Hippotherapie in Heinrichs
Physiotherapie auf dem Pferderücken
Schon seit 2007 werden in Heinrichs Pferde sehr erfolgreich bei der Hippotherapie eingesetzt.
HEINRICHS. Die Hippotherapie ist eine spezielle physiotherapeutische Maßnahme, bei der das Pferd unter medizinischen Gesichtspunkten eingesetzt wird. Die Rückenbewegungen des Pferdes übertragen sich auf den Reiter, wodurch dessen Bewegungsapparat beansprucht und positiv beeinflusst wird.
"Wenn man am Pferd sitzt, wird das Becken so bewegt, als würde man selber normal gehen", erklärt Physiotherapeutin Eva Schuster vom Pferde- und Therapiehof Schuster in Heinrichs. Darum wird Hippotherapie auch oft als das "Gehen mit geliehenen Beinen" bezeichnet. Der menschliche Körper stellt sich auf die Impulse durch die Bewegungen des Pferdes neu ein, wodurch die Muskelspannung günstig beeinflusst wird – zu hohe Spannung und Spastik kann reduziert, zu niedrige Spannung aufgebaut werden.
"Diese dreidimensionale Bewegung des Beckens kann man mit keiner anderen physiotherapeutischen Behandlung erreichen, das geht nur auf dem Pferd."
(Eva Schuster)
Anwendungsbereiche
Hippotherapie erfolgt immer ergänzend zur Physiotherapie. Sie wird von Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung und speziell ausgebildeten Pferden durchgeführt. Zum Einsatz kommt sie bei Kindern und Erwachsenen mit neurologischen Erkrankungen, wie Multiple Sklerose, Schädelhirntrauma, Schlaganfall, Querschnittslähmung oder Spina bifida, und bei Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats. "Sehr häufig kommen Kinder mit Syndromen wie Trisomie 21 zu uns", erzählt Eva Schuster. Mit einer ärztlichen Verordnung übernimmt die Krankenkasse einen Teil der Kosten.
Zu Beginn wird immer gemeinsam das Pferd begrüßt, bevor der Patient mithilfe einer Rampe aufsteigt. Geführt wird das Pferd von einem Pferdeführer, während die Therapeutin auf die richtige Stellung und Bewegung des Beckens, des Rumpfes und der Extremitäten des Patienten achtet, ihm Hilfestellung gibt und ihn sichert.
Ganzheitliche Förderung
Eva Schuster bildet momentan ihr fünftes Pferd aus. Nicht jedes Pferd ist aber für Hippotherapie geeignet: "Grundsätzlich muss die Bewegung des Pferdes passen, sodass auch das Becken des Reiters ideal bewegt wird. Auch darf es nicht zu breit und nicht zu groß sein. Vom Charakter her sollte es ruhig, ausgeglichen und nicht schreckhaft sein", erklärt Schuster. Die Arbeit ist natürlich auch für die Tiere körperlich und geistig anstrengend, daher werden sie abwechselnd eingesetzt, bekommen Pausen und viel Auslauf.
Neben dem medizinischen Aspekt hat schon alleine der Kontakt zum Pferd einen positiven psychologischen und emotionalen Effekt. Daher ist auch die gemeinsame Begrüßung und Verabschiedung vom Pferd sehr wichtig. "Ein Pferd hat vor allem für Kinder immer etwas Magisches. Gerade Kinder, die lebensbegleitende Therapien machen müssen, werden irgendwann therapiemüde. Die Hippotherapie ist für sie eine Abwechslung, sie sind an der frischen Luft, haben Spaß und empfinden es nicht als Therapie", so Schuster.
Über den Hof
Eva Schuster hat schon in jungen Jahren die Ausbildung zur Reitlehrerin gemacht. Später hat sie Physiotherapie studiert und die Zusatzausbildung Hippotherapie absolviert - diese ist erst nach zwei Jahren physiotherapeutischer Praxis möglich. 2006 haben sie und ihr Mann den Hof von den Schwiegereltern übernommen, der ursprünglich ein Bauernhof mit Schweinen und Kühen war. 2007 hat Eva Schuster dann mit der Hippotherapie begonnen.
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