Borkenkäferplage
„Wir hoffen, dass wir den Höhepunkt erreicht haben“

Ein Beispiel aus dem letzten Jahr aus St. Lorenzen/Lesachtal zeigt, wie ein Wald aussehen kann. Die braunen Bäume sind bereits befallen und kaputt. Immer mehr Wälder sind von davon betroffen. | Foto: Privat
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  • Ein Beispiel aus dem letzten Jahr aus St. Lorenzen/Lesachtal zeigt, wie ein Wald aussehen kann. Die braunen Bäume sind bereits befallen und kaputt. Immer mehr Wälder sind von davon betroffen.
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In Oberkärnten ist der Borkenkäfer ein riesiges Problem. Wie wird man in Zukunft damit umgehen?

LESACHTAL. Bereits im Vorjahr war der Borkenkäfer im Bezirk Hermagor ein Thema. In großen Teilen von Oberkärnten gab es große Waldfläche, die durch den Borkenkäfer beschädigt wurden. Das Lesachtal ist ebenso besonders davon betroffen. „Den Borkenkäfer gibt es schon immer. Schlimmer wurde das Problem, das der Mensch begonnen hat einzugreifen und die Wälder fichtenreicher gemacht hat“, erklärt Wilfried Strasser, Bezirksforstinspektor von Hermagor. Die Fichte ist ein Flachwurzler. Durch den Klimawandel kommt es zu immer wärmeren Temperaturen und längeren Trockenperioden, was auch für die Fichte eine Wasserknappheit bedeutet. „Die natürliche Abwehr gegen den Borkenkäfer ist das Harz, dass der Baum produziert. Wenn es aber zu trocken ist, kann der Baum auch nicht genügend Harz produzieren und damit auch den Borkenkäfer nicht mehr abwehren“, weiß Strasser.

30 Prozent weg

„Wir bewirtschaften rund 20 Hektar Wald. Im letzten Jahr haben mein Schwiegervater und ich 200 Meter Holz gehackt. Dann haben wir noch eine Seilbahn angestellt, die nochmals ungefähr 3.000 Festmeterholt geschlägert hat“, erzählt Kevin Arrich, Landwirt im Lesachtal. 30 Prozent von seinem Wald ist bereits weg und er vermutet, dass es noch mehr werden. Rund die Hälfte des Waldes der Familie ist durch den Borkenkäfer kaputt. „Wir lassen das Holz jetzt erstmal stehen, weil es ohnehin schon kaputt ist. Auch der Holzpreis ist gerade nicht so gut“, erzählt Arrich weiter.

Ein Beispiel aus dem letzten Jahr aus St. Lorenzen/Lesachtal zeigt, wie ein Wald aussehen kann. Die braunen Bäume sind bereits befallen und kaputt. Immer mehr Wälder sind von davon betroffen. | Foto: Privat
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Die letzten Jahre

In der Umgebung von kaputtem Holz fühlt sich der Borkenkäfer wohl. Im Jahr 2018 sorgte das Sturmtief Vaia im Lesachtal für große Schäden. Ungefähr eine halbe Millionen Festmeter Holz sind dabei zu Schaden gekommen. „Das ganze Windwurfholz wäre ja nicht das Problem gewesen, da die Waldbesitzer dieses Holz zu großen Teilen aufgearbeitet haben. In den zwei Folgejahren (2019 bis 2021) hat es im Lesachtal aber viel Nassschnee gegeben, die dann zu flächig verteilten Schneebrüchen bei den Bäumen geführt hat. Dieses Holz konnte nicht immer aufgeräumt werden und da hat sich der Borkenkäfer natürlich gut nähren können“, erklärt der Bezirksforstinspektor. Im Jahr 2020 kamen rund 206.000 Festmeter und im Folgejahr rund 18.000 Festmeter Holz zu schaden.

Theorie und Praxis

Noch ist die Borkenkäferplage nicht überstanden. Die Forstleute und Waldbesitzer hoffen zwar, dass nun den Höhepunkt erreich ist, müssen aber auch in den kommenden Jahren mit mindesten 150.000 Festmeter Schadholz rechnen. In den Wäldern sind derzeit viele durch den Borkenkäfer beschädigte Bäume zu finden. Diese Bäume machen aber keinen Schaden mehr, da der Borkenkäfer nach ungefähr sechs bis acht Wochen den Baum verlässt. „Unsere Strategie ist dahingehend, dass man den frischen Befall erkennt und diese Bäume dann entfernen. Das ist aber in der Theorie einfacher als in der Praxis“, betont Strasser. Einen neuen Käferbaum kann man nur erkennen, wenn man in den Wald geht und sich die Bäume ansieht. Bei einem befallenen Baum sind Bohrlöcher und Bohrmehl zu sehen. „Aus diesen Bohrlöchern tritt dann Harz aus. Wenn ein Baum also sehr harzig ist, ist das ein weiteres Anzeichen für den Käferbefall. Wenn im oberen Bereich des Baumes dann auch die Rinde schon abfällt, ist der Baum schon im fortgeschrittenen Stadium“, erklärt Strasser.

