Das Ende der Textilbranche
Anderlfabrik, ein vergessenes Juwel

- Foto: Julia Winkler
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Ein jeder kennt den Ort, jenen Ort, der Jahr für Jahr viele „Besucher“ und Urbexer aus weiten Teilen Österreichs und angrenzender Nachbarländer wie ein Magnet magisch anzieht. Viele nehmen sogar eine lange Fahrtzeit in Kauf, nur um jenes Areal zu erkunden - die Anderlfabrik. Seit der Schließung im Jahre 2004 steht in der Fabrik die Zeit still. Vieles hat sich in den fast zwei Jahrzehnten getan. Von Vandalismus bis hin zu natürlichem Zerfall ist alles zu finden.
Die Kolonie
Sie ist mit der Anbindung zur Hauptstraße quasi der Eingang zu dem bekannten Lost Place. Die Kolonie besteht aus zwei Wohnhausreihen, wobei sich in der Mitte zwei Scheunen befinden. Die Wohneinheiten waren sehr klein und eine jede Einheit (Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Abstellraum) hatte zusätzlich eine Dachgeschoßwohnung mit lediglich einem Raum. Fließend Wasser gab es keines, die Bewohner mussten sich ihr Wasser vom hauseigenen Brunnen besorgen und das altbekannte Plumpsklo war im Freien zu finden. Hinter den Häusern gab es noch einen eingezäunten Garten.
Die Fabrik
Der Verkaufsraum, die Spinnerei, die Weberei, die Bleicherei, die Büroräume bis hin zu den Lagerräumen, so gut wie ein jeder Raum ist von Vandalismus betroffen. Einfach alles steht auf seinem Platz wie es damals verlassen worden war. Bis heute warten die Maschinen auf die Rückkehr ihrer Arbeiter um ihre Arbeit fortsetzen zu können. Auch das berühmte Klavier vom Anderl steht noch immer an seinem Platz. Leider sind die meisten Räume in Anderls Wohnung Opfer von Vandalismus geworden. Der Deckel vom Klavier wurde mutmaßlich beschädigt.
Auch zwei Wohnhäuser findet man nahe der Fabrik. Dort ist mein Vater geboren und aufgewachsen. Er verbrachte seine komplette Kindheit und Jugendzeit in der Fabrik. Ich war erst vor kurzem wieder mit meinem Vater dort, und er hat mir einfach alles zeigen und erklären können.
Das Arbeiterhaus und Beamtenhaus
Geht man in das Innere des Arbeiterhauses, fällt einem buchstäblich die Decke auf den Kopf. Dieser Teil ist dem natürlichen Zerfall komplett ausgesetzt. Selbst der Schuppen ist zu einem Teil bereits in sich zusammengesackt. Ganz im Gegenteil zu dem Beamtenhaus. Dort kommt man nur hinein, wenn man ein wenig Detektiv spielt und einen zweiten Eingang sucht. Da der Haupteingang versperrt ist, ist dieser Trakt keinerlei von irgendwelchen Schmiererein oder Vandalismus betroffen. Mit ein paar Handgriffen könnte man dort wieder einziehen.
Take nothing but pictures, leave nothing but footprints
Lost Places sollen Orte von natürlichem Zerfall bleiben und kein Vandalismus sollte dieses Szenario stören. Egal wie verlassen ein Ort von außen auch aussehen mag, es gehört jemandem und man sollte sich am besten erkunden, wem das Areal gehört. Meine goldene Regel als Urbexer lautet daher: “Take nothing but pictures, leave nothing but footprints.”
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