Kampf um die besten Jugendlichen beginnt
Rudolf Hundstorfer kann stolz auf die niedrigste Jugendarbeitslosenquote in der EU verweisen.
Die Jugendarbeitslosenzahlen sind schwankend. Tendenziell sind die Zahlen besser geworden, im Vergleich zu 2000 ist die Quote gestiegen. Das kann Sie nicht glücklich machen, oder?
HUNDSTORFER: In der Gruppe der 15- bis 19-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit leicht rückläufig, bei den 19- bis 24-Jährigen ist sie angestiegen. Das bedeutet, dass die Maßnahmen, die wir in den vergangenen Jahren gesetzt haben, bei den ganz Jungen greifen. Bei den älteren Jugendlichen haben wir noch Handlungsbedarf. Demnach bin ich nicht ganz glücklich.
Ein Blick außerhalb Österreichs zeigt, dass wir im EU-Vergleich die niedrigsten Jugendarbeitslosenzahlen haben. Was machen wir besser?
Wir schauen darauf, dass jeder 15- bzw. 16-Jährige bei Bedarf eine Ausbildung erhält, beginnend bei den Produktionsschulen bis hin zur klassischen dualen Berufsausbildung oder den überbetrieblichen Werkstätten. Dieses Zusammenspiel ist unser Erfolg.
Die Arbeitgeber kritisieren, dass die Schulausbildung Wissenslücken offen lässt. Ist der Druck gestiegen oder versagt das Bildungssystem?
Es ist eine Mischung. Die Lehrpläne sind dichter und anspruchsvoller geworden und wir haben heute viele Jugendliche, die alleine aufwachsen. Hinzu kommt, dass wir mehr Jugendliche mit Migrationshintergrund haben. Bei einem Teil davon hat die Berufsausbildung leider nicht denselben Stellenwert wie bei anderen.
Es gibt einen Fachkräftemangel. Konzentrieren sich Jugendliche zu sehr auf klassische Lehrberufe?
Das Bewusstsein dafür, dass es mehr als fünf oder sechs Lehrberufe gibt, steigt. Leider wurde die Lehre viele Jahre lang sehr abwertend beurteilt. Wir haben mit der Möglichkeit „Lehre mit Matura“ hier gegengesteuert. Nun kommen geburtenschwache Jahrgänge. Dadurch haben wir auch eine Auseinandersetzung um die besten 15-Jährigen.
Autorin: Karin Strobl
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.