„Religionen in den öffentlichen Raum“

Bischof Michael Bünker ist am Freitag Gast in Villach
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  • hochgeladen von Vanessa Pichler

Michael Bünker – der gebürtige Leobner ist in Radenthein aufgewachsen – ist seit 2007 Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich. Am Freitag ist er Gast der Veranstaltung des Europahauses in Villach. Im WOCHE-Interview spricht Bünker über Vielfalt, Minderheiten und Kärnten.

WOCHE: Sie halten einen Vortrag über Europa – ein persönliches Anliegen?
Bünker: Europa ist es wert, dass man sich dafür einsetzt. Es ist ein Zukunftsprojekt, kein nostalgisches im Sinne des christlichen Abendlandes. Solche Veranstaltungen können den Europagedanken aus christlicher Sicht stärken.

Welchen Beitrag leisten Evangelische Kirchen?
Die 105 Mitgliedskirchen im europ. Netzwerk sind großteils Minderheitenkirchen. Die Frage nach dem Umgang einzelner Länder mit Minderheiten ist deshalb einer unserer Schwerpunkte. Ob religiöse oder ethnische Minderheiten – sie sind ein Zeichen für die Vielfältigkeit des Lebens. Und diese muss keine Bedrohung sein.

Vielfalt und Einheit Europas sind also kein Widerspruch?
Man soll die Einheit nicht zum hohen Preis einer Uniformität erwirken. Das war in Europa nie Realität, wird es auch nie sein. Es braucht ohne Zweifel eine Hausordnung Europas, als Basis, auf die sich alle einigen: Demokratie, Menschenrechte und Gleichberechtigung der Geschlechter als Grundwerte.

Ein Rechtsruck ist europaweit zu beobachten – wie beurteilen Sie die Entwicklung?
Migration, das Unbekannte, verunsichert Menschen – verständlich. Die Frage lautet: Auf welchen Boden fällt dies?

Was können Europäer vom und im Glauben lernen?
Respekt vor anderen, und auch Achtung vor deren Religion.

Bedeutet zusammenwachsendes Europa auch Zusammenwachsen der Religionen?
Ja. Viele evangelische Gemeinden sind Vorreiter in der Begegnung mit muslimischen Nachbarn. Es ist für Muslime ebenso eine Herausforderung, ihren angemessenen Platz in der Gesellschaft zu finden – auch für das Ausleben ihrer Religion. Das ist ein langer Prozess und verlangt Gelassenheit.

Wie stehen Sie zum Begriff der „Islamisierung“?
Er unterstellt jedem mit muslimischem Glauben religiöse Absichten, wenn er in Europa leben möchte. Das stimmt ja nicht! Dass man in Freiheit und Demokratie miteinander lebt, macht Europa attraktiv. Man könnte genauso von einer Protestantisierung Österreichs sprechen, da zunehmend deutsche Evangelische zu uns kommen. Man muss bestehende Schwierigkeiten für das Zusammenleben sehen, aber in der richtigen Dimension.

Wie sehen Sie den Umgang in Kärnten mit Minderheiten?
Ich freue mich aufrichtig für die Slowenische Volksgruppe, dass der Zustand, den wohl auch im Land niemand mehr verstand, endlich gelöst werden kann. – Ihre Erfahrung deckt sich mit der von Evangelischen Christen vor vielen, vielen Jahren, die ihren Glauben hinter einer katholischen Fassade verstecken mussten. In Kärnten – wie in ganz Österreich – sind Minderheiten dann willkommen, wenn sie unsichtbar bleiben.

Mit welchen Folgen?
Es besteht die Gefahr, dass sich Parallelgesellschaften bilden. Das Ausleben der Religion braucht Platz im öffentlichen Raum – das gilt auch für den Islam. Befinden sich Gebetsräume nur in Kellergeschoßen, sind sie zwar unsichtbar, aber bedenklich.

Vortrag:
Am Freitag, 26. November, lädt das Europahaus Klagenfurt zu einem Informations- und Diskussionsabend. Titel der Veranstaltung: Der Beitrag der Evangelischen Kirchen zum zusammenwachsenden Europa.

Es referiert der Bischof der evangelischen Kirche in Österreich,
Michael Bünker. – Im Anschluss: Diskussion mit dem Publikum.

Ort und Zeit: Paracelsus-Saal im Rathaus Villach, um 18 Uhr.
Der Eintritt ist frei!

Unterstützt von der Stadt Villach, Bürgermeister Helmut Manzenreiter, der Kärntner Buchhandlung und der WOCHE.
Moderation: WOCHE-CR Uwe Sommersguter.

Interview von: Gerd Leitner

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