofsmesse schon zum dritten Mal auftritt." Unterstützung findet der Gefangenenchor durch das Katholische Bildungswerk, das bereits zum zweiten Mal mit dem Erwachsenenbildungspreis für dieses außergewöhnliche Chorprojekt ausgezeichnet worden ist.
So feiern jugendliche Gefangene
Die jugendlichen Insassen backen schon einige Tage vor dem großen Fest unter Anleitung in der eigenen Küche in der Jugendabteilung Weihnachtskekse. "Sie feiern am Vormittag des 24. mit ihren Angehörigen, die sie in der Justizanstalt besuchen und nicht gefangenen Jugendlichen. Dabei ist auch unser Anstaltsseelsorger Pater Anton", so Bevc.
Teestand im Spazierhof
Da in der Justizanstalt absolutes Alkoholverbot herrscht, gibt es zu Weihnachten für die Gefangenen zwar keinen Glühwein-, dafür aber einen Teestand. "In unserem Spazierhof stellen wir erstmals eine Metallwanne auf, in der wir ein Lagerfeuer errichten. Am Teestand werden auch Kekse angeboten", verrät Bevc. Dies sorge gerade in der Weihnachtszeit, in der einige Gefangene in Depressionen verfallen, für positive Stimmung. "Insassen, die dazu neigen, werden von geschultem Personal das ganze Jahr über besonders betreut", erläutert Bevc. Zu Weinachten habe es in der Justizanstalt noch nie einen Selbstmord gegeben.
Gefangene feiern daheim
Zwischen 50 und 80 Gefangene, die bestimmte rechtliche Voraussetzungen erfüllen, dürfen den Heiligen Abend sogar außerhalb der Gefängnismauern zuhause mit ihren Familien feiern. "Es ist noch nie vorgekommen, dass einer nicht zurückgekommen ist", findet Bevc lobende Worte für die Insassen. An keinem anderen Tag im Jahr gebe es so viele Ausgänge wie zu Weihnachten.
Eigene Welt hinter Gittern
Die Justizanstalt betrachtet Bevc der über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung in seinem Job verfügt, als eigenen kleine Welt. Neben den sieben Abteilungen gibt es elf unterschiedliche Betriebe, in denen die Insassen arbeiten, darunter eine Tischlerei und eine Schlosserei. Dass es hinter Gittern längst nicht so wie im Film zugeht, kann Bevc nur bestätigen: "Keiner unserer Justizwachebeamten trägt innerhalb der Justizanstalt seine Waffe." Nur wenn ein Gefangener außerhalb der Gefängnismauern begleitet werden muss, ist der Beamte bewaffnet.
ZUR SACHE
362 Insassen, davon 17 Frauen und vier Jugendliche, befinden sich derzeit in der Justizanstalt Klagenfurt, der Außenstelle Rottenstein in St. Georgen am Längsee (Bezirk St. Veit) und im Freigängerhaus in Grafenstein (Bezirk Klagenfurt Land)
400 Plätze für Insassen stehen in der Justizanstalt Klagenfurt insgesamt zur Verfügung
Bis zu 18 Monaten Freiheitsstrafe und Untersuchungshaft wird in der Justizanstalt Klagenfurt verbüßt
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