Abwehranlagen für künstliche Gewässer
Die Fischotter-Problematik aus der Sicht von Fischotterberater und Fischereibetriebsbesitzer.
SIRNITZ (mk). Fischotterberater Markus Kranz und Fischereibetriebsbesitzer Markus Payr aus Sirnitz verraten der WOCHE, wie sie dem Fischotterproblem begegnen. Momentan wird in der Fischzucht Payr an einem Fischteichzaun gearbeitet, der die Fisch-Räuber fernhalten soll.
Damals – Heute
"Eine Umsiedelung von Fischottern ist in meinen Augen keine Lösung, Abwehranlagen für "künstliche" Stillgewässer sind da viel sinnvoller", sagt Andreas Kranz, Fischotterberater für das Burgenland und die Steiermark, der auch an einigen Projekten in Kärnten mitwirkt. "Anfang der 90er-Jahre war der Fischotter in Kärnten fast ausgestorben, erst durch die Schonvorschriften konnte er sich mit der Zeit wieder erholen. Vor ungefähr vier Jahren ging dann der Fischotterbestand rasant nach oben."
Natürliche Selbstregulierung
"Das Problem ist das Überangebot an Fischen in den intensiv bewirtschafteten Fischteichen. Das Einzäunen der "künstlichen" Gewässer soll helfen, dass sich der Fischotter in Zukunft, gemäß seiner natürlichen Ausbreitung, lediglich an den Flüssen ansiedelt. So soll das Gleichgewicht wiederhergestellt werden und eine natürliche Selbstregulierung eintreffen. Der Fischotterbestand wird sich so dem Fischangebot in den Fließgewässern anpassen", so Kranz.
Hohe Schäden
"Fische in Fischzuchten stellen für Otter eine leichte Beute dar, verständlich, dass sie sich hier ihre Nahrung holen", meint Markus Payr, Fischereibetriebsbesitzer aus Sirnitz. "Der Betrieb leidet jedoch darunter, der Schaden beträgt mehrere Tausend Euro pro Jahr. Mithilfe einer Wildkamera konnten wir die Otter auf frischer Tat ertappen, da wussten wir, es muss etwas unternommen werden", berichtet Payr.
Förderungen
"Der Großteil unserer Teiche soll eingezäunt werden, natürlich ist das sehr zeit- und kostenaufwändig. Allerdings gibt es die Möglichkeit, Förderungen für die Abwehranlagen beim "Europäischen Meeres- und Fischereifonds" zu beantragen. Gewerbliche Fischzuchten, Angel- und Hobbyteiche können diese Unterstützung von ungefähr 30 Prozent der Kosten in Anspruch nehmen. So können sowohl der Betrieb als auch der Fischotter erhalten bleiben und eine friedliche Lösung gefunden werden", so Markus Payr.
Fischotterbestand regulieren
Der Fischotter zählt zu den besten Schwimmern der Landraubtiere und gehört zur Familie der Marder. Er ist in fast ganz Europa verbreitet, nicht nur in Süß-, sondern auch in Salzgewässern.
Großes Nahrungsangebot
Überwiegend ernährt sich das sowohl tag- als auch nachtaktive Tier von kleinen Fischarten, die langsam und geschwächt sind und dient daher im Normalfall zur Gesundhaltung der Fischbestände in Flüssen und Bächen. Allerdings hat sich das in den letzten Jahren geändert. "Insbesondere in den Mittel- und Unterkärntner Fließgewässern ist eine deutliche Abnahme von 80 bis 95 Prozent des Fischbestandes festzustellen, die auf den Einfluss des Fischotters zurückzuführen ist", so heißt es im Jahresbericht des Landesfischereiinspektors. "Der Fischotter frisst nicht nur Fische wie die Regenbogen- oder die Bachforelle, er jagt auch Enten, Frösche, Flusskrebse und Ähnliches", so der Wildbiologe der Kärntner Landesregierung Roman Kirnbauer.
Auf Augenhöhe sein
Allerdings sei der Fisch Hauptnahrungsquelle, was zunehmend zum Problem wird, da der Fischotterbestand in Kärnten drastisch zugenommen hat. Zahlreiche Schadensmeldungen liegen von Teichbesitzern und Fischereiberechtigten vor. Gemäß des Kärntner Jagdgesetzes ist der Fischotter allerdings ganzjährig geschont und darf daher weder bejagt noch gefangen werden. Entnahme, Fang oder Abschuss sind nur unter eingeschränkten Bedingungen möglich.
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