„Mein Körper sagt mir, was er braucht...“

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Wenn man als Bergwanderer der Kategorie „Otto Normalverbraucher“ engagiert Richtung Gipfel stürmt, macht das Freude. Wird man allerdings auf dem mühsamen Weg dorthin plötzlich von einem Bergläufer leichtfüssig und locker überholt, ist man meist erstaunt, vielleicht sogar frustriert! Bergwärts laufen – welche Typen sind das eigentlich? Markus Hohenwarter, Berglauf-Weltmeister, X-facher Staats- und Landesmeister im Marathon und Halbmarathon, aus Grafendorf im Gailtal, geschätzte 65 kg leicht, hat uns ein wenig aus seinem spannenden Sportlerleben erzählt.

WOCHE: Markus, du bist jetzt 34 und hast dir vor zwei Jahren mit deinem zweiten Sieg in Folge beim Jungfrau-Marathon in der Schweiz die Berglauf-Weltmeistermedaille geholt. Seit wann hast du dich eigentlich in deiner Jugend als „Läufer“ gefühlt?
Hohenwarter: Wenn ich meine umfangreiche Pokale-Sammlung anschaue, erkenne ich, dass mein erster kleiner Pokal aus dem Jahre 1989 stammt – also war ich damals 9. Ich war schon als Kind immer ein flinkes Leichtgewicht, wir sind drei Geschwister, und Smartphones oder Computer hat es für uns nicht gegeben. Daher hatte ich seit eh und jeh ein gesundes Verhältnis zu reichlich Bewegung in frischer Luft. Mein sportliches „Nest“ war und ist auch heute noch der GSK in meiner Obergailtaler Heimat. Darüberhinaus bin ich beim LC Villach im Berglauf-, Halbmarathon- und Marathonkader.

2013 war für dich sportlich ein „Pausenjahr“. Geplant, gewollt – oder warum?
Die Jahre vor all diesen grossen Erfolgen waren sehr anstrengend. In den Medien liest, hört und sieht man von meinen Siegen und Stockerlplätzen. Aber jeder Sportler wird wissen, dass dahinter knallhartes und konsequentes Training mit vielen Entbehrungen und mit eiserner Disziplin steckt. So ist es nicht verwunderlich, wenn sich irgendwann der Körper meldet und um eine kleine Auszeit bittet. Bei mir waren bzw. sind es Bandscheibenprobleme, die mir derzeit keine Teilnahme an Laufbewerben auf der Ebene erlauben. Mein Körper sagt mir einfach ganz klar, was er will, aber auch, was er nicht will. Bergläufe bestreite ich allerdings schon wieder, um meinen Level zu erkennen. Im Frühsommer habe ich beispielsweise den Katschberg-Lauf gewonnen, und auch bei der Berglauf-Staatsmeisterschaft in der Steiermark kann ich mit einem dritten Platz zufrieden sein.
Vergangenen Sonntag versuchte ich wieder meinen alljährlich geliebten Glockner-Berglauf.
Ergebnis......................

Trotz deiner grossartigen sportlichen Erfolge hast du niemals an eine Profi-Karriere gedacht. Warum nicht?
Sport ist eine wunderbare Sache, die ich niemals missen möchte. Doch Leistungssport, um davon leben zu können, ist temporär, und kann von einer Sekunde auf die andere z.B. durch Unfälle o.ä. zu Ende sein. Daher habe ich mich nie blenden lassen, sondern habe mich im zweiten Bildungsweg zum selbständigen Heilmasseur ausgebildet. Dieser Beruf macht mir viel Freude, und darüberhinaus kommen mir meine sportlichen Erfahrungen auch bei der Arbeit zugute.

