Ochs und Esel, Schwein und Ziege ersetzen den Delfin
GASPOLTSHOFEN (bic). Ganze Gemeinden, Vereine und Familien sammeln monatelang Spendengelder, damit ein beeinträchtigtes Kind mit der Familie nach Florida zu einer Delfintherapie fliegen kann. Dass diese intelligenten Säugetiere Wunder bewirken können, ist längst bewiesen. Kornelia Zipper, die selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und später Biolandwirtschaft in Wien studiert hat, stellte sich die Frage, ob nicht landwirtschaftliche Nutztiere ebenfalls die Fähigkeit besitzen, Heilungs- und Entwicklungsprozesse anzuregen. So startete sie im Jahr 2003 gemeinsam mit dem ÖKL – dem Österreichischen Kuratorium für Landtechnik und Landentwicklung - das Pionierprojekt „Tiergestützte Pädagogik und Therapie am Bauernhof“. Heute gibt es österreichweit bereits 13 bäuerliche Betriebe, die ihre Kühe, Schafe, Ziegen, Hühner, Gänse, Enten, Pferde, Schweine oder Esel für pädagogische und therapeutische Zwecke einsetzen. „Von den 39 Teilnehmern des laufenden Lehrgangs kommen zwei aus meinem Heimatbezirk Grieskirchen“, freut sich die Agrarpädagogin. Die Bauern und Bäuerinnen haben alle einen therapeutischen oder pädagogischen Grundberuf und arbeiten großteils mit Ärzten, Psychotherapeuten und unterschiedlichen Institutionen zusammen. Ihre Tiere liefern nicht nur Wolle, Milch, Eier und Fleisch, sondern leisten darüber hinaus wertvolle Dienste in der Alten- und Behindertenbetreuung. Aber auch in der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern oder Kindern mit Sprachstörungen oder Entwicklungsverzögerungen werden erstaunliche Erfolge erzielt. Studien belegen, dass Tiere Neugierde wecken, Menschen aus ihrer Isolation holen, ihren Selbstwert stärken, trösten und motivieren können. Sie wirken entspannend, blutdrucksenkend und stressreduzierend. Beim Streicheln wird das Glückshormon Oxitozyn ausgeschüttet. Kinder, die aufgrund einer traumatischen Vergangenheit Vertrauen und Respekt zu Menschen verloren haben, können durch Tiere wieder Vertrauen gewinnen. Besonders Esel sind ausgezeichnete Gesprächspartner. Sie hören geduldig zu und geben keine unnützen oder verletzenden Kommentare ab. Für alles haben sie zwei große, offene Ohren, zwei seelenvolle, tröstende Augen und ein weiches, warmes Fell. Und wenn wir sie dann streicheln, vergessen wir für ein paar wenige, aber kostbare Minuten alles, was uns bedrängt, und wir sind glücklich.
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