Sucht
Der lange Kampf gegen die Abhängigkeit

Der Weg aus der Sucht ist alleine kaum schaffbar. Sich professionelle Hilfe zu suchen ist unbedingt notwendig. | Foto: Pixabay
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Die Abhängigkeit ist ein Teufelskreis, aus dem man sich aus eigener Kraft kaum befreien kann.

GAILTAL. Die Sucht ist eine Abhängigkeitserkrankung – entweder nach einem Stoff, beispielsweise Alkohol oder Drogen, oder nicht stoffgebunden. Dazu zählen zum Beispiel spielen, einkaufen, Sex oder arbeiten. Das Wort Sucht beschreibt also eine krankhafte Abhängigkeit von einem bestimmten Verhalten und schädigt sowohl den Körper als auch den Geist. Kurt Brückler ist Psychologe und Psychotherapeut. Bei seiner Arbeit für den Psychosozialen Dienst der AVS Hermagor wird er regelmäßig mit dem Thema Sucht konfrontiert. Für viele Betroffene ist Brückler eine der ersten Anlaufstellen und berät in direkten, aber auch telefonischen Gesprächen Suchterkrankte.

Kontrollverlust

Das wohl entscheidendste Merkmal einer Suchterkrankung ist der Kontrollverlust. Lange wird der Kontrollverlust geleugnet, obwohl Betroffene es selbst immer wieder mitbekommen und ahnen, dass etwas nicht mehr stimmt. Hingegen bemerken das Umfeld und die Angehörigen schon sehr früh, dass die Betroffenen die Kontrolle verloren haben und Hilfe benötigen. „Kontrollverlust erkennt man daran, dass man gerne aufhören möchte, aber es einfach nicht schafft, davon wegzukommen. Man verspürt einen innerlichen Drang, der zum Weitermachen animiert und hat ein Gefühl, das jetzt zu brauchen“, beschreibt Brückler den Begriff. Ab wann der Kontrollverlust tatsächlich einsetzt, ist dabei sehr individuell zu betrachten.

Körperliche Reaktionen

Bei stoffgebundenen Süchten kommen mit der Zeit auch körperliche Reaktionen ins Spiel, wenn das Mittel nicht zur Verfügung steht: zum Beispiel Zittern, Schwitzen, Nervosität oder muskuläre Anspannung. So signalisiert der Körper, dass er die „Droge“ braucht. Bei stoffungebundenen Süchten macht sich eine Abhängigkeit vielmehr durch psychische Reaktionen bemerkbar. Man verspürt eine innere Anspannung, Unzufriedenheit und einen Drang, wenn das Suchtmittel nicht „konsumiert“ wird. Geht der Entzug über einen längeren Zeitraum, kann das Gefühl der Frustration auch in Aggression umschlagen.

Schleichender Prozess

Eine große Rolle dabei spielt auch die seelische Gesundheit. „Zuerst verspürt man beim Gebrauch der Droge ein befriedigendes Gefühl, entspannt sich und ist locker. Mit der Zeit sucht man diesen Zustand immer öfter auf. So gewöhnt sich auch der Körper, langsam aber doch, daran. Die Substanz wirkt aber weniger, weshalb man mehr davon braucht, um die gleiche befriedigende Wirkung zu erzielen. Von der Gewöhnung rutscht man schließlich in die Abhängigkeit. Man sucht nicht mehr aus freien Stücken, sondern fühlt sich gedrängt, die ‚Droge‘ zu konsumieren. Man hat also die Kontrolle verloren“, beschreibt Brückler den Ablauf. Der Weg aus der Sucht ist alleine kaum schaffbar. Sucht passiert nicht von heute auf morgen, sondern ist ein schleichender Prozess und entwickelt sich über einen längeren Zeitraum. Sich professionelle Unterstützung zu suchen ist in diesem Fall ratsam und notwendig. Eine erste Anlaufstelle ist immer auch der Hausarzt. „Dieser erste Schritt ist für viele Erkrankte oft leichter, als direkt zu einem Psychologen zu gehen. Anlaufstellen gebe es im Bezirk Hermagor genügend. Das eigentliche Problem ist die Kapazität und die daraus resultierenden langen Wartezeiten.

