66-Jahre
Leben in der Burg Hasegg

Sieglinde Posch lebt seit 66 Jahren in der Burg Hasegg und genießt es auf ihrem Lieblingsplätzchen, vor der Burg. | Foto: Michael Kendlbacher
6Bilder
  • Sieglinde Posch lebt seit 66 Jahren in der Burg Hasegg und genießt es auf ihrem Lieblingsplätzchen, vor der Burg.
  • Foto: Michael Kendlbacher
  • hochgeladen von Michael Kendlbacher

Wohnen in einer Burg und kein Wasser in der Küche? Für viele kaum vorstellbar, die 88-jährige Sieglinde Posch, hat damit kein Problem.  


HALL (mk). Nicht jeder kann sagen, dass er in einer Burg wohnt. Die rüstige Haller Pensionistin, Sieglinde Posch, aber schon. Die 88-Jährige lebt seit 66 Jahren in den mittelalterlichen Gemäuern der Burg Hasegg und hat in der Stadt Hall in Tirol ihre zweite Heimat gefunden. Im Oktober 1954 ist die geborene Kärntnerin in die Burg eingezogen. Ihre Wohnung ist 100 qm groß, fließendes Wasser gibt es in der Küche jedoch nicht. „Ich muss das Wasser vom Gang in die Küche tragen", so die bescheidene Burgdame. Insgesamt leben 13 Parteien in dem geschichtsträchtigen Gebäude. Das Privileg hier zu wohnen bekam die Witwe durch ihren Mann, Josef Posch. Dieser war damals bei der Saline im Salzberg angestellt, „dadurch hatten wir das Glück, eine Wohnung zu bekommen." Nach so vielen Jahren in dem Bollwerk hat Sieglinde vieles erlebt und erzählt mit Begeisterung von den Highlights. Dazu zählen nicht nur die wunderbaren Jahre mit ihrem Mann Josef, sondern auch das Aufwachsen ihrer zwei Kinder, Sonja und Hansjörg. 

Foto: Michael Kendlbacher

Burgleben

Enge Stiegenaufgänge, hohe Räume – Geschichten vom Siegmund den Münzreichen bis hin zu Kaiser Maximilian prägen die Burg Hasegg. Sieglinde kennt jeden Winkel und erzählt, dass hier zu leben nicht nur schöne Seiten mit sich bringt. Nach dem Tod ihres Mannes Josef sei alles ein bisschen schwieriger geworden. Die Betreuung ihrer Pflanzen rund um den Hof wurde im Alter zunehmend anspruchsvoller. Hätte Sieglinde einen Wunsch frei, dann würde sie sich Hilfe beim gießen ihrer Pflanzen wünschen. „Mittlerweile schaffe ich es nicht mehr alleine. Es wäre toll, wenn die Stadt Hall mir dabei helfen könnte, sonst bleibt es halt eine Hundewiese", so die Burgherrin. Je nach Jahreszeit ist die Stimmung in der Burg unterschiedlich. Die Wintermonate seien härter als die Sommerzeit. Die dicken Mauern halten die Wohnung in den warmen Monaten einigermaßen kühl, doch die kalte Jahreszeit sei eine Herausforderung. „Ich heize mit Holz und Briketts. Ich mag es nicht so warm, die Kälte bin ich schon gewohnt." Was Burggespenster betrifft, so habe sie noch keine gesehen, aber sie sei vorsichtig und versperrt die Türen, um ungebetene Gäste im Treppenaufgang zu vermeiden. Alterserscheinungen beim Gebäude selbst seien auch keine Seltenheit. „Einmal ist der Putz von der Decke heruntergefallen. Da habe ich mich sehr erschrocken." Wenn Sieglinde nicht unterwegs ist, entspannt sie gerne bei ihrem Lieblingsplätzchen auf einer Bank, vor der Burg. Dort erzählt sie Touristen gerne vom Burgleben und überrascht mit geschichtlichem Wissen. In ihrem Viertel kennen sie alle.

Foto: Michael Kendlbacher

55 Stiegen halten fit

Im Jahre 1985 gründete die gesellige Hallerin den Kärntnerverein und veranstaltete neben dem ersten Haller Kärntner Nudelessen auch regelmäßige Jahrgangstreffen der Jahrgänge 1930 bis 1937 in Hall. Neben stricken und kurzen Spaziergängen gefällt ihr besonders die Arbeit im Schrebergarten. Die Wendeltreppe, die zu ihrer Wohnung führt, zählt genau 55 Stiegen. „Treppensteigen haltet mich fit", sagt sie. Eigentlich hätte Sieglinde als junge Dame in ein Kloster in Wernberg bei Villach gehen sollen. Doch dort wollte sie nicht länger bleiben. Auf Empfehlung einer Bekannten kam sie am 5. Mai 1949 nach Hall. Sie war damals noch keine 17 Jahre alt und hat begonnen im Annaheim bei den Kreuzschwestern kochen zu lernen. Noch vor ihrer Pension arbeitete sie 25 Jahre im Landeskrankenhaus Hall als Assistentin im O.P.

Zur Sache

Die mittelalterliche Burg Hasegg in Hall, wurde erstmals im Jahre 1306 erwähnt. Der Name der Burg Hasegg (Haus am Eck) leitet sich von Pfannhaus-Eck ab. Zweck der Burg war der Schutz der Sudanlage, des Schiffsverkehrs und die Überwachung der alten Römerstraße.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.