Stubai Magazin
Martin Stern – Der Weber aus dem Stubaital

Es war vor dreißig Jahren, als Martin Stern beschloss, in den Familienbetrieb einzusteigen und das zu tun, was schon zwei Generationen vor ihm machten: Teppiche weben. Dass es dazu kam, war vorhersehbar. „Meine Gehschule stand praktisch neben dem Webstuhl“, schmunzelt der Stubaier. | Foto: Karl Künstner
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  • Es war vor dreißig Jahren, als Martin Stern beschloss, in den Familienbetrieb einzusteigen und das zu tun, was schon zwei Generationen vor ihm machten: Teppiche weben. Dass es dazu kam, war vorhersehbar. „Meine Gehschule stand praktisch neben dem Webstuhl“, schmunzelt der Stubaier.
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Mit dem selbstgeschnitzten „Schiff“ schießt Martin Stern den dicken Wollfaden zwischen den Kettfäden durch. Er zieht an einer langen Holzstange, die ihm dabei als Schalter für den alten Elektromotor dient, dann schwingt ein breiter Holzbalken krachend gegen das Gewebe. Immer zwei Mal, damit es auch fest wird. Vor dem nächsten „Schuss“ hebt und senkt die filigrane Mechanik der Maschine die Kettfäden in einem vorgegebenen Rhythmus. Gesteuert durch eine Lochkarte, zaubert sie so das Muster in den Stoff. Beim Weben am Webstuhl steuert Martin das Muster durch Treten diverser Fußpedale und der schwere Holzbalken wird händisch bewegt. Die Arbeit des Webers erfordert Geduld und Genauigkeit. Diese ist beim Einspannen der feinen Kettfäden besonders wichtig.

Moderner „Wilfling“
Aber so traditionell das Weberhandwerk auch wirkt und so alt die Maschinen und Webstühle auch sein mögen, in Martins Werkstatt ist die Zeit nicht stehen- geblieben. Er probiert gerne Ungewöhnliches aus. Stolz zeigt er ein Stück leuchtend roten Stoff – seine Interpretation des Stubaier „Wilfling“. Aus diesem ursprünglich dunklen, unscheinbaren Stoff aus Stubaier Schafwolle und Leinen wurden einst robuste Hosen und Jacken für die Bauern und Handwerker im Tal gefertigt. Martin hat daraus einen trendigen Möbelstoff kreiert, der gerade in Form von Sitzkissen in der Werkstatt auf seine Strapazierfähigkeit hin „getestet“ wird. Auch ein Hemd aus handgewebtem Leinen hat er sich schneidern lassen. „Ein tolles Gefühl beim Tragen, aber etwas kratzig,“ so sein erstes Resümee.

Wolle waschen

Für Martin ist das Schöne an seiner Arbeit, dass es noch Handwerk ist und dass die Grundstoffe wie die Schafwolle auch heute noch großteils und in guter Qualität von den Bauern aus der