Reines Gewissen als Goodie

- Claro-Chef Josef Dygruber demonstriert mit Stolz die Wirkung des Tabs für die Auto-Wischeranlage.
- hochgeladen von Stefanie Schenker
In der Schule hat er Chemie als „unerfreulich“ erlebt, heute verdient Josef Dygruber damit sein Geld.
„Langweilig und reinster, theoretischer Frontalunterricht“ – das fällt Claro-Chef Josef Dygruber ein, wenn er an die Chemiestunden in der HAK zurückdenkt. Dabei könnte es viel spannender sein – etwa mit einem oder zwei Praxisjahren, auch wenn sich dadurch die Schulzeit verlängert. „Wenn man als Schüler ein Jahr lang in einer Entwicklungsabteilung mitarbeiten dürfte, dann hätten wir viel mehr begeisterte Chemieschüler und später dann -techniker.“
So wie bei Claro: Dort gibt es eine eigene Entwicklungsabteilung, die ständig an Neuerungen tüftelt. Sechs Monate und 150.000 Euro haben die Experten in das Scheibenwischer-Tab investiert, das seit rund einem Monat am Markt ist.
Wie es funktioniert, demonstriert Dygruber gerne selbst. Er wirft das hellblaue Tab in einen Wasserkrug und lächelt. Das Produkt löst sich binnen Minuten im kalten Wasser auf, aus dem klaren Wasser wird eine türkisfarbige Reinigungslösung für die Scheibenwischanlage. Phosphatfrei übrigens, wie alle Claro-Produkte.
Kein „Öko-Taliban“
Auf den Umweltaspekt hat der Salzburger in seinem Unternehmen im oberösterreichischen Mondsee von Anfang an gesetzt. Nicht weil er ein „Öko-Taliban“ sei, sondern weil er sich von den anderen Anbietern abgrenzen wollte. „Mein Kerngeschäft sind Geschirrspülreiniger. Dass die volle Leistung bringen, setzt der Kunde voraus. Diesen Anspruch befriedigen wir selbstverständlich, das macht aber auch die Konkurrenz.“
Und die ist groß, Benckiser etwa ist mittlerweile ein an der Londoner Börse notierter Multi. Je größer die Multis wurden, desto größer wurde auch die Nische dazwischen – und darauf habe er sich konzentriert. „Vor mittlerweile 16 Jahren hat niemand auf Claro gewartet“, erinnert sich Dygruber und ergänzt: „Die ersten Jahre waren schon hart, man muss schon fast ein bisschen besessen sein und man muss hundertprozentig hinter seinem Produkt stehen.“ Für Claro bedeutete das „Umweltfreundlichkeit“ – quasi als „Goodie“ zur ohnedies vorausgesetzten Performance dazu. Mit Umweltschutz lässt sich also Geld verdienen? „Absolut“, sagt Dygruber, „Schauen Sie Claro Tabs an, die sind ja nicht billig, wir sind da im oberen Preissegment und darauf bin ich schon stolz.“
Ruhepausen gibt es in der Branche übrigens nicht. „Wir arbeiten jetzt mit Hochdruck an einem Scheibenwischer-Tab mit Frostschutz für den Winter 2012“, verrät Dygruber.
Josef Dygruber wuchs in Adnet auf und begann seine Karriere zunächst bei einer Bank. Schon bald wechselte er zum Reinigungsmittelriesen Benckiser. Mit 26 Jahren gründete er „Claro“ mit Sitz in Mondsee. Heute setzt er mit 17 Mitarbeitern rund 17 Millionen Euro Umsatz um. Die Exportquote beträgt 55 Prozent, Hauptabsatzmärkte sind Deutschland, Slowenien, Slowakei, Tschechien, Ungarn, Polen, Iran und Russland. Claro produziert jährlich rund 200 Millionen Geschirrspülreinigungstabs.


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