So „heilig“ ist der Bezirk Gmünd
Knochen und Kreuzsplitter: Auf der Suche nach Reliquien im Bezirk Gmünd.
BEZIRK (eju). In der neuen Ausstellung auf der Schallaburg sind sie die Hauptdarsteller. Kunstvolle Reliquien aus dem oströmischen Reich. Auch im Bezirk Gmünd gibt es Knochen von Heiligen. Die Bezirksblätter haben in Kirchen nach den „heiligsten“ Reliquien gesucht und bei Priestern nachgefragt, welche Bedeutung sie für uns heute haben.
Reliquien-Heim in St. Wolfgang
Die mit Abstand meisten Reliquien im Bezirk Gmünd beherbergt die Wallfahrtskirche in St. Wolfgang. Der 600 Jahre alte spätgotische Bau ist gleichzeitig die größte Dorfkirche in der Diözese St. Pölten. Die Geschicke der Kirche werden von Pater Markus Feyertag gelenkt. Er öffnete für die Bezirksblätter Gmünd bereitwillig die Pforten und berichtet über die zahlreichen Reliquien, die in der gesamten Kirche ausgestellt sind: "An der Zahl der Reliquien merkt man, ob eine Kirche bedeutend ist oder nicht. Im Altar ist in jeder Kirche eine Reliquie, in St. Wolfgang haben wir sehr viele." Tatsächlich finden sich in den Seitenaltären wunderschön verzierte Behältnisse, wo hinter einem Glasdeckel Namensschilder der jeweiligen Heiligen zu lesen sind, wie etwa Viktorius, Ursula, Severus oder Clemens. Um welche Körperteile es sich hier handelt, ist Pater Markus nicht genau bekannt.
Es geht nicht um Knochenverehrung
Vorne, beim Hochaltar, findet sich seitlich in der Wand eingelassen ein Hohlraum, mit einem kunstvollen Gittertürchen verschlossen, in dem die wichtigste Reliquie, nämlich vom Kirchenpatron, dem Heiligen Wolfgang, in einer Art Monstranz aufbewahrt wird (siehe Foto). Diese Reliquie wurde der Kirche St. Wolfgang vor Jahren vom Bischof aus Passau übergeben. Pater Markus erklärt den Zauber der Reliquien für gläubige Christen: "Es geht nicht um eine Knochenverehrung. Die Idee von Reliquien ist, dass man Verbindung mit der Gemeinschaft der Kirche wollte. Christliche Märtyrer waren für die anderen Christen beispielgebend, dass ein anderer Mensch so fest in seinem Glauben und im Glauben an die Auferstehung war, dass er dafür sogar gestorben ist."
Von einem Altar in den anderen
Pfarrer Rudolf Wagner von der 800 Jahre alten Pfarre St. Stephan in Gmünd weiß, dass es in der Kirche drei Reliquien gibt. Dabei handelt es sich um winzige Überreste der Märtyrer Amantius, Maximus und Firmius. Bei der Generalrenovierung der Kirche im Jahr 1982 wurden die Reliquien, die ursprünglich im Herz-Jesu-Altar eingebettet waren, in den Volksaltar transferiert. Dort ruhen die Gebeine der Märtyrer eingelassen in die steinerne Altarplatte. Wagner erzählt: "Wenn man das hier öffnen würde, wäre der Altar entweiht."
Zur Sache: Reliquien
Reliquien werden in der Katholischen Kirche die körperlichen Überreste von Heiligen genannt, manchmal auch Gegenstände aus dem Besitz des Heiligen. (Das Wort kommt aus dem Lateinischen „reliquiae“= Überreste). Die Verehrung von Reliquien war bereits im 2. Jahrhundert üblich. Seit dem 8. Jahrhundert ist es üblich, in jeden Kirchenaltar eine Reliquie einzulassen. Im kirchlichen Gesetzbuch heißt es dazu im § 1237: „Gemäß ältester Überlieferung sollen in den Altären Reliquien der Märtyrer und anderer Heiligen aufbewahrt werden.“ Zu den berühmtesten Reliquien zählen die sterblichen Überreste des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien. Auch die Pfarrkirchen des Bezirkes Gmünd besitzen in ihren Altären Reliquien. Daneben bewahren die Pfarren auch Kreuzreliquien-Monstranzen auf. Allerdings sind die darin enthaltenen Holzsplitter am Kreuzesholz Christi nur berührt worden.
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