Ein Rausch der Sinnlichkeit

Sinnlicher Klangrausch im Passionsspielhaus:  Gustav Kuhns Regie und seine Deutung des Tannhäusers ist eine der herausragendsten Produktionen in Erl. | Foto: Tom Benz / Tiroler Festspiele Erl
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  • Sinnlicher Klangrausch im Passionsspielhaus: Gustav Kuhns Regie und seine Deutung des Tannhäusers ist eine der herausragendsten Produktionen in Erl.
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Wenn es noch einen Beweis für Gustav Kuhns fantastische Sichtweise auf die Opern Richard Wagners gebraucht hätte, mit dem Erler „Tannhäuser“ ist er erbracht.

1861 erweiterte Richard Wagner seine Pariser Fassung des „Tannhäuser“ um das dekorativ-mythologische Bacchanal, dargestellt von einem Ballet. In Erl wurde dieses durch zehn Models ersetzt. Gecastet wurde in München – es wären wohl auch zehn Tirolerinnen dafür zu finden gewesen – schön waren die Mädels wirklich, das war aber auch schon alles. Wohlfühlten sie sich sichtlich nicht in ihrer Rolle. Sonst war Regisseur Gustav Kuhn wieder am Erler Weg, „dass sich vor seiner Regie die Besucher nicht fürchten müssen“ (Zitat Präsident Haselsteiner).

Im Mittelpunkt des Geschehens stand aber Maestro Kuhn als Dirigent. Dieses Orchester zählt zu den besten Wagner-Orchestern die es gibt, die MusikerInnen sind exzellent auf das über dreieinhalbstündige Epos vorbereitet. Die saubere Balance zwischen den Streichern und Bläsern, kraftvolle Tempi und eine äußerst differenzierte Dynamik sorgten für die berauschende Grundlage für eine nahezu perfekte Sängerbesetzung.

Durchwegs grandiose Leistungen
Arpiné Rahdjian lieferte als Elisabeth stimmlich – ihr warmer Sopran ist rollenideal – und schauspielerisch eine makellose Partie. Mona Somm als Venus überzeugte im ersten Aufzug mit geballter Erotik und Stimme, im Finale ließ Zweiteres ein wenig nach. Technisch bis in die Untiefen der Rolle perfekt und stimmlich ausgereift sang Thomas Gazheli den Landgrafen Hermann, ein gewaltiger Bassbariton war hier zu hören. Luis Chapa sang, nach dem Erik im Vorjahr, den Tannhäuser. Phasenweise brillierte er mit seinem kraftvollen, in allen Lagen stimmlich sauberen Tenor, lediglich im Finale führte ihn die Partie knapp an seine Grenzen, speziell in den Spitzentönen im Piano.

Star des Abends war – neben der von Marco Medved sehr gefühvoll vorbereiteten Chorakademie – Michael Kupfer als Wolfram von Eschenbach. Er ließ keine Wünsche offen und war ideal besetzt. Seine Arie „Oh, du mein holder Abendstern“ war selten so sinnlich schön gehört. Die Krone des Erfolges setzten Lenka Radecky mit den Kostümen und Folko Winter mit der gewohnt schnörkelfreien Bühne auf.

Noch zwei Termine: 16. und 29. Juli, Restkarten.

Sinnlicher Klangrausch im Passionsspielhaus:  Gustav Kuhns Regie und seine Deutung des Tannhäusers ist eine der herausragendsten Produktionen in Erl. | Foto: Tom Benz / Tiroler Festspiele Erl
Michael Kupfer, ein ideal besetzter Wolfram | Foto: Tom Benz
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