Touristiker wollen Radikal-Reform
Die großen Hotels fordern, den Marketing-Gemeindeverband im Güssinger Bezirk aufzulösen.
Eine Radikalkur wollen die Chefs der großen Stegersbacher Thermenhotels der burgenländischen Tourismusförderung verschreiben. "Die Bezirksverbände sollten aufgelöst, die frei werdenden Fördermittel zu den Ortsverbänden verlagert werden", fordern Larimar-Direktor Johann Haberl und Balance-Direktor Peter Kogelbauer.
Unzufrieden mit den bestehenden Verbänden haben sie gemeinsam mit den Hotels Allegria und Puchas einen eigenen Marketingverein gegründet. "Die Mittel aus der Ortstaxe, die an die örtlichen Tourismusverbände gehen, reichen nicht aus, um professionelles Marketing zu betreiben", argumentiert Haberl.
350.000 Euro Ortstaxe
Pro Nächtigung hebt die Gemeinde eine Taxe von 1,50 Euro ein. Davon gehen 54 Cent an den Landestourismusverband, 46 Cent an die Gemeinde und je 25 Cent an den Bezirksverband und an den örtlichen Verband.
Bei etwa 230.000 Übernachtungen in Stegersbach kommen rund 350.000 Euro zusammen. "Der Großteil der Taxe sollte im Ort bleiben und in professionelles Marketing fließen", so Kogelbauer.
Ein bis zwei Werbe-Ebenen streichen?
Die großen Hotels fordern, den Bezirks-Tourismusverband, der von den Gemeinden gebildet wird, aufzulösen. "Stegersbach zahlt viel Geld an den Bezirksverband, aber die Hotels bekommen dafür keine Leistung", so Haberl.
"In den großen touristischen Zentren sollte sich professonelles Personal ums Marketing kümmern, kleinere Gemeinden mit weniger Nächtigungen könnten sich zu Kleinregionen zusammenschließen", schlägt Haberl vor.
Karl Reiter vom Hotel Allegria kann sich sogar vorstellen, mit zwei statt bisher vier Ebenen auszukommen. "Auch der Regionalverband Südburgenland könnte gestrichen werden. Gschaftlhuberei ist im Tourismus der falsche Ansatz", meint Reiter.
"Sind die Strukturen bereinigt, haben wir in Stegersbach binnen zwei Jahren um 5 % mehr Nächtigungen", prognostiziert Haberl.
Bisher hat der neue Marketingverein schon rund eine Million Euro in Verkaufsaktivitäten gesteckt. Dem Zusammenschluss gehören auch fünf Gemeinden aus der Thermenregion sowie zehn kleinere Zimmervermieter an.
Wenig Gegenliebe
Zurückhaltend gibt man sich im kritisierten Regionalverband. "Zur neuen Organisation sind die Ideen und Erfahrungen aller Touristiker gefragt. Es wird sicher noch viele Diskussionen geben", meint Geschäftsführer Harald Popofsits.
Nießl wohlwollend
Bei Landeshauptmann Hans Nießl stoßen die Forderungen der Hoteliers auf Wohlwollen. "Derzeit sind zu viele Leute in der Verwaltung. Wenn man eine Ebene streicht, haben wir um keine Nächtigung weniger", meint Nießl. Das Landestourismusgesetz stehe vor einer Überarbeitung, alle Vorschläge würden in die Diskussion aufgenommen.
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