Die Stolpersteine, die das Leben erschweren

Mitarbeiter der Stadtgemeinde Hermagor, Karl-Heinz Kastner (rechts) weiß barrierefreie Zugänge zu schätzen
  • Mitarbeiter der Stadtgemeinde Hermagor, Karl-Heinz Kastner (rechts) weiß barrierefreie Zugänge zu schätzen
  • hochgeladen von Vanessa Pichler

Wer einmal vorübergehend auf Gehhilfen angewiesen war oder nur mit einem Kinderwagen unterwegs war, kann erahnen wie viele „Stolpersteine“ es im Alltag für Rollstuhlfahrer gibt. Viele Gemeinden im Gailtal residieren in alten Gebäuden aus Zeiten, als das Wort Fahrstuhl noch nicht erfunden war. Und was ist eigentlich mit den Bahnhöfen?

Die Vorschriften bei Neubauprojekten und umfangreichen Sanierungen in Bezug auf öffentliche Gebäude sind eindeutig: Barrierefrei müssen die Zugänge sein und auch ein Behinderten-WC sollte vorhanden sein. Da gibt es keine Ausnahmen. Dementsprechend planen auch Projektträger wie der AVS in St. Stefan im Gailtal, der dort ein neues Pflegeheim erstellt. Das Gebäude der Gemeinde wurde im Jahr 2000 umgebaut. „Eine Rampe sorgt für den ebenerdigen Zugang in die Amts- und Veranstaltungsräume im Erdgeschoß,“ Sachbearbeiterin Patrizia Binter. Der 1. Stock ist jedoch für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar.
Karl-Heinz Kastner, Vertragsmitarbeiter der Gemeinde Hermagor, ist selbst betroffen. Er sitzt im Rollstuhl. „Seit 2001 ist die Gemeinde Hermagor barrierefrei. Ebenerdig erreicht man die Räume im Erdgeschoß. Dort befindet sich auch das WC.“ Und Kastner berichtet weiter: „Ein Fahrstuhl im Haus ermöglicht den Zugang in alle Etagen des Hauses.“ Auch die Bezirkshauptmannschaft in Hermagor ist auf Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte eingerichtet. Ebenso das Bezirksgericht. Hier führt ein Aufzug ins Hochparterre. Aber die erste Etage ist damit nicht erreichbar.

Die Gemeinde Bad Bleiberg befindet sich in einem historischen Gebäude aus der guten alten Bergbauzeit. Einige Stufe am Haupteingang lassen den Zutritt zunächst schwierig erscheinen. Amtsleiterin Christa Kröll versichert jedoch: „Von der Nordseite aus gelangen Besucher ebenerdig in den ersten Stock, wo sich die wichtigsten Amtszimmer, unter anderem des Bürgermeisters, der Sitzungssaal und weitere Ämter befinden.“ Das Erdgeschoß ist nur über das Stiegenhaus oder den beschriebenen Haupteingang zu betreten. Ein eigenes Behinderten-WC hat die Gemeinde bislang nicht.
Positiv fällt die Bilanz von Ing. Christoph Posch bezüglich der Bahnhöfe Nötsch, Hermagor und Kötschach-Mauthen aus: „Vor vier Jahren wurden die Anlagen in Hermagor und Kötschach-Mauthen umgebaut und sind nun barrierefrei. Und der für Kärnten zuständige Pressesprecher der ÖBB fügt hinzu: „Das bedeutet nicht nur den ebenerdigen Zugang zu den Bahnsteigen, sondern durch die Erhöhung der Bahnsteigkanten auf 55 cm auch das Rollen bzw. Einsteigen in die Züge ohne fremde Hilfe.“ Bereits seit geraumer Zeit ist auch der Nötscher Bahnhof barrierefrei. Posch: „Die Bahnsteigkanten in Nötsch sind noch nicht erhöht, so dass Rollstuhlfahrer hier in jedem Fall auf fremde Hilfe angewiesen sind.“

De facto lässt sich sagen: Der barrierefreie Zugang zu Ämtern, öffentlichen Gebäuden und deren Räumlichkeiten hat sich deutlich verbessert. Eine lückenlose Abdeckung ist jedoch fast nirgends zu finden.

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