Ein Blick in die Geschichte von Floridsdorf
Geschichte und Geschichten haben die 76-jährige Agnes Bernhart schon immer interessiert. Deshalb sammelt sie Erinnerungen aus vergangenen Zeiten und stellt Vergleiche zur Gegenwart her.
FLORIDSDORF. „Wissen Sie, was hier einmal war“, mit diesem Satz fangen viele der Geschichten von Agnes Bernhart an. Die gelernte Fotografin und Religionslehrerin hat Vergangenes gesammelt, mit Hintergrundinformationen aufbereitet und so eine Art Chronik vom Donaufeld zusammengetragen. Seit 2003 hält sie auch fotografisch die Veränderungen im Donaufeld fest.
Mit diesen Geschichten, den alten Ansichten der Straßenzüge und mit Aussichten, die nach einer Verbauung nicht mehr sichtbar sein werden, wird Agnes Bernhart auch im Herbst in der Gebietsvertretung zu sehen sein. „Dabei bin ich der Entertainer für Kinder“, lacht die rüstige Pensionistin, die weiß, dass Kinder Geschichten hören möchten. So sind auch die lustigen Omageschichten aus der früheren Zeit entstanden, die Greißlergeschichten oder die Geschichten der Gärnter. Erzählt hat sie diese Geschichten bei Grätzelfesten oder im Bezirksmuseum, wo sie seit vielen Jahren mitarbeitet.
Spaß am Schreiben
Das Interesse für Geschichtliches und Geschichten ist in der Familie von Bernhart fast schon Tradition. Ihr Vater war Lehrer, Schriftsteller und Literaturpreisträger, ihr Mann hat ihr Interesse an Geschichte und Volkskunde geteilt und ihr Enkel studiert Zeitgeschichte. Selbstverständlich wohnt Agnes Bernhart auch an einem geschichtsträchtigen Ort. Die ehemalige Hutweide des Donaufeldes, mit den für den Kampf gegen Napoleon errichteten Schanzen, wurde 1927 parzelliert und bebaut. Anfangs hielt man sich Ziegen, Hühner und Hasen, heute stehen hier Einfamilienwohnhäuser.
„Ich habe so viele Ideen, ich müsste 100 Jahre alt werden“, lacht Bernhart und erzählt vom heimlichen Bezirkszentrum: Am Hoßplatz stand im Mittelalter eine Zollstation und ein Galgen. Er wurde Jodlspitz genannt und hat sich seither stark verändert. Bernhart kann auch zu fast jeder Hausnummer im Donaufeld etwas erzählen: So stand in der Donaufelder Straße 105 das Lebensmittelgeschäft der Familie Haumer, spätere Badstöber, die für ihre Töchter eine schöne Aussteuer zusammenstellen konnte, die Bälle besuchten, nach Italien zum Baden fuhren und sogar eine Flugreise nach München machten. Heute steht hier ein Wohnblock.
Gleichgesinnte gesucht
Damit solche Geschichten und auch fotografische Dokumente nicht verloren gehen, möchte Agnes Bernhart gerne in anderen Bezirksteilen Interessierte zum Dokumentieren ihrer Grätzel motivieren. „Lediglich das Katalogisieren ist ein echtes Problem“, betont Bernhart, die sich auch hier für Lösungen offen zeigt.
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