Millionen im giftigen Boden versenkt
Die Nitratbelastung im Weinviertler Grundwasser ist trotz Millionen an Fördergeldern gestiegen.
BEZIRK. Der Rechnungshof prüfte die Investitionen und Maßnahmen zur Entlastung des Grundwassers im Weinviertel. Die vernichtende Bilanz: Trotz Förderinvestitionen von 6,78 Millionen Euro, um die Nitratbelastung im Grundwasser zu verringern, ist die tatsächliche Belastung gestiegen.
Helga Krismer, Klubobfrau der Grünen im NÖ Landtag, sieht den Verursacher in der intensiven Landwirtschaft: "Es ist unverantwortlich, das Verursacherprinzip zu negieren. Die Landwirte müssen nicht dokumentieren, was in den Boden hineinkommt und die AMA kontrolliert nicht." Sie fordert daher ordentliche, lückenlose Kontrollen und eine standardisierte Dokumentation für die Landwirte, damit die Wasserlieferanten wie Gemeinden und Wasserwerke die Daten rechtzeitig bekommen.
Chemischer Cocktail
Nicht nur Nitrate, sondern auch Pestizide und Metabolite belasten das Trinkwasser: "Wir mischen das Nitrat auf die 50er-Grenzwerte, aber über die Nahrungskette kommt der chemische Cocktail wie ein Bumerang zurück. Es gibt noch keine Studien über die gesundheitlichen Folgen für den Menschen", so Krismer. Sie fordert daher verbesserte Wasserrahmengesetze und Förderungen für die Landwirte, da der wirtschaftliche Druck steigen wird: "Wir wollen, dass produziert wird, aber hier wird Steuergeld verschwendet", stellt sie klar.
Andreas Leidwein, Pflanzenschutzbeauftragter der Landwirtschaftskammer, sieht die Schuld nicht bei den Landwirten: "Die Bauern haben eine Aufzeichnungspflicht bei Pflanzenschutzmitteln. Die AMA kontrolliert und wir arbeiten mit standardisierten Produkten, da weiß man, was drin ist." Die Landwirtschaft würde dem Stickstoffabfall durch den Pflanzenanbau entgegenwirken, intensive Düngung gäbe es nur bei Mais: "Man düngt auf Bedarf. Die Bauern können sich das anders gar nicht leisten", so Leidwein.
Zu wenig Kontrollen
"Die AMA kontrolliert nicht einmal zwei bis drei Prozent", kontert Amrita Enzinger, grüne Landtagsabgeordnete. Auf Bezirksebene sieht sie Versäumnisse bei der Bezirkshauptmannschaft: "Ab 175 kg Nitrat pro Hektar und Jahr muss die BH ein Bewilligungsverfahren einleiten. Im letzten Jahr wurde kein einziges Verfahren geführt."
"Ohne Ansuchen, kein Verfahren", erklärt Wolfang Merkatz, Bezirks-hauptmann-Stellvertreter, "wir sind nicht für die Kontrollen zuständig."
Krismer pocht auf die politische Verantwortung: "Der Schutz der Wasserversorgung steht in der Verfassung. Es ist unsere Aufgabe, den Menschen unbelastetes Trinkwasser zur Verfügung zu stellen."
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