Porträt
"Papa, du kannst das – also mach es!"

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UNTERWEITERSDORF. Schon im Alter von 16 Jahren trat Günther Zillner, Jahrgang 1960, in die SPÖ Unterweitersdorf ein. Er fungierte als Kulturreferent in der Jungen Generation, die er gemeinsam mit einigen Freunden bildete. "Wir haben damals im Gasthaus Krieger Discos mit Musik von Deep Purple, Slade oder Suzi Quatro abgehalten", erinnert sich der Unterweitersdorfer Bürgermeister, der seit 2. Juli 2020 im Amt ist. Natürlich ging’s der jungen Gang damals vorwiegend um die Gaudi, aber es wurden auch ernsthafte Themen besprochen. "Das war mir als Kind eines Arbeiters bei den Stickstoffwerken schon sehr wichtig."
Parteibuch hingeschmissen
Doch die Liaison Zillner/SPÖ hielt nicht einmal ein Jahrzehnt. Als Student der Handelswissenschaften in Wien bekam Zillner 1984 die Auseinandersetzung rund um die Hainburger Au live mit. Er bekundete seine Sympathie mit den Besetzern und besuchte sie mehrmals. Das rote Parteibuch schmiss er hin, als SPÖ-Landwirtschaftsminister Günter Haiden die Au-Besetzer als "Holzdiebe" bezeichnete. Der Ärger darüber war groß und dauerte bis 1995. Seitdem ist Zillner, Vater von drei erwachsenen Kindern, wieder in der Partei. 2013 übernahm er den Fraktionsvorsitz der Unterweitersdorfer SPÖ.
Eine Zeit lang wie gelähmt
Das kam damals ähnlich überraschend wie 2020 seine Wahl zum Bürgermeister. Nach dem plötzlichen Tod von Rudolf Brandstetter, der auf Wilhelm Wurm hätte folgen sollen, herrschte in der SPÖ nicht nur tiefe Betroffenheit. "Wir waren eine Zeit lang wie gelähmt", sagt Zillner, der seit 1999 selbstständig ist und ein Kommunikationsbüro betreibt. Er wollte sich nicht vordrängen, aber als sich herauskristallisierte, dass für mögliche Kandidaten der Zeitpunkt zu früh oder aus beruflichen Gründen ungünstig war, ging der Kelch schließlich nicht an ihm vorüber. Bekräftigt hat ihn auch sein Sohn Edwin, der meinte: "Papa, du kannst das – also mach es!"
Kompetentes und loyales Team
Das erste knappe halbe Jahr als Bürgermeister ist gut vorübergegangen. Zillner kann sich auf die Kompetenz und Loyalität eines tollen Teams verlassen. Die Arbeit macht ihm großen Spaß: "Sie ist vielfältig und abwechslungsreich." Nachbarschaftsstreitigkeiten, bei denen er sein Geschick als Mediator versucht, gehören ebenso zum Geschäft wie die großen Themen, die Unterweitersdorf bewegen: Revitalisierung des Ortszentrums, Regiotram und Ausbau der Wirtschaftskraft.
Dörfliche Seele und Identität
"Wenn ein Ort kein Zentrum hat, verliert er seine dörfliche Seele und seine Identität", sagt Zillner. Darum legen er und alle im Gemeinderat vertretenen Parteien großen Wert auf die Revitalisierung des Ortskerns. Das Gemeindeamt selbst setzt dazu im Frühjahr einen wichtigen Schritt, wenn seine Räumlichkeiten ausgebaut werden. Es bekommt nicht nur ein großzügigeres Bürgerservice, sondern auch einen Veranstaltungssaal, der sogar für Bälle geeignet ist. Nachdem das Gasthaus Preinfalk geschlossen hatte, gab es in Unterweitersdorf keine passende Location mehr. Bälle mussten unter hohem Aufwand in der Aula der Volksschule abgehalten werden.
Bäume, Bänke und Brunnen
Den Platz, auf dem das 2006 abgerissene Gasthaus Krieger stand, hat die Gemeinde in Pacht. Er dient derzeit als Abstellfläche für Autos. Geht es nach Zillner, dann soll dieser aufgewertet werden: "Wir möchten Bäume pflanzen, vielleicht einen Trinkwasserbrunnen errichten und Bänke aufstellen." Ziel sei es, einen Platz zum Verweilen und einen Treffpunkt zu schaffen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße befindet sich die Bäckerei Fenzl. Dort soll es in Zukunft auch ein Café und eventuell andere Dienstleister geben. Die Gemeinde ist auch auf der Suche nach einem Arzt, der sich dort niederlassen möchte.
Regiotram: Detailplanung vorantreiben!
Apropos niederlassen: Das haben in den vergangenen 15 Jahren zahlreiche Firmen am Inkoba-Gewerbegebiet an der Grenze zu Wartberg ob der Aist getan. "Ein erfolgreiches Projekt, das vielen Menschen aus der Region das Pendeln nach Linz erspart", sagt Zillner. Einziger Wermutstropfen: Aufgrund der noch immer fehlenden Detailplanung für die Regiotram von Pregarten nach Linz muss nach wie vor ein 30-Meter-Korridor freigehalten werden. "Erst wenn der Gleisverlauf steht, können wir anfangen, weitere Gründe zu aktivieren." Sein Wunsch: Die Planung so schnell wie möglich durchführen und 2023 mit dem Bau beginnen. "Wir möchten nicht mehr länger Anfragen von Firmen zurückweisen müssen, die sich bei uns ansiedeln wollen."



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