Moschendorf
Romantik-Ausflug entpuppte sich als Schleppertour
Romantik-Ausflug eines belgischen Pärchens. Mit versprochenen Sehenswürdigkeiten in Moschendorf. Speziell einem Schloss. Und das bei Mondschein. „Frag nicht. Lass dich überraschen!“, so der "Romeo" zu seiner Angebeteten. Tatsächlich sorgte der Mann bei seiner "Flirt-Tour" für einige Überraschungen. Aber anders, als von seiner Freundin erhofft. Denn erstens gab es statt vertrauter Zweisamkeit einen Freund als Begleiter. Zweitens parkte er, um 6 Uhr früh, von Wien kommend im Nirgendwo der 387 Einwohner-Gemeinde. Und drittens füllte er sein Auto nicht mit prickelnder Schwärmerei, sondern mit 8 illegalen Migranten. Einzig der „Lichtschein“ wurde verwirklicht. Allerdings nicht vom Mond, sondern vom Blaulicht der Polizei...
MOSCHENDORF. Was wie ein schlechter Scherz anmutet, wurde für eine Belgierin traurige Realität. Denn die Studentin für Rechtswissenschaften, Anfang 20, ging ihrem „Lover“ so richtig auf den Leim. Verdankt ihm sogar einige Wochen Untersuchungshaft. Ehe sie bei einem Prozess im Landesgericht Eisenstadt einen Freispruch im Zweifel bekam.
Vertröstung der Freundin: "Es wird dir gefallen"
Vor Schöffen und RichterInnen gab die Studentin an, dass sie mit ihrem Liebhaber und einem seiner Freunde einige Tage in Wien verbracht hatte. City-Urlaub. An einem Morgen, gegen 4 Uhr früh, weckte sie ihr "Romeo" mit dem romantischen Ansinnen eines Ausfluges. Über das was, wie, wohin und warum so zeitig, machte er ihr keine genauen Angaben. Nur Natur, Sehenswürdigkeiten, Mondschein gab es als Richtwert. Sonst wurde die Belgierin vertröstet. Mit Sprüchen wie: „Es wird dir gefallen. Es wird romantisch!“
Sirenen, Blaulicht und bewaffnete Polizisten
Angefressen sei sie gewesen, als plötzlich sein Freund in den Transport-Kastenwagen einstieg. Deshalb ist die Stimmung während der Fahrt auch alles andere als gut gewesen. Das Trio schwieg sich an. Nach rund zwei Stunden stand der Wagen in Moschendorf. Vorne Wald, links, rechts und auch sonst gähnende Leere. Plötzlich kamen Gestalten hinter den Bäumen hervor. Acht Männer. Die ins Fahrzeug einstiegen und Platz nahmen. Sekunden später Sirenen, Blaulicht und bewaffnete Polizisten.
"Ich glaubte an romantischen Ausflug"
So die Schilderung der Studentin. Die beschwor: „Ich wusste nicht, was mein Freund vorhatte. Tatsächlich glaubte ich bis zum Schluss an einen romantischen Ausflug. Er hatte aber offenbar etwas anderes geplant.“ Von einem anderen Plan wollte ihr „Lover“ jedoch nichts wissen. Der Belgier mit türkischen Wurzeln bekannte sich nämlich zum Vorwurf der Schlepperei definitiv für „nicht schuldig“.
Moschendorf bei Google an erster Stelle
Erklärte allen Ernstes vor Gericht, dass er ins Internet Suchbegriffe wie „Sehenswürdigkeiten, Burgen etc.“ eingegeben hat und an erster Stelle „Moschendorf“ erschienen ist. Nur aus diesem Grund sei er ins Südburgenland gefahren. Fast glaubhaft, gibt es in Wien ja keine historischen Werke zu besichtigen... Speziell ein wunderschönes Schloss wollte er mit seiner Geliebten im Mondschein erkunden. Wohlgemerkt um 6 Uhr früh. Welches, tja - das hatte er leider vergessen. Aber die Bewertungen auf Google seien toll gewesen...
"Unbemerkt" stiegen 8 Fremde ins Auto ein
Als er in Moschendorf angekommen ist, musste er „austreten“ und stellte sich seitlich vor seinen Kastenwagen. Offenbar in dieser Zeit, ohne dass er auch nur das Geringste bemerkt hatte, seien 8 fremde Personen in sein Auto eingestiegen. Wie das passieren konnte, war für ihn ein Rätsel. Wie auch für seinen Freund, der ebenfalls mit Urinieren beschäftigt war. Umso überraschter seien beide gewesen, als plötzlich die Polizei vor ihnen stand. Anfangs hatten sie ja keine Ahnung, warum... Erst dann haben sie gesehen, dass sich mehrere unbekannte Männer im Wagen befunden haben.
Illegale hatten Fahrzeugfoto am Handy
Auf die Frage der Vorsitzenden, warum auf manchen Handys illegaler Migranten der belgische Kastenwagen mit seinem Kennzeichen als Abhol-Auto gespeichert war, gab es eine klare Ansage des belgisch-türkischen Angeklagten: „Keine Ahnung!“ Unbeantwortet blieb auch die Frage, warum er seine Freundin mitgenommen hatte. Die übrigens während der angeblichen „Pinkel-Phase“ der beiden Männer im Auto sitzen geblieben ist. Die Vermutung einer Richterin „als Tarnung, weil ein Trio mit einer Frau weniger auffällt, als nur zwei junge Männer“, ist nicht von der Hand zu weisen.
18 Monate für die 2 Männer, Studentin kam frei
Wegen all der haarsträubenden und fadenscheinigen Ausreden wurden die beiden Männer schließlich schuldig gesprochen. Bekamen 18 Monate unbedingte Haft und marschierten in Handschellen wieder in ihre Zellen. Urteil nicht rechtskräftig. Die belgische Studentin ging auch ins Gefängnis - aber nur, um ihre Sachen zu holen. Sie konnte nämlich als freier Mensch noch am selben Tag die Heimreise nach Belgien antreten.
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