„Die Brandnerin“ – Eindrucksvolle Freilichtaufführung der Thaurer Schlossspiele

Die Brandnerin handelt mit dem Tod einen Aufschub aus. | Foto: Thaurer Schlossspiele
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  • Die Brandnerin handelt mit dem Tod einen Aufschub aus.
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Keine Theater- sondern echte Nebel wabern um das Gemäuer der Thaurer Schlossruine, zwar passend zur schaurigen Story „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“ von Kurt Wilhelm (nach der Geschichte v. F.R. v. Kobell), aber wegen der schweren Regenwolken am Premierenabend mit Argwohn beäugt. Auf der Ostseite der Bühne eine Videowand, im Westeck das Raumzitat einer bäuerlichen Stube, dazwischen genug Platz für weitere Szenen.

Reiner Bachor, Thaurer Ex-Bürgermeister, „intellektuelles Herz“ und leidenschaftlicher Spielleiter dieser Spätsommerproduktion hat mit einem 14-köpfigen Ensemble eine quasi Neo-Version des vielerorts gespielten Stückes umgesetzt und die Protagonistenrolle kurzerhand mit einer Frau besetzt, aus dem Kaspar wurde die „Brandnerin“ – keine leichte Aufgabe, aber von überzeugender Klarheit. Maske, Requisite, Bühne, Bustransfer, gastronomische Betreuung etc. – hier haben Dorf und Theaterverein ganze Arbeit geleistet!

Zur Geschichte: Der Tod (Boanlkramer) verfehlt mit seinem Schuss die Brandnerin, sie handelt mithilfe von Schnaps und Kartenspiel eine Lebensverlängerung aus, erkennt aber nach wenigen Jahren, dass auch hiefür ein Preis zu zahlen ist: ihre Enkelin stirbt aus Gründen des kosmischen Gleichgewichts daher früher als „vorgesehen“.
Der Film auf der Videowand entführt vorerst in Wald und Flur und mündet in die erste Szene, die auf der Bühne ihre Fortsetzung findet. Diese Sequenzen ergeben sich folgerichtig geschickt bei weiteren Szenen – ein Regiemittel mit verführerisches Intensität (Angerer Film).

Maria Drummel, die 74-jährige Protagonistin, ist von Anfang bis Ende die souveräne und glaubwürdige Brandnerin, authentisch, lebenserfahren – da wird keine Geste, kein Wort zu viel angelegt. Auf Augenhöhe dazu agiert Romed Norz als Boanlkramer, wohltuend sein Part als verlogener, unterwürfiger und larmoyanter Tod – kein dämonischer Rabauke, eher ein armer Hund, notwendig, aber ungeliebt.
Barbara Fehr ist eine klare und wirkungsvolle Marei, überzeugend ehrlich, dazu Georg Demar als ihr Florian, sympathisch als Forstgehilfe und Bräutigam. Robert Weissnicht als Aufsichtjäger und Horst Feichtner verkörpern geschickt die zwei rustikalen Herren im Jagdrevier, Michael Feichtner überrascht mit komödiantischer Präsenz als Erster Bursch und Erzengel Michael, begleitet vom Thaurer Original Hans-Peter Pflanzner als Berthold, Karl Müssigang als Petrus und Romed Niederhauser als Achamer.
Bettina Hölbling besteht ihren Doppelpart als Theres und Afra, Markus Partoll, Katharina Feichtner und Johanna Fehr beleben fröhlich mit der Jungen Thaurer Tanzlmusik die Bühnenbretter.

Diese gelungene und mutige Produktion sollte man auf keinenFall versäumen, hier treffen Ort, Regie und engagiertes Laientheater punktgenau zusammen.
Theaterbesprechung von Peter Teyml

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