Gesundheit
Autismus – was ist das eigentlich?

Autismus ist eine seltene Entwicklungsstörung, die mehr als ein Prozent der Bevölkerung betrifft. | Foto: Photographee.eu-stock.adobe.com
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Immer häufiger hört man von Autismus. Wir haben mit Elisabeth Sternbacher-Gabriel, Klinische Psychologin aus Hermagor, genau über dieses Thema gesprochen.

Autismus ist eine Beeinträchtigung, von der viele Leute gar nichts wissen. Was ist eigentlich Autismus? Was kann man sich darunter vorstellen?
Elisabeth Sternbacher-Gabriel: Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist im Grunde keine Erkrankung. Es handelt sich hierbei um eine veränderte Entwicklung von Beginn an. Menschen im autistischen Spektrum haben tiefgehende Probleme in der sozialen Interaktion und Kommunikation und zeigen wiederholende und stereotype Verhaltensweisen und Interessen. Die Symptomatik präsentiert sich sehr unterschiedlich in Abhängigkeit vom Schweregrad, dem Alter und dem Entwicklungsstand.

Was ist die Ursache dieser Erkrankung?
Bei der Autismus-Spektrum-Störung handelt es sich um eine neurobiologische Störung mit genetischem Hintergrund. Einfach formuliert könnte man sagen, das Gehirn verarbeitet soziale Signale weniger intensiv und arbeitet weniger vernetzt, wodurch der Umgang mit sozialen Situationen herausfordernd wird und es auch zu einer hohen Detailwahrnehmung oder besonderen Begabungen in Teilbereichen kommen kann.

Welche Merkmale weisen Autisten auf? Wie erkennt man Autismus?
Die Merkmale der ASS zeigen sich meist sehr früh, oft vor dem dritten Lebensjahr. Bei Betroffenen mit unauffälliger kognitiver Entwicklung können die Symptome hingegen erst im Kindes- und Jugendalter stärker sichtbar werden. Menschen mit Autismus können soziale und emotionale Signale nur schwer einschätzen und haben auch Schwierigkeiten, diese auszusenden. Die Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen oder die Verhaltensanpassung an soziale Situationen sind erschwert. Die Betroffenen zeigen ein hohes Bedürfnis nach Gleichförmigkeit. Die Anpassung an Veränderungen oder Unerwartetes fällt meistens sehr schwer.

Wie geht man mit Autisten richtig um? Worauf sollte man hier achten?
In erster Linie so, wie man es sich für sich selbst wünscht: freundlich, wertschätzend und offen. Unterstützend wirken sich eine klare Kommunikation, das Vermeiden von Sarkasmus und Ironie, ein ruhiger Umgang, aber auch eine ruhige und klar strukturierte Umgebung aus. Menschen mit ASS haben meist ein wortwörtliches Verständnis von Sprache. Eine typische Antwort auf die Frage „Gehst du gerne in die Schule?“, wäre beispielsweise: „Nein, ich fahre lieber mit dem Bus.“

Wie unterstützt beziehungsweise therapiert man Autismus? Welche Hilfestellungen gibt es für betroffene Personen?
Es gibt mittlerweile viele autismusspezifische Therapieformen, die sich am Entwicklungsstand der Betroffenen orientieren. Wichtig ist, dass die Therapie relativ früh im Kindergartenalter ansetzt, weil hierdurch die autistischen Kernsymptome nachhaltig gemildert werden können. Spezielle Therapieangebote in Kärnten gibt es für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, unter anderem über die AVS (Frühförderung), die Familienberatungsstelle Inklusion Kärnten oder die Beratungsstelle MiAS der Diakonie. Menschen mit ASS sind Teil unserer Gesellschaft. Ein offener Umgang mit dem Störungsbild und auch ein Verständnis für die Bedürfnisse und Stärken der Betroffenen sind wichtig. Wesentlich wäre es, die Partizipation der Betroffenen in wichtigen Lebensbereichen vom Kindergarten bis zum Beruf noch stärker zu ermöglichen.

Was ist Ihnen zu diesem Thema noch wichtig?
Eltern autistischer Kinder sind häufig mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ihr Kind nicht autistisch, sondern einfach nur falsch erzogen sei. Autismus hat nichts mit falscher Erziehung zu tun, sondern kann jeden treffen. Zum Schluss möchte ich noch einige Stärken autistischer Menschen aufzählen: Sie sind unverstellt, ehrlich, zuverlässig, haben ein außergewöhnliches Auge für Details, manchmal auch starke analytische Fähigkeiten und ein hohes Fachwissen in Teilbereichen.

Autismus ist eine seltene Entwicklungsstörung, die mehr als ein Prozent der Bevölkerung betrifft. | Foto: Photographee.eu-stock.adobe.com
Elisabeth Sternbacher-Gabriel ist Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin und Vertragspsychologin. | Foto: Privat
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