LR Tina Widmann im Interview: "Weiß, was ich kann"

Wie sie widerspenstige Neo-Österreicher dazu bringen will, ihre Ehefrauen Deutsch lernen zu lassen, in welcher Angelegenheit sie beim Bund auf Einsicht hofft und warum sie ihr privates Facebook-Profil weiter laufen lässt, erzählt LR Tina Widmann im BB-Gespräch.

Sie sind seit sechs Wochen Landesrätin, wie ist das Leben als Politikerin?
TINA WIDMANN: „Mein Arbeitstag beginnt manchmal um fünf Uhr früh – weil ich ja aus dem Pinzgau in die Landeshauptstadt pendle und das bei den derzeitigen winterlichen Verhältnissen eine Herausforderung ist. Die Zeit mit der Familie verschiebt sich nach hinten, in die späteren Abendstunden. Aber das Grundlegende, das sich verändert hat, ist das Zusammentreffen mit vielen Menschen, so wie ich es mir früher nicht vorstellen hätte können. Das ist sehr spannend.“

Wie schwierig ist es, die Nachfolgerin einer beliebten Politikerin wie Doraja Eberle zu sein?
TINA WIDMANN: „Es ist nicht schwierig, sondern besonders schön. Wenn man im Glanz von jemandem steht, sollte man nicht auf den Schatten schauen, sondern man kann auch anfangen, selbst zu glänzen. Ich weiß, was ich kann und was nicht. Ich war schon früher in vielen Bereichen meiner Ressorts aktiv – nur halt auf einer anderen Ebene.“

Muss man als Politiker beliebt sein, um Erfolg zu haben?
TINA WIDMANN: „Ich drehe es um: Um ein guter Politiker zu sein, muss man auch unliebsame Entscheidungen treffen. Politiker, die immer nur ‚Hihi‘ und ‚Haha‘ von sich geben – das kann auf Dauer nicht gut gehen.“

Was wird Ihre erste unliebsame Entscheidung sein?
TINA WIDMANN (lacht): „Ich habe wie Sie wissen 100 Tage Schonfrist und die sind noch nicht vorbei. Ich kann das also jetzt noch nicht beantworten, aber es wird sicher auch solche Entscheidungen von mir geben.“

Laut unserer Umfrage trauen nur 15 Prozent der Salzburger Bevölkerung der ÖVP zu, zukunftsträchtige Konzepte für Integration und Zuwanderung zu entwickeln. Grüne, SPÖ und FPÖ liegen hier vorne. Das Ressort liegt aber nicht erst seit Ihnen in ÖVP-Händen.
TINA WIDMANN: „Kann es sein, dass Asyl und Integration verwechselt und vermischt werden? Eine andere Erklärung habe ich dafür nämlich nicht. Und ich bin sicher, dass wenn man hier ein bisschen Zeit gibt, sich die Meinung umdrehen wird.“

Woran werden wir bis zum Sommer Ihre Handschrift in der Regierung erkennen?
TINA WIDMANN: „Ich will eine ‚Landesrätin for you‘ sein – und viele Gespräche mit der Basis führen. Im Jänner starte ich damit bei den KindergartenpädagogInnen und dann kommen sukzessive alle anderen Bereiche dran. Der direkte Kontakt zu den Menschen – vor allem zur Jugend – ist mir generell sehr wichtig. Deshalb lasse ich auch – obwohl ich dafür schon gerügt worden bin – mein privates Facebook-Profil weiter laufen. Und ich werde Doppelgleisigkeiten vermeiden – statt drei, vier oder fünf Projekten etwa zur Gewaltprävention lieber einen dicken roten Faden dazu spinnen.“

Sie sind evangelische Religionspädagogin, wie wichtig ist Ihnen Religion?
TINA WIDMANN: „Der Glaube und diesen in der Gemeinschaft zu erleben, sind etwas sehr, sehr Wichtiges in meinem Leben. Mein Mann und ich empfehlen uns jeden Tag in einem Moment der Stille in die Hände Gottes. Und auch wenn ich in der Landesregierung etwas sage, bete ich zu Gott, dass er mir den richtigen Ton gibt, dass er mir hilft, ruhig zu bleiben. Der Glaube hat mir in schwierigen Situationen schon viel geholfen.“

Wie verträgt sich Ihre Religiosität mit dem Bereich Integration und den vielen verschiedenen Religionsgemeinschaften in Salzburg?
TINA WIDMANN: „Ich betrachte Toleranz als christlich-sozialen Wert und der gebietet es mir, Zugehörige anderer Religionsgemeinschaften zu akzeptieren. Ich habe sehr viel mit Muslimen zu tun gehabt und noch nie hat es da irgendein Problem gegeben.“

Ihr Parteikollege, der Halleiner Bürgermeister Christian Stöckl, sieht hier sehr wohl Probleme, allen voran mit Türken, die ihre Töchter nicht zum Schwimmunterricht schicken wollen. Er hat unter anderem gefordert, dass integrationsunwilligen Paaren die Familienbeihilfe gekürzt oder gestrichen wird.
TINA WIDMANN: „Ob das die Lösung ist, weiß ich noch nicht. Aber in Bregenz gibt es ein spannendes Projekt: Dort richten sich spezielle Integrationskurse genau an solche Männer, die nicht wollen, dass ihre Frauen Deutsch lernen und Ähnliches – und das anscheinend mit Erfolg. Ich werde mir das sicher anschauen und möglicherweise für Salzburg adaptieren.“

Der Bund hat angekündigt, den Kindergarten- und Sprachförderungszuschuss vorläufig zu streichen.
TINA WIDMANN: „Das wäre wirklich eine Katastrophe – gerade jetzt, wo sich etwas bewegt und die frühkindliche Sprachförderung sich so gut etabliert hat. Ich werde jedenfalls für den Erhalt kämpfen.“

Was haben Sie in der Hand, um den Bund unter Druck zu setzen?
TINA WIDMANN: „Da kann man nur auf Einsicht hoffen.“

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