„Verschwendung endlich stoppen!“
Investieren in ein Energiesparkonzept, anstatt neue Kraftwerke bauen! - dafür plädiert Univ. Prof. Lötsch
RAMINGSTEIN/TAMSWEG. Am Dienstag der Vorwoche fand ein Expertengespräch zum geplanten Ausleitungskraftwerk Kendlbruck in der Wirtschaftskammer in Tamsweg statt. Die Öffentlichkeit - das heißt auch das Bezirkblatt Lungau - war von diesem Treffen ausgeschlossen. Der anerkannte Ökologe, Univ. Prof. Bernd Lötsch, der sich generell gegen den weiteren Ausbau der Wasserkraft ausspricht, konnte für ein Vorab-Interview gewonnen werden.
Was spricht gegen das geplante Ausleitungskraftwerk Kendlbruck?
Lötsch: „Man kann nicht einfach über die Menschen drüberfahren, wenn ein öffentliches Gut und zentrales Lebenselement des Lungau-Tourismus an die E-Wirtschaft verkauft wird, um marode Staatskassen zu sanieren. Natürlich ist man als Ökologe entrüstet wenn das mit Engelszungen als Weg zur Energie-Autarkie oder Entlastung von Österreichs Klimaschuld beworben wird. Werbelügen sind offenbar straffrei. In den 1970er Jahren hat ein bereits hochindustrialisierten Österreichs 90 Prozent seines Stroms rechnerisch aus Wasserkraft gewonnen. Seither baute man pausenlos Wasserkraftwerke - derzeit 3.800 in Österreich. Der Wasserkraftanteil an unserem Strom liegt momentan bei 59 Prozent - durch gedankenlose Förderung der Verschwendung. Zudem: Im Ökomasterplan Flussadernetz Österreich, erstellt durch den WWF mit Hydrologen und Wasserbauexperten der BOKU Wien, in Absprache mit dem Umweltministerium, ist hinsichtlich der Länge der zusammenhängenden freien Fließstrecke, die Mur als sehr hoch zu schützen vermerkt, hinsichtlich des morphologischen Zustands, als hoch zu schützen.“
Woher soll der Strom der Zukunft Ihrer Meinung nach anstelle dessen kommen?
Lötsch: „Er, der Strom, ist längst da. Mehr als das vernünftige Maß ist schon ausgebaut. Im Übrigen ist Wasserstrom fast ausschließlich Sommerstrom und zieht daher im Winter, wo wir am meisten Strom verbrauchen, zwanghaft kalorische Importe nach. Der Wettlauf mit uns selbst ist nicht zu gewinnen. Zu glauben, dass wir einen ungebremst verschwenderischen Verbrauchszuwachs durch immer mehr Kraftwerke gerecht werden können, ist ausgeschlossen. Die intelligentere und sorgsamere Nutzung ist das Um und Auf. Man kann aus den vorhanden Kapazitäten bis zu fünffachen Nutzen ziehen. Ein Energiesparkonzept refinanziert sich gleich wie der Bau von neuen Kraftwerken. Reele Investition wären notwendig. Anstatt in Laufkraftwerke soll man in Effizienzmaßnahmen und Ökologisierung unseres Energiehaushalts investieren. Dieses Großprojekt der 1.000 Schritte hat leider keine Energie-Lobby hinter sich, wie die Befürworter des weiteren Ausbaus.“
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