Medikamentöse Behandlung

Beim langen und harten Weg aus der Abhängigkeit durchläuft man mehrere Phasen. Bei stoffgebundenen Süchten braucht es zuerst eine körperliche Entzugsbehandlung. Diese wird im LKH Villach auf der Abteilung Psychologie und Psychiatrie oder im Krankenhaus der Diakonie de La Tour bei Treffen mit medikamentöser Unterstützung gemacht. „Der Körper reagiert so stark auf den Entzug, dass man sich auf die seelische Behandlung nicht konzentrieren kann. Deshalb muss vor der psychischen Behandlung ein körperlicher Entzug gemacht werden Nach circa 14 Tagen ist man dann ‚körperlich sauber‘ und kann die Therapie fortsetzen“, weiß Brückler. Die psychische Behandlung nimmt wesentlich mehr Zeit in Anspruch und kann sich über ein Jahr erstrecken.

Ziel ist es, sich mit der Sucht seelisch auseinanderzusetzen und man konzentriert sich auch auf das Entwickeln von Alternativen und die Veränderung des Lebensstils. Ein entscheidender Faktor für einen dauerhaften Erfolg ist eine hohe Motivation des Patienten. Der Weg aus der Sucht ist vergleichbar mit einer Achterbahnfahrt: Es gibt Höhen und Tiefen. Auf Phasen voller sichtbarer Erfolge und Zuversicht folgen Rückschläge, Misserfolge und Zweifel – das ist jedoch völlig normal. Eine wichtige Stütze sind in solchen Situationen Gruppen von Menschen, die das Gleiche durchmachen beziehungsweise durchgemacht haben.

Motivieren, Hilfe zu suchen

Nicht nur Betroffene gehen einen langen und steinigen Weg, sondern auch ihre Angehörigen, Freunde und Liebsten, denn sie leiden genauso unter der Abhängigkeit. „Für Angehörige ist die Zeit extrem schwer und belastend und die erfahren seelische Grausamkeiten“, sagt Brückler. Deshalb ist ein Beratungsangebot auch für sie sehr wichtig. Hier stehen ihnen unter anderem die AVS, die Diakonie, aber auch die Kummernummer und viele andere Anlaufstellen unterstützend zur Seite, wie sie sich zu verhalten haben und wie sie den Betroffenen helfen können. Zum Schluss gibt Brückler noch einige Tipps mit auf den Weg, wie man Abhängige auf ihre Situation aufmerksam und zur Therapie motivieren könnte: „Ganz wichtig ist es, die Sucht nicht mit zu verleugnen, denn das tun Süchtige. Man könnte also beispielsweise sagen ‚Ich nehme wahr, dass du es nicht mehr kontrollieren kannst. Bitte hol dir Hilfe‘. Lasst euch von eurem Vorhaben auch nicht abbringen und motiviert die Personen weiterhin, bis sie die Hilfsangebote annehmen.“

ZUR SACHE
An folgende Anlaufstellen können sich sowohl Suchterkrankte als auch deren Angehörige wenden:
Psychosozialer Dienst
Telefonisch erreichbar unter der Nummer 04282/23 155-4202
Susanne Scheiber-Lexer (Alkoholnachbetreuungsgruppe Hermagor)
Telefonisch erreichbar unter der Nummer 04248/2557951
Judith Hubmann-Gucher (Frauenberatung Hermagor)
Telefonisch erreichbar unter der Nummer 04242/24609
Kummernummer
Täglich von 16 bis 24 Uhr geöffnet und anonym unter der Nummer 116 123

Der Weg aus der Sucht ist alleine kaum schaffbar. Sich professionelle Hilfe zu suchen ist unbedingt notwendig. | Foto: Pixabay
Bei stoffgebunden Süchten muss vor der Therapie ein klinischer Entzug gemacht werden. Nur so kann man mit der seelischen Betreuung beginnen. | Foto: Pixabay
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