Hall als Mekka der Literatur

Irene Suchy | Foto: Johannes Cizek
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„Alles ist wie jedes Jahr – weil es jedes Jahr am schönsten ist“, freut sich Heinz D. Heisl auf die diesjährigen Literaturtage Sprachsalz. Er zeichnet gemeinsam mit Magdalena Kauz, Elias Schneitter, Urs Heinz Aerni und Ulrike Wörner für das Programm verantwortlich. „Wir eröffnen traditionell mit einer Lesung mit Tirol-Bezug, diesmal mit Peter Giacomuzzi und seiner Beziehungsgeschichte ,Frann’ – und wir haben abermals ein Programm der Vielstimmigkeit und Vielsprachigkeit zusammengestellt, das bei freiem Eintritt zum Austausch einlädt.“

Freuen kann man sich auf John Burnside, der zu den profiliertesten Autoren der europäischen Gegenwartsliteratur zählt. Nach Hall kommt er mit seinem neuen Roman „Haus der Stummen“, in dem er einmal mehr einen Blick in die Abgründe der menschlichen Natur gewährt. Auszüge aus der deutschsprachigen Übersetzung liest der Schauspieler Thomas Sarbacher. Poetisch wie musikalisch sind die Texte des irischen Autors Cónal Creedon, der sozialen Außenseitern ein liebevolles wie schräges Denkmal setzt. Eine Apokalypse für Anfänger präsentiert Markus Orths mit seinem soeben erschienenen Roman „Alpha & Omega“.

Drei Schriftstellerinnen beschäftigen sich mit der jüngeren Geschichte Europas: Julia Kissina beschreibt in „Frühling auf dem Mond“ mit visionärer Sprachkraft ihre sowjetische Kindheit in Kiew. Saskia Fischer beschreibt in ihrem beeindruckenden Debütroman „Ostergewitter“ die Geschichte einer Familie in der DDR. Die gebürtige Albanerin und Adelbert-von-Chamisso-Förderpreisträgerin Anila Wilms erzählt in „Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens“ eine exotisch-burleske Episode aus der Geschichte des jungen albanischen Staates.

Amerikanische Avantgarde: die Kunst des Konventionsbruchs

Für ihr Engagement und die „Kunst des Konventionsbruchs“ wurden die Organisatoren des Festivals kürzlich mit dem US-amerikanischen Acker Award ausgezeichnet. Eine Begründung dafür liegt im Einsatz, der amerikanischen Avantgardekultur des 20. Jahrhunderts eine Bühne zu bieten. Waren in den vergangenen Jahren vor allem zahlreiche Beatniks zu Gast, so kann man sich diesmal mit der mehrfach preisgekrönten spoken-word-Performerin Patricia Smith, dem New Yorker „down town poet“ und Musiker Steven Dalachinsky und dem ebenfalls in New York lebenden Dichter und Aktivisten Ron Kolm auf weitere Vertreter der Sprachkunst freuen.

Eine hiesige Größe der Spoken-Word-Szene ist im Late-Night-Format am Freitag zu Gast. Aus der Schweiz reisen der Schriftsteller und Verleger Beat Brechbühl und der Lyriker und Autor Markus Bundi an, der u.a. ausgewählte Gedichte aus den zurückliegenden zwölf Jahren präsentiert. Milena Michiko Flašar, österreichische Schriftstellerin japanischer Abstammung, wird aus ihrem ausgezeichneten Roman „Ich nannte ihn Krawatte“ lesen, und Wolfgang Bleier zeichnet in seinem Roman „Die Arbeitskräfte“ eine poetische Phänomenologie unserer Leistungsgesellschaft.

Die Überraschungslesung

Zu einem Höhepunkt für das Sprachsalz-Publikum wird mit Sicherheit wieder die „Überraschungslesung“ mit einem bis zuletzt nicht genannten Autor. So war im vergangenen Jahr Martin Walser zu Gast, und man darf gespannt sein, wen es diesmal am Sonntag zu begrüßen gilt. Aufgrund des zu erwartenden Ansturms werden im Festivalbüro Platzkarten ausgegeben.

Sprachsalz-Club: Lesungen und Gespräche

Der Sprachsalz-Club lädt zu anregenden Hintergrundgesprächen ein: Anlässlich des Films „From the Underground ...“ spricht der US-Dokumentarfilmer und politische Aktivist Clayton Patterson mit Roland Adrowitzer (ORF) über seine Arbeit. „Bis der Satz sitzt – vom Übersetzen“ ist der Titel eines Gesprächs mit Cónal Creedon und seinem Übersetzer Jürgen Schneider, moderiert von Volker Dittrich. Über das literarische Erbe in Form von Vor- und Nachlässen spricht der Journalist Alexander Kluy bei „Wenn Dichter nehmen“ mit den Schriftstellern Alois Schöpf, Markus Bundi und Peter Giacomuzzi.

Künstlerische Querverweise: Sprachsalz und die Klangspuren

Am Festival-Freitag findet wieder eine musikalisch-literarische Veranstaltung in Kooperation mit den Klangspuren Schwaz statt: Die Wiener Autorin und Musik-Journalistin Irene Suchy wird mit dem Hugo Wolf Quartett den Abend für Otto M. Zykan dramaturgisch leiten und moderieren. Wie alle Sprachsalz-Veranstaltungen ist das Konzert bei freiem Eintritt zu besuchen.

Ergänzt wird das Festival-Programm auch in diesem Jahr von einer Ausstellung: Die in Pforzheim lebende bildende Künstlerin Anina Gröger zeigt Himmelsszenarien und Farblandschaften.

Literaturwerkstätten und Kinderprogramm

Einmal mehr werden bereits im Vorfeld Literaturwerkstätten für Erwachsene und Jugendliche angeboten. Informationen und Anmeldemöglichkeit zu den kostenfreien Werkstätten unter http://www.sprachsalz.com/werkstaetten/
Neu ist die Programmschiene Sprachsalz Mini für Kinder: Im Rahmen von "Abenteuer Buch" wird gemeinsam ein Buch gebastelt, dazwischen lesen Autoren und Mitarbeiter des Festivals Kindergeschichten aus allen Wind- und Föhnrichtungen (13. und 14. September, jeweils von 12.00 bis ca. 18.00 Uhr, Jugendzentrum ParkIn, Thurnfeldgasse – gegenüber dem Parkhotel).
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