Nasser Winter lässt Bauern um Ernte zittern
Ernsthafte Sorgen bereitet die anhaltende nasskalte Witterung der Landwirtschaft. "Wir rechnen - je nach Anbaukultur - mit kürzeren Vegetationsperioden, geringeren Erträgen und Verdrängungseffekten auf den Absatzmärkten", so Christian Reicher vom Landwirtschaftskammer-Referat in Güssing.
Vom vielen Winterniederschlag sind die Böden regelrecht vollgesogen. Die Bauern können die Felder weder befahren noch dürfen sie mit Jauche oder Gülle düngen.
Kulturpflanzen wie Erbse, Hafer oder Sommergerste sollten schon längst angebaut sein, sind es aber nicht. "Viele Bauern überlegen daher, auf Mais oder Soja auszuweichen, aber da gibt es bereits Engpässe beim Saatgut. Sogar für Körnerhirse gibt es Interesse, das wäre für unsere Region eine völlig neue Anbaukultur", berichtet Reicher.
Schwierigkeiten gebe es auch beim Getreide. "Wintergerste und Winterweizen haben einen Vegetationsrückstand von drei Wochen, den sie kaum mehr aufholen können. Das Getreide wird dadurch schwächer und anfälliger für Krankheiten und Schädlinge", fürchtet Reicher.
Absatzprobleme sieht er auch auf die Apfel- und Erdbeerbauern zukommen. "Wenn die heimische Ernte zu spät auf den Markt kommt, wird der Handel auf ausländische Ware zurückgreifen."
Auf manche Sparten wirkt sich der nasse Winter dafür positiv aus. "Die Wälder sind erstmals seit Jahren wieder gut mit Wasser versorgt. Im Grünland erwarten wir gute Ergebnisse. Obstkulturen, die später austreiben, sind durch Spätfröste weniger gefährdet", so Reicher.
Eines sei jedenfalls klar: "Sobald es wärmer und trockener wird, werden die Bauern rund um die Uhr auf dem Feld arbeiten, um alles aufzuholen. Dafür bitten wir die Bevölkerung schon jetzt um Verständnis", so Reicher.
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