Wie bewegst du dich im Spannungsfeld zwischen den Höhen und Tiefen, die das Leben bringt?
Wie schon gesagt, bin ich weder in einem Glaskäfig noch im übertriebenen Wohlstand aufgewachsen. Mein schlimmstes Erlebnis war vor 13 Jahren der tödliche Arbeitsunfall meines Vaters, den ich live miterleben musste. Das prägt. Doch dass der Lauf der Zeit

unerbittlich weitergeht, lernt man daraus. Und man lernt auch, sich nach jedem Niederschlag wieder entschlossen aufzurichten und weiter zu kämpfen. Jedenfalls hat mich dieses einschneidende Ereignis auch zu einem bestimmten Teil dazu bewegt, meinen ursprünglichen Beruf als Maurer und Betonierer aufzugeben und mich zu verändern.
Heute bin ich stolz, niemals irgendwelchen Versuchungen zu übertriebenen Feierlichkeiten nach sportlichen Siegen nachgegeben zu haben. Ich dränge mich gerne sportlich an die Spitze bei einem Lauf, aber niemals ins Blitzlichtgewitter der Medien. So gesehen, ist es köstlich erfrischend und beruhigend, auch ohne Mega-Partys und ohne Bussi-Bussi-Gesellschaft auszukommen. So macht Sport noch ehrliche Freude, und da wird sich bei mir auch nie was ändern.

Das lateinische Sprichwort „mens sana in corpore sano“ trifft offensichtlich voll dein Lebens-Motto. Denkt man auch als Leistungssportler deines Levels daran?
Absolut! Der gesunde Geist im gesunden Körper ist für mich die totale Logik, und diese Kombination hat Bestand für alle Zeiten! Dabei kann ich von mir behaupten, dass ich mir bisher noch niemals von irgendjemandem habe empfehlen oder gar vorschreiben lassen, wann ich was essen oder trinken soll, oder wie ich mein Trainingsprogramm anzulegen habe etc. Mein Körper signalisiert mir ganz genau, wann er was braucht. Jedenfalls verstehe ich seine Signale sehr gut. Ganz wichtig im Sport wie im Privatleben ist auch mentale Stärke und Stabilität. Den sogenannten „Druck“, von dem viele Sportler sprechen, kenne ich eigentlich nicht. Z.B. bei meinem ersten Sieg beim Jungfrau-Marathon inder Schweiz: Ich bin damals total unbelastet hingekommen, war noch nie zuvor in Interlaken. Und die Viertausender dort kannte ich auch nur vom Hörensagen bzw.vom Fernsehen. Ich gab einfach mein Bestes, bald hörte ich keine Verfolger mehr hinter mir, obwohl etwa 4.500 Läufer gemeinsam gestartet waren. Bis ins Ziel auf 2.200 m am Fusse des Eigers war ich eigentlich allein unterwegs. So bin ich, und so bleibe ich.

Wie ist dein Heimatbezug, wie beurteilst du die Lebensqualität und die beruflichen Möglichkeiten im Gailtal?
Wir leben in einer tollen Gegend, zu der ich eine starke Bindung und Beziehung habe. Zwar sieht man mich wenig auf diversen Festen, aber ich bin sehr gut geerdet und geniesse während meiner Trainings-Einheiten beim Laufen oder Biken entlang der Gail oder auf unseren Almwegen die frische Luft, die Sonne, aber auch alle Geräusche und Gerüche, die die Natur bietet. Was die beruflichen Möglichkeiten betrifft, ist es daher schade, dass viele junge Leute nach guter Ausbildung das Tal verlassen, weil es einfach zu wenig qualifizierte Ganzjahres-Arbeitsplätze gibt. Tourismus perfekt, keine Frage, aber die Verantwortlichen sollten sich nicht nur darauf fokussieren.

Wie definierst du „glücklich sein“?
Glücklich sein heisst „normal bleiben“. Gesundheit und Familie pflegen und geniessen. Auf ehrliches berufliches Auskommen achten. Im Winter dann und wann eine schöne Schitour, im Sommer manchmal einen Sonntag auf einer Almhütte verbringen, die man mit dem Auto nicht erreicht. Gute Kontakte zu ehrlichen Mitmenschen pflegen, und viel auf Augenhöhe miteinander reden, anstelle nur mehr SMS oder e-Mails schicken.

Dein Bezug zur Politik?
Zeitungen lese ich meist erst ab ca Seite 20...

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