Das THEATER.RUM
Auf der Suche nach dem erlösenden Wort

Foto: Sarah Prenn
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Theater, Hörspiel, szenische Lesung? Von allem ein wenig, genannt „Live-Hörspiel“ von Händl Klaus, Gewinner des ORF-Hörspielpreises 2022 (Regie und Bühne – Martin Moritz, Co-Regie Alexandra Lechner, Musik Georg Mader). Expressives und lebhaftes Erinnern im Live-Hörspiel „Zrugg’“ des Theaters Rum in der BLACK:BOX Neurum.

Eine Theaterkritik von Peter Teyml.

RUM. Was mit „zrugg“ gemeint ist, versteht jeder Tiroler, also für Nichteingeweihte geht’s „zurück“. Und in dieser Tonart bewegt sich eine gute Stunde ein neunköpfiges Laienensemble (5 weibl., 3 männl.) durch ein Familientreffen, in welchem Giggi,der Poet der Runde, ein Wort sucht für ein Gedicht, das ihm aber entfallen ist. Und so bittet er alle, noch einmal das viele vorher Gesprochene zu wiederholen, sprich „zrugg“ zu gehen, um vielleicht doch noch einen Einstieg zu finden. Nun, das kann alles ziemlich banal werden, es wird ja nichts ausgelassen von allen Urteilen, Vorurteilen, Ängsten, auch Tagebücher, Fotoalben, Rezepte, Geschmackserinnerungen werden bemüht, Themen wie Sport, Gewalt, Liebe etc. kommen zur Sprache, man kommt vom Suchthema ab, es wird unter den Teppich gekehrt, es wird gespottet, gelacht, manches wird durch den Kakao gezogen, man kommt, wie man so treffend sagt, vom Hundertsten ins Tausendste, die Stimme eines unsichtbaren Rudi (wohl schon tot) ertönt mahnend aus dem Off. Aber der Autor versteht es, Bekanntes und allzu Bekanntes, auch wohl Vieles aus der eigenen Familienbiographie raffiniert zu verflechten, dass Spannung entsteht und man so selbst mitfiebert, das verdammte gesuchte Wort zu finden als Basis für ein Gedicht. Diesem Gedankenpanorama kann man nicht entfliehen, eigene Assoziationen & Erinnerungen tauchen auf und verschmelzen mit dem Gehörten.

Auch wenn es im Begleitflyer heißt „Augen schließen ausdrücklich erlaubt“, schaut man doch gerne hin, vor allem dann, wenn einem eine Stimme besonders „ins Ohr fällt“. Maria Knapp ist Luise, Mutter, Oma, Pensionistin, hat viel zu erzählen, kann weit zurückgreifen bis in die Nachkriegszeit, Josef Steiger ist der Feine, der Hasi, Rettungssanitäter, Silke Winkler seine Frau Bini, Sandra Weissbacher-Lechner ist die Joe mit ihrer Erfahrung als Lehrerin, Brigitte Rieder, Anwältin und Lebensgefährten der Vorgenannten, Christoph Trenkers Stimme ist die des Bruders, gekonnt interpretiert als Ironiker & Spötter Herr Schlögele, Maja Rieder, ein zierliches und entzückend selbstbewusstes Mädchen Miriam, wie auch Emanuel Weissbacher als Bub Noah, hier beide Kinder des Schlögele. Den Part als Giggi, der Poet und Luises Sohn besteht einfühlsam und sympathisch Dominik Kapferer. Das kehlige „K“ durfte in diesem tiroler Stück nicht fehlen, es wurde häufig davon Gebrauch gemacht und verstärkt den authentischen Charakter des Erzählten. Was in dieser Aufführung bemerkenswert ist, dass der rückwärts zu sprechende Part des Textes wirklich live einstudiert und wiedergegeben wird, was in der ORF-Ausstrahlung nur durch die Studiotechnik umgesetzt wurde. Das gesuchte Worte wurde gefunden, aber hier wird’s nicht verraten. Fiebern Sie mit in einer der Vorstellungen vom 21.4. bis 12.5.2024.

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