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Borkenkäfer bekämpfen

Wenn man nun einen Befall des Borkenkäfers bemerkt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, diesen wieder loszuwerden. Wichtig ist, dass die betroffenen Bäume umgeschnitten werden. Danach kann man den Baum entrinden und ihn dann liegen lassen. „Durch das Entrinden trocknet die Rinde und damit auch die Larve darin aus. Diese Möglichkeit ist vielleicht bei wenigen Bäumen umsetzbar, bei 100ten von Festmeter ist diese Methode aber nicht mehr tragbar“, erklärt Strasser. Eine weitere Möglichkeit wäre das Begiften des Baumes, was aber für die Umwelt schädlich ist. Dabei wird der Baum nach dem Fällen mit einem Gift besprüht. Der Käfer kommt mit diesem Gift in Kontakt und stirbt daraufhin. „Das bewirkt aber auch, dass das Gift in die Umwelt kommt. Ein Vogel ist beispielsweise den toten Käfer und damit wird das Gift immer weitergereicht“, erklärt der Bezirksforstinspektor. Innerhalb der Vegetationszeit ist man dazu verpflichtet, das geschlägerte Holz innerhalb von vier Wochen aus dem Wald zu schaffen. Wenn der Baum vom Borkenkäfer befallen ist, muss er unverzüglich entfernt werden.

Sägewerke voll

Ein weiteres Problem, dass dazu kommt, ist, dass die Sägewerke übervoll sind und nicht mehr viel Holz annehmen. „Zudem lässt auch die Bauwirtschaft nach, weil alles teurer geworden ist. Es werden nur mehr wenig Häuser gebaut und im Allgemeinen weniger Holz benötigt. Ich kenne einige Leute, die mit allen Mitteln versuchen, ihr Holz zu verkaufen, es aber nicht wegbekommen“, bedauert Strasser. Das ist auch der Grund dafür, weshalb man das Problem rund um den Borkenkäfer nicht schneller lösen kann. „Früher war der Wald die Bank der Bauern. Wenn man Geld gebraucht hat, ist man in den Wald gegangen und hat Holz geschlägert. Jetzt ist das nicht mehr so. Auch das Brennholz ist ein Thema: Im Lesachtal gibt es viele Leute, die mit Holz heizen. Wenn es so weitergeht, wird es irgendwann kein Holz mehr geben. Ich glaube, dass wir erst am Anfang vom Problem sind. Wenn man jetzt durch das Lesachtal fährt, ist mehr braun als grün“, bedenkt Arrich. Es gibt verschiedene Arten von Borkenkäfer. Derzeit verursacht der Buchdrucker den größten Schaden. Der Kupferstecher ist eine eher kleinere Art, der schwächeres Holz angreift. „90 Prozent der Schäden macht der Buchdrucker. Jetzt, wo schon flächendeckende Schäden hier sind, wird auch der Kupferstecher wieder aktiver und beginnt den Neubestand zu befallen“, erklärt der Forstinspektor.

Umdenken

Für die Zukunft braucht es auf jeden Fall ein Umdenken. Viele gehen davon aus, dass Mischwälder ein Teil der Lösung sein soll. „Mischwälder sind natürlich nicht so anfällig als fichtenreiche Wälder, aber sind wirtschaftlich gesehen auch nicht sehr interessant. Wir haben eine gute Baumartenmischung mit der Buche, der Tanne und der Lerche. In Zukunft werden andere Baumarten gefragter werden“, denkt Strasser. Wenn beispielsweise eine Fichte von mehreren Buchen ummantelt ist, kann der Borkenkäfer nicht so flächendeckend zum Problem werden. Grundsätzlich ist im Gesetz verankert, dass die Waldbesitzer ihre Wälder begutachten und wenn ein größerer Befall des Borkenkäfers festgestellt wird, muss dieser bei der BH gemeldet werden. „Wir haben auch sehr hochferne Waldbesitzer, die ihren Wohnsitz aber außerhalb des Tales haben und deshalb auch nicht wissen, ob es einen Borkenkäferbefall gibt, oder eben nicht“, so Strasser.

In Lesachtal wurde mit Hilfe einer Seilbahn rund 3.000 Festmeter Schadholz aus dem Wald geschaffen | Foto: Privat
  • In Lesachtal wurde mit Hilfe einer Seilbahn rund 3.000 Festmeter Schadholz aus dem Wald geschaffen
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Das Möglichste tun

„Ich versuche, dass ganze positiv zu sehen. Natürlich ist es für uns sehr blöd. Dich nächsten Generationen haben dann aber schon wieder einen brauchbaren Wald“, so Arrich. Für die kommende Zeit ist schon geholfen, wenn man versucht, das Möglichste zu tun. „Viele beginnen nun auch schon zu verzweifeln, was natürlich verständlich ist. Wir reden hier nicht von zehn oder 20 Festmeter, sondern von sehr großen Flächen“, so Strasser. Da der Borkenkäfer relativ Flugträger ist, kann man schon damit etwas tun, wenn man das Holz zur Forststraße transportiert. Bei diesen großen Mengen ist das natürlich nicht so einfach. „Die Erntekosten sind in den letzten Jahren sehr gestiegen und unterm Strich bleibt aber nicht mehr viel übrig. Ebenso ist es gesetzlich verankert, dass man den Wald wieder aufforsten muss. Die Ernte bringt oftmals nicht genügend Geld, um das Aufforsten zu finanzieren“, erklärt Strasser. Für die kommende Zeit darf man auf jeden Fall den Kopf nicht hängen lassen. Es ist ein kleiner Teufelskreis, in dem man sich bei diesem Thema gerade bewegt.

Unwetter durch kahle Hänge

Vor allem Mittel- und Unterkärnten muss in letzter Zeit mit zahlreichen Unwettern kämpfen. Eine Mitursache dafür sind die vielen kahlen Stellen in den Wäldern, die durch den Borkenkäfer hervorgerufen wurden. „Die Luft erhitzt sich an diesen kahlen Hängen und steigt auf. In Mittel- und Unterkärnten folgt dann häufig viel Regen, die wiederum zu Vermurungen führen“, erklärt Strasser. Durch die Hitze wird die feuchte Luft nach oben gebracht, wodurch die Fallhöhe dann größer ist, und auch größere Hagelkörner entstehen.

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