Tag der Arbeit und Arbeitgeber
„Es gibt Leute, die nicht arbeiten wollen“
Der Tag der Arbeit und Arbeitgeber steht an. Wir haben uns über den heimischen Arbeitsmarkt erkundigt.
EZIRK HERMAGOR. Am 30. April feiern wir den Tag der Arbeitgeber. Einen Tag später, also am 1. Mai, findet der Tag der Arbeit statt. Ein Tag, wo man auch auf den heimischen Arbeitsmarkt aufmerksam macht. „Wenn auch mit einer leichten Steigerung vor allem durch die kürzere Wintersaison ist die Arbeitslosigkeit im Bezirk ähnlich wie im Vorjahr sehr niedrig“, erzählt Franz Jost, AMS-Leiter von Hermagor. Ein Problem, mit dem sich der Arbeitsmarkt aber nach wie vor beschäftigen muss, ist der Mitarbeitermangel. „Das größte Problem, das es derzeit am Arbeitsmarkt gibt, ist der Personalmangel. Unsere Betriebe könnten viel mehr Umsatz machen und mehr tun, nur es fehlt ihnen an Personal“, erklärt Hannes Kandolf, Obmann der Wirtschaftskammer Hermagor. Vor allem im Tourismus sei der Mitarbeitermangel stark spürbar. Auch bei Betriebsbesuchen wird Kandolf häufig auf dieses Thema angesprochen.
Personal fehlt
„Der Fachkräftemangel betrifft fast alle Branchen. Vermehrte Stellenmeldungen sind im Bereich Handel, Bau- und Baunebengewerbe und besonders im Verkehrssektor zu beobachten“, so Jost. Die meisten Stellen werden strukturbedingt im Tourismus gemeldet. Auch seitens der Wirtschaftskammer kann man das bestätigen: „Wenn es so weiter geht, wird man irgendwann am Sonntag nicht mehr Essen gehen können. Viele Betriebe werden dann auch irgendwann zusperren müssen. Vor allem im Tourismus muss man hier mit großen Problemen kämpfen.“
4-Tage-Woche
Immer häufiger gibt es nun seitens der Arbeitgeber auch das Angebot einer 4-Tage-Woche und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. „Dies ist aber vor allem im Dienstleistungssektor nicht so leicht realisierbar – für die Unternehmen ist es aber ein Wettbewerbsvorteil vor allem am Facharbeiterarbeitsmarkt“, betont Jost. Für manche Berufe aber ist die Umsetzung der 4-Tage-Woche nicht möglich. Dabei muss man beispielsweise an den Gesundheitssektor denken. „Wenn dieses System für alle kommt, dann sind wir schachmatt. Natürlich geht das in einigen Betrieben, aber nicht in allen. Die Arbeitsinspektoren sagen immer, dass die meisten Unfälle dann passieren, wenn man mehr als sieben Stunden arbeitet. Das liegt an der Unkonzentriertheit und Müdigkeit, die irgendwann eintritt“, bedenkt Kandolf.
Teilzeitarbeiten
Oft hört man, dass der neue Arbeitstrend sich in Richtung Teilzeitarbeit entwickelt. „Ich möchte davor warnen, weil dann unser Staatssystem zusammenbricht. Wenn man weniger arbeitet, bekommt auch der Staat, die Krankenkassen und vieles mehr weniger Geld. Dann werden irgendwann auch etliche Leistungen eingestellt werden Von Teilzeit für Eltern ist natürlich nicht die Rede“, betont Kandolf. Ein Beispiel für diese Leistungen ist unter anderem die Pension. Die freie Zeit, die man dann hat, muss natürlich auch noch finanziert werden. „Eine höhere Nachfrage nach Teilzeitjobs ist nicht zu beobachten, schon deshalb, weil die Lebenserhaltungskosten mit eine Teilzeitjob nicht abgedeckt werden können. Nicht oder weniger arbeiten muss man sich auch leisten können“, so Jost.
Arbeitslosigkeit
Wenn man über Arbeitslose spricht, gehen bei vielen die Wogen hoch. „Die wollen ja einfach nur nicht arbeiten“ sind Sätze, die dann häufig fallen. Auch die Wirtschaftskammer hat Erfahrungen damit: „Es gibt Leute, die nicht arbeiten wollen. Da muss aber das Arbeitsamt schnell reagieren. Viele kommen in ein Unternehmen und wollen gekündigt werden. Damit bekommen sie die Bestätigung, dass sie im Betrieb waren und können einfach wieder stempeln gehen.“ Wenn jemand wirklich nicht arbeiten könne, dann brauche es dafür auf jeden Fall eine Bestätigung des Arztes. „Menschen definieren sich und ihren sozialen Status grundsätzlich durch ihre Arbeit. Vermeintliche Arbeitsunwilligkeit entsteht aber, wenn Menschen durch verschiedene Einschränkungen am Arbeitsmarkt scheitern und dadurch ihr Selbstwert verloren gegangen ist. Ein Mensch glaubt nach 20 oder mehr Bewerbungen, dass es keinen Sinn mehr macht, sich um Arbeit zu bemühen, wenn ihm immer wieder gesagt wird, dass er zu alt, zu krank, zu wenig ausgebildet ist. In solchen Fällen versuchen wir motivierend und unterstützend entgegenzuwirken. In einzelnen Fällen sind aber die gesetzlich möglichen Sanktionen, wie der Ausschluss aus dem Arbeitslosengeldbezug, die einzige Möglichkeit“, berichtet der AMS-Leiter. Die Quote der Langzeitarbeitslosigkeit gemessen am Arbeitskräftepotential beträgt im Bezirk Hermagor 0,4 Prozent. Gäbe es ein vermehrtes Auftreten von Arbeitsunwilligkeit, wäre es in dieser Zahl sichtbar. Bei so einer niedrigen Höhe könne man es aber in keiner Weise erkennen.
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