Sie betreuen bei Tag und bei Nacht
Ohne 24-Stunden-Pflegerinnen aus dem Ausland kämen viele Familien nicht mehr aus.
Vor einem Jahr war Ana Božić noch als Filialleiterin in einem Lebensmittelgeschäft tätig. Das war daheim in Zagreb. Heute kümmert sich die 29-Jährige um Ernestine Peischl, eine Alzheimer-Patientin aus Olbendorf.
Božić hat auf Personenbetreuung umgesattelt. Sie zählt zu den rund 400 Frauen aus Kroatien und Rumänien, die von der Agentur von Anita Szojak als 24-Stunden-Pflegerin in Österreich vermittelt werden.
Große Agentur
"Die meisten der Frauen, die für uns als Betreuerinnen arbeiten, sind zwischen 50 und 60 Jahre alt", erzählt Szojak. An ihre in Olbendorf ansässige Agentur - die größte im Burgenland - wenden sich Familien, die Betreuung für einen pflegebedürftigen Angehörigen suchen. Viele von ihnen sind dement und alleinstehend, wollen aber nicht in ein Heim, sondern in ihren eigenen vier Wänden bleiben.
"Zwischen Krankenschwester und Gesellschaftsdame"
Für die Betreuung sucht Szojak Personen aus, die über grundlegende Deutschkenntnisse verfügen und gut mit Menschen umgehen können. Irgendwo "zwischen Krankenschwester und Gesellschaftsdame" liege das Berufsbild, beschreibt es Szojak.
Die - zumeist weiblichen - Betreuungspersonen kümmern sich für ihre Schützlinge um Essen, Wäsche, Haushalt und Körperpflege. Medikamente dürfen sie verabreichen, sofern sie in Tagesschachteln von den Angehörigen vorbereitet werden.
Wechsel im Monatsrhythmus
Die Pflegerinnen, die Szojak vermittelt, bleiben für ein Monat bei der Familie in Österreich. Mit einer zweiten Kollegin wechseln sie sich im Monatsrhythmus ab. Zwei Chauffeure holen die Frauen daheim in Nordkroatien ab und bringen sie zu ihrer Gastfamilie. "Der monatliche Arbeitsrhythmus hat sich bewährt. Sonst wird bei den Frauen die Batterie schnell leer", weiß Szojak.
Die Betreuerinnen bekommen von der Familie pro Arbeitsmonat 1.200 Euro. "Das Geld muss auch für das zweite Monat daheim in Kroatien reichen", so Szojak. Vor allem für ältere Frauen sei die Arbeit in Österreich eine attraktive Berufsperslektive.
Selbstständigen-Gewerbe
In der Regel haben die Pflegerinnen ein Gewerbe als selbstständige Personenbetreuerinnen angemeldet. Neun Mitarbeiter Szojaks - viele von ihnen sind zweisprachig - nehmen ihnen Amtswege, Anmeldungen, Förderansuchen und behördliche Erledigungen ab.
Für eine 24-Stunden-Pflege muss eine Familie ab dem zweiten Monat - abzüglich Förderungen - mit Kosten von 1.186 Euro rechnen. Im ersten Monat liegt die Summe um 357 Euro höher.
Weitere Berichte zur Situation der Pflege in unseren Regionen finden Sie auf unserer Themenseite.
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