"Wir werden immer ärmer an sozialen Kontakten"
Steigender Druck in Beruf und Alltag führt immer häufiger zu seelischen
Erkrankungen.
BEZIRK (mak). „Wir sehen, dass immer mehr Menschen zu uns in die psychosoziale Beratungsstelle kommen. Derzeit sind es etwa 200 Personen, die wir in Eferding unterstützen“, weiß Exit-sozial-Teamleiterin Nicole Hofmair. 322 Klienten wurden im vergangenen Jahr in der psychoszozialen Beratungsstelle von Pro mente Grieskirchen betreut. Die steigenden Belastungen in Beruf und Alltag sind eine wesentliche Ursache für diesen zunehmenden Bedarf. „Viele kommen zu uns, weil sie sich hoffnungslos, traurig oder überfordert fühlen, eine schmerzliche Trennung erlebt, Probleme in der Familie oder am Arbeitsplatz haben oder an Depressionen, Burnout, Angst oder Panikattacken leiden“, so Hofmair weiter.
Einen weiteren Grund für das Zunehmen von Burnout und Depressionen kennt Erwin Kreutzer, Regionalleiter bei Pro mente Oberösterreich: „Während sich die sozialen Kontakte immer mehr im virtuellen Raum abspielen, werden wir immer ärmer an persönlichen, sozialen Kontakten.“
Viele Menschen setzen auch ihre Vorstellungen zu hoch an. „Wenn die Differenz zwischen Wunschvorstellung und Realität zu groß wird, können Probleme auftauchen“, sagt Erwin Kreutzer. Die Experten raten, über Probleme, Ängste und Emotionen zu sprechen und zwar möglichst rasch. „Je früher am Problem gearbeitet wird, umso besser: Das kann viel Leid vermeiden“, rät Hofmair. Galten psychische Krankheiten lange als Tabu, steigt in den letzten Jahren die Bereitschaft, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Als wichtigste Zutaten für das innere Gleichgewicht nennt Kreutzer: „Stabile Beziehungen, die einen herausfordern, ein guter Mix aus Aktivität und Entspannung, Bewegung und singen.“
Laienhelfer gesucht
Seit 25 Jahren gibt es im Bezirk Grieskirchen eine Laiengruppe, die Menschen mit psychischen Erkrankungen unterstützt. Pro mente sucht für diese Gruppe nun Verstärkung, also Personen, die Menschen mit seelischen Erkrankungen ehrenamtlich unterstützen möchten. „Wer von einer seelischen Krankheit betroffen ist, braucht neben professioneller Hilfe oft auch Menschen, die da sind, um den Alltag zu meistern“, weiß Bettina Weithaler von pro mente. Die Aufgaben reichen von Hausbesuchen zum Plaudern über die Begleitung beim Einkaufen bis zu Spaziergängen und anderen Unternehmungen. Pro mente unterstützt die freiwilligen Helfer mit Fachwissen und Supervision. Die Grundlagen des Helfens werden in einem Einführungskurs vermittelt. Weitere Informationen sind unter der Telefonnummer 0664/8224966 bei Bettina Weithaler erhältlich.
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