"Ich ziehe meinen Hut vor Alleinerziehern"

- Kindererziehung, Beruf, Haushalt: Alleinerziehende Elternteile sind dabei ganz auf sich alleine gestellt.
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Alleinerzieher – das sind fast ausschließlich Frauen – stehen vor zahlreichen Herausforderungen.
BEZIRK (mak). Marion S.* (28) hat sich von ihrem Lebensgefährten getrennt. Sie sucht nun für sich und die beiden Kinder (zwei und fünf Jahre) eine Bleibe. Sie fragt bei Gemeinden und Wohnungsgenossenschaften an, studiert Zeitungsinserate und muss feststellen, dass es nicht einfach ist, rasch eine leistbare Wohnung zu finden. S. steht unter Zugzwang. Vorübergehend kommt sie bei den Eltern unter. Endlich eine Wohnung gefunden, muss S. das Geld für die Kaution – drei Monatsmieten – aufbringen. Das Karenzgeld reicht dafür nicht aus. Von der Bank gibt es auch kein Geld, und so muss sich die Alleinerzieherin von Verwandten Geld leihen. Dazu kommt, dass der Ex keine Alimente für die gemeinsamen Kinder bezahlen will. Die Kinder- und Jugendhilfe muss aktiv werden. Anspruch auf Unterhalt hat S. nicht, weil sie mit dem Kindesvater nicht verheiratet war. Dazu stellt sich die Frage, wie es beruflich nach der Karenzzeit weitergehen soll und wie die Betreuung der Kinder organisiert werden kann.
„Fälle wie jenen von Frau S. gibt es zuhauf“, weiß Gerlinde Zdralek vom Frauennetzwerk 3. Im vergangenen Jahr suchten rund 30 Frauen Rat in Alleinerzieherfragen bei der Frauenberatungsstelle Grieskirchen. Finanzielle Schwierigkeiten, Wiedereinstieg in den Beruf und Kinderbetreuung sind die häufigsten Probleme, mit denen alleinerziehende Elternteile – das sind in der Region fast ausschließlich Frauen – zu den Beratungsstellen kommen. Eine Neuregelung der Wohnungsbeihilfe erschwert vielen Alleinerziehern die Situation zusätzlich. Unterhaltsleistungen für Kinder werden beim Bezieher neuerdings bis 162 Euro als Einkommen gerechnet. „Dies führt de facto zu einer Kürzung der Wohnbeihilfe“, so Zdralek.
Was die Kinderbetreuung betrifft, wird und wurde in den vergangenen Jahren in der Region kräftig ausgebaut. Dennoch gibt es noch Lücken. Besonders im Sommer und für unter Dreijährige sind die Betreuungsplätze häufig knapp. „Ich würde mir mehr gemeindeübergreifende Modelle, wie etwa in Weibern und Hofkirchen, wünschen“, sagt Zdralek dazu. Diese beiden Gemeinden haben sich zusammengetan, um für Kinder im Kindergartenalter und bei Bedarf auch für deren Geschwister im Volksschulalter Betreuung in den Sommerferien anzubieten.
60 Frauen wandten sich vergangenes Jahr an Lisa Hermann von der mobilen Beratungsstelle für Alleinerzieher des oö. Hilfswerks im Bezirk Eferding. „Viele Frauen haben eine Scheu vor Behörden oder schämen sich für ihre Situation. Dazu kommt, dass viele Möglichkeiten für Beihilfen nicht sehr publik gemacht werden“, so Hermann. Ihr Angebot richtet sich an alleinerziehende Mütter und Väter gleichermaßen. „Bislang hatte ich aber erst einen männlichen Klienten“, berichtet Hermann.
*Name von der Redaktion geändert
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