Bezirk Gmünd: Requiem für die Fichte
Niederschlagsarme Jahre setzen dem Waldviertler "Brotbaum" erheblich zu, Fichten werden rar werden.
BEZIRK (eju). Der Winter war zwar gefühlt lang, aber relativ niederschlagsarm. Nach bitterer Kälte im März, explodierten die Temperaturen bereits im April auf Werte, die dem Sommer zur Ehre gereicht hätten.
Gleichzeitig machen sich seit Wochen Niederschläge rar. Die Wälder sind seit einigen Jahren durch vergangene Trockenperioden sowie starke Baumblüten sehr geschwächt. Das bietet eine ideale Angriffsfläche für jene beiden Borkenkäferarten, die hauptsächlich die Fichten bedrohen (Kupferstecher und Buchdrucker).
Den gesamten vergangenen Winter über kamen die Waldbesitzer kaum mit der Aufarbeitung der Borkenkäferschäden nach, ebensowenig die Holztransporter, die das Schadholz aus den Wäldern befördern sollten. Nun kündigt sich durch die Trockenheit eine weitere Serie von Borkenkäferschäden an.
Der Wald hat Durst
Forstexperte Josef Weichselbaum sieht eine Fortsetzung der Tragik der vergangenen Jahre: "Es ist eine ganz schwierige Situation, weil der Wald in den letzten Jahren viel zu wenig Niederschlag bekommen hat. Regen wäre dringend nötig."
Der Wassermangel verstärke die Borkenkäfersituation und mache auch allen anderen Baumarten zu schaffen. Die Reserven im Boden seien durch die trockenen Jahre aufgebraucht.
Borkenkäfer haben leichtes Spiel
"Borkenkäfer haben mit Bäumen unter Trockenstress ein wesentlich leichteres Spiel", so Weichselbaum weiter. Bei der Vermehrung und Ausbreitung der Borkenkäfer spiele die Temperatur eine große Rolle, ein paar Grad mehr hätten da sehr schnell eine große Auswirkung. In einem für Borkenkäfer guten Jahr können sich in niedrigen Lagen bis zu drei Generationen der Schadinsekten entwickeln.
Nebenbei sorgen sogenannte Geschwisterbruten zusätzlich für Probleme. Darunter versteht man, dass eine Borkenkäfergeneration Eier ablegt und nach einer Regenerationsphase eine weitere Brut anlegt. Damit verkürzen sich die "Schübe". Borkenkäfer gehen nämlich nicht nach der Eiablage zugrunde, wie manche andere Insekten, sondern reproduzieren sich gegebenenfalls erneut.
Fichten ist es zu warm & trocken
Generell sei die Fichte ja ein Baum des Gebirges und für die teils niedrigen Lagen des Bezirks Gmünd nicht wirklich geeignet, also am Rande ihres Verbreitungsgebietes angesiedelt.
So lange die Temperaturen einerseits moderat waren und gleichzeitig ausreichend Niederschlag gefallen sei, gab es weniger Probleme. Das habe sich in den vergangenen Jahren aber deutlich geändert. Im Bezirk Gmünd werde sich die Optik der Waldlandschaft in Zukunft durchaus ändern, das sei ein schleichender Prozess über Jahre.
Vielfalt ist das Zauberwort
Von Fichtenmonokulturen abzugehen, sei ein absolutes Muss, betont Weichselbaum: "Dazu gibt es keine Alternative, das ist Realität."
Die Wälder der Region würden in Zukunft wohl wieder vermehrt Mischwälder sein mit Betonung auf Buchen, Tannen, Birken, Kiefern in trockeneren Lagen, Eichen in tieferen Lagen, Erlen und Eschen an feuchteren Standorten. Um den Wegfall des Brotbaumes ein wenig auszugleichen, könne man künftig Douglasien Pflanzen, aber auch diese keinesfalls als Monokultur.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.