Linkshänder: Auf rechts umzulernen, war gestern

- Das "Umlernen" von Linkshändern ist häufig mit negativen Folgen für die Psyche der Betroffenen verbunden.
- Foto: Xaver Haslberger
- hochgeladen von Christine Schneider
BEZIRKE. Wenn die linke Hand den Ton angibt: Pünktlich zum Internationalen Tag der Linkshänder am 13. August verrät Judith Wassermair, Allgemeinmedizinerin in Aschach, was man über Linkshändigkeit wissen sollte.
Was ist ausschlaggebend dafür, dass man Links- oder Rechtshänder ist?
Wassermair: Die Händigkeit wird vermutlich vererbt. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass zwei Rechtshänder ein linkshändiges Kind bekommen, liegt bei 2 Prozent. Ist ein Elternteil Linkshänder sind es 17 Prozent, bei Linkshändigkeit von Mutter und Vater sind es 46 Prozent. Aber auch Nachahmung spielt eine gewisse Rolle.
Ab wann sind Linkshänder zu erkennen?
Die Entwicklung zur Händigkeit beginnt schon im Mutterleib. Rechtshändige Babys lutschen häufiger am rechten Daumen und bewegen häufiger den rechten Arm – und umgekehrt bei linkshändigen. Meistens kann man schon im zweiten Lebensjahr die bevorzugte Hand erkennen. Wechselt ein Kind mit vier Jahren bei ein und derselben Tätigkeit noch immer die Hand, ist eine Abklärung sinnvoll. Zumindest vor dem Einschulen sollte mit einem Händigkeitstest geklärt werden, mit welcher Hand das Kind schreiben soll.
Welche Folgen kann eine Umstellung haben?
Die Psychologin Johanna Barbara Sattler spricht in diesem Zusammenhang vom „schwersten unblutigen Eingriff ins Gehirn“. Primäre Folgen können Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, schnelle Ermüdbarkeit, feinmotorische Störungen und Sprachstörungen bis zum Stottern sein. Sekundär können Minderwertigkeitskomplexe, Zurückgezogenheit, Überkompensation durch erhöhten Leistungseinsatz, Verhaltensstörungen und emotionale Probleme bis ins Erwachsenenalter folgen.
Worauf ist zu achten, wenn Kinder Linkshänder sind?
Wichtig ist, dem Kind zu vermitteln, dass die Linkshändigkeit genauso erwünscht ist wie die Rechtshändigkeit. Es gibt keine „richtige Hand“. Entscheidend für ein unverkrampftes Schreiben ist das frühzeitige Anleiten zu der richtigen Hand- und Sitzhaltung. Speziell für Linkshänder geschaffene Füllfedern, Scheren sowie weiche Farbstiftminen sind besonders nützlich.
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