Der Wunsch, sich Stärke zu kaufen
Für Drogenabhängige ist ein Weg in die Normalität sehr schwierig und dauert oft ein Leben lang.
BEZIRK. In den Bezirken Grieskirchen und Eferding gab es vergangenes Jahr insgesamt 188 Anzeigen wegen Drogenbesitzes. Die meisten davon wegen Cannabismissbrauchs. Zudem konnten 14 Drogenhändler von den zuständigen Polizeiinspektionen ausgeforscht werden. Neben Cannabis ist auch die noch gefährlichere Droge Crystal Meth auf dem Vormarsch. "Die Folgen von Crystal Meth sind verheerend. Die Zähne verfaulen, und das Gesicht wird entstellt. Zudem führt diese Droge zur schnellen Abhängigkeit", erzählt Major Christian Stemmer, Bezirkspolizeikommandant von Grieskirchen. Crystal Meth wird überwiegend aus Tschechien nach Österreich importiert. Anders ist die Situation bei Cannabis. Auch in unseren Bezirken entdeckt die Polizei immer wieder geheime Cannabis-Plantagen. Diese seien laut dem Bezirkspolizeikommandanten meistens zwischen Maisfeldern oder in Gärten versteckt. Warum Menschen zu Suchtmitteln greifen, hat unterschiedliche Gründe. "Oft sind es psychische Probleme, Stress in der Arbeit, Erlebnisse aus der Kindheit, welche nicht verarbeitet wurden, oder einfach der Wunsch, sich stark zu fühlen. Für diesen Zweck sind Cannabis, Amphetamine und Crystal Meth ideal, da sie für einen gewissen Zeitraum das Selbstbewusstsein steigern", erzählt Peter Klaus Olbrich, Leiter der Therapiestation Erlenhof in Prambachkirchen.
Chronische Erkrankung
Gemeinsam mit seinen 20 Mitarbeitern betreut er sowohl Alkohol- als auch Drogenabhängige. "Die meisten unserer Patienten sind alkoholabhängig. Diese werden in der Gesellschaft aber toleriert", so Olbrich. Oft sind es Verwandte oder Freunde, welche die Abhängigen dazu ermuntern, eine Therapie zu starten. Ohne fremde Hilfe trauen sich die Betroffenen diesen Schritt nicht zu beziehungsweise sind sie sich dem Ernst der Lage nicht bewusst. "Die Probleme beginnen meistens dann, wenn keine Möglichkeit mehr besteht, aus welchen Gründen auch immer, an Suchtmittel zu gelangen. Alleine können die Betroffenen diese Situation dann nicht meistern und begeben sich in eine Therapie", erzählt Olbrich. Während des Therapiezeitraumes, welcher zwischen drei und 15 Monaten dauern kann, versuchen die Therapeuten gemeinsam mit den Patienten einen "geistigen Werkzeugkasten" zu entwickeln, welcher in verschiedensten gefährlichen Situationen vor einem Rückfall bewahren soll. Dieser muss immer "mitgetragen" werden, da die Suchterkrankung eine chronische Erkrankung ist, die zur Ruhe gebracht, aber nicht besiegt werden kann. "Es gibt Ausnahmen, aber meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass der überwiegende Teil der Menschen, welche bei uns zur Therapie waren, die Krankheit nie ganz unter Kontrolle haben", erzählt Olbrich. Der Suchtdruck kann durch eine langjährige drogenfreie Lebensweise geschwächt werden, aber die Gefahr eines Rückfalles ist immer gegeben. Eine kleine Lebenskrise und der erste Weg führt wieder zum Drogenkonsum", fügt Olbrich hinzu.
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