KOMMENTAR DER WOCHE 41

Rallye mit Rehen

In ihrer Kolumne „Jetzt erst Knecht“ schreibt Doris Knecht im Kurier vom 10. Oktober
von zwei Beschwerden Wiener Großstadt-Neurotiker betreffs Lärmbelästigung durch Motorsportveranstaltungen im Waldviertel. (Siehe nachstehenden Artikel).

Für viele stressgeplagte Großstädter ist das Waldviertel zu einem Refugium der Ruhe geworden. Hier kann man in unverbrauchter Landschaft Kraft tanken für die Alltagsgegenwart. Wir Waldviertler wissen Bescheid über die all die geheimnisvollen Kräfte, die in diesem Landstrich schlummern. Im Granit, in den Wäldern, in glucksenden Wasserläufen. Von der Qualität frischer Luft und gesundem, sauberem Wasser. Wir lieben es ebenso, stundenlang im Walde unterwegs sein zu können, ohne irgendjemand zu begegnen. Und vielerorts gilt der Begriff „Waldviertel“ bereits als Synonnym für Ursprünglichkeit, Natürlichkeit und Gesundheit. Darauf sind wir auch stolz.

Alle die hierherkommen zum Hierbleiben haben ein Recht auf diese Qualität der Stille. Aber jede Medaille hat zwei Seiten. Wir plädieren zwar für sanften Tourismus, aber keineswegs für einen „Ruhe sanft-Tourismus!“ Ich verstehe aber auch die Kritik der Betroffenen und sie haben zweifelsohne recht.

Doch es gibt im Waldviertel ohnehin nur mehr zwei, drei Motorsportveranstaltungen im Jahr, und das auf einem Gebiet, das so groß wie Vorarlberg ist! Eine Rallye zu veranstalten bedarf langfristiger Vorbereitungen und es ist fast unmöglich, diesen Umstand nicht mitzubekommen.

Als Funktionär des ÖAMTC-Zweigvereines Waldviertel habe ich in den Siebziger-und Achtzigerjahren selbst an 3 Enduro -Europameisterschafts - und 5 Trial- Weltmeisterschaftsläufen hier (Weitra und Heinrichs) mitgewirkt. Bei den Enduro EM-Läufen allein kamen eine Woche lang an die 900 Mitwirkende (Teilnehmer, Funktionäre, Journalisten) nach Weitra. Jedes, aber wirklich jedes Bett im Umkreis von 30 km war belegt, Fernsehteams aus bis zehn Ländern und mehr sandten Bilder in ihre Heimatländer und machten damit kostenlos Werbung für unser schönes Waldviertel. Bereits damals wurde berechnet, dass diese Veranstaltungen zwischen 1,5 und 2 Millionen Schilling hier umsetzten. Eine Wertschöpfung die für ein aufstrebendes Tourismusland im wahrsten Sinne des Wortes Goldes wert war. Die Wertschöpfung, aber auch die Umwegrentabilität solcher Motorsportveranstaltungen ist heutzutage noch um ein Vielfaches höher. Und jeder Euro, der in unsere eher strukturschwache Region fließt ist herzlich willkommen!

So gesehen haben auch die Veranstalter recht. Mit einem bisschen guten Willen lässt sich beides vereinbaren. Es dreht sich ja meist nur um ein Wochenende im Jahr und da gibt es für einen Zweitwohnungsbesitzer zwei Möglichkeiten: Entweder mitzufiebern oder an diesem Wochenende zuhause in Wien zu bleiben!

Ihr

GR Ernest Zederbauer
WIR für WEITRA
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