„Reformieren oder Niedergang“

Laut Hannes Androsch sind die Missstände in der Bildung „fatal“
  • Laut Hannes Androsch sind die Missstände in der Bildung „fatal“
  • hochgeladen von Vanessa Pichler

Hannes Androsch (73), der Motor des Bildungsvolksbegehrens kann noch bis einschließlich 1. Juli 2011 Unterstützungserklärungen für die Einleitungsphase des Bildungsvolksbegehrens sammeln. Der Ex-Vizekanzler im Interview mit der Kärntner WOCHE über das Bildungsvolksbegehren, die Missstände im Bildungssystem und das Sparen am falschen Ende.

WOCHE: Sie haben die erforderlichen 8032 Unterschriften für die Einleitungsphase des Bildungsvolksbegehren. Warum sammeln Sie weiter?
Hannes Androsch: Jede Unterschrift gilt schon für das Volksbegehren. Formell würden 8032 Stimmen genügen aber wir wollen ungleich mehr, um einen möglichst hohen Sockel zu erreichen, der dann schon angerechnet wird auf das Ergebnis des Volksbegehrens.

Im österreichischen Bildungssystem gibt es viel Reformbedarf?
Dies zeigen auch internationale Vergleiche oder die Klagen und Sorgen berufstätiger Mütter, die alleinerziehend sind. Es sind auch die Klagen der Wirtschaft. Zehn Prozent unserer jeweiligen Altersgruppen erfahren keine Ausbildung. Das ist eine Katastrophe für alle. Bildung ist unser wichtigster Rohstoff. Nur damit können wir die Zukunft gewinnen. Daher: Reform oder Niedergang!

Ihre Liste der Begehrlichkeiten ist lang. Sind das nicht überzogene Forderungen in Sparzeiten?
Nein, im Gegenteil. Es gibt genügend Einsparungsmöglichkeiten im Bildungssystem selbst. Wir haben eines der teuersten Bildungssysteme und eines der schlechtesten. Von zwei für das Bildungssystem ausgegebenen Euros, kommt nur ein Euro im Unterricht an. In anderen Bereichen geben wir verschwenderisch und ineffizient Geld in Milliardenhöhe aus.

Hat die Bildungsreform Ihrer Ansicht nach höhere Priorität als eine Steuer-, Finanz- und Verwaltungsreform?
Mit Abstand, denn darüber entscheidet sich die Zukunft der Bildung. Das ist auch eine Frage der Generationengerechtigkeit, der sozialen Gerechtigkeit und der Solidarität überhaupt.

Ist es nicht ein schlimmer Rückschritt bei der Bildung zu sparen? Spart man hier nicht am falschen Ende?
Hier zu sparen wäre kein Fehler, sondern ein Verbrechen.

Woher soll das Geld für das neue Schulsystem kommen?
Es ist ja vorhanden. Es wird nur für Frühpensionen, Hacklerregelungen und Umschulungen ausgegeben. Wir geben für 70.000 Umschulungen, die nichts bewegen, so viel aus wie für 220.000 Studenten - nämlich zwei Milliarden. Wieso haben wir 320.000 Arbeitslose trotz Umschulungen und 460.000 Gastarbeiter?

Ihr Sohn, Gregor ist gerade mal 14 Jahre alt. Ist das ein Motiv für Sie, weshalb Sie sich für das Bildungsvolksbegehren derart stark einsetzen?
Ja, bei meinem Sohn und den Enkelkindern erlebe ich es hautnah.

Stichwort schlechte Deutsch- und Mathematikkenntnisse der Schüler: Schuld sind wohl nicht allein Migrantenkinder - wer ist dann dafür zu verurteilen?
Das ist eine Ausrede. Das sind bildungsferne Schichten, die man, was die Sprache anbelangt, schwer erreichen kann. In einem Kindergartenjahr kann man das Defizit nicht ausgleichen. Wir brauchen ein breit angelegtes System von Ganztagsbetreuung im Vorschulalter, Ganztagsschulen und bessere Steuerungsmöglichkeiten bei den Universitäten - und wir brauchen mehr Mittel für die Forschung.

Österreichs Universitäten fehlt es an allen Ecken und Kanten: Glauben Sie der neue Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle wird etwas ändern können?
Er hat die Möglichkeit das zu verwirklichen, was er als Rektor und als Mitglied der Universitätskonferenz vertreten hat. Wir unterstützen ihn.

Wie düster sehen Sie Österreichs Zukunft?
Es ist eine Zukunft mit Potenzial, vorausgesetzt man macht die Hausaufgaben. Es liegt an uns, nicht nur an der Politik und den Politikern, sondern bei jedem Einzelnen von uns.

Autorin: Katja Auer

Anzeige
Ein Event für alle: THE LAKE ROCKS SUP FESTIVAL am Faaker See vom 9. -14. Mai.  | Foto: Andy Klotz Fotografie
24

THE LAKE ROCKS SUP Festival 2024
Paddelspaß für alle am Faaker See

Die Stand Up Paddel Welt blickt Anfang Mai wieder auf den Faaker See und macht das THE LAKE ROCKS Festival zu einem Event für jedermann: Es lädt zum Anfeuern, Ausprobieren und Mitpaddeln. FAAKER SEE. Villach wird einmal mehr seinem Ruf als DIE Paddelstadt im Alpen-Adria-Raum gerecht, wenn vom 9. bis 12. Mai 2024 das THE LAKE ROCKS SUP Festival zum dritten Mal in die Draustadt einlädt. Wettkämpfe, Rahmenprogramm und kostenlose Testmöglichkeiten bieten ein abwechslungsreiches Programm für...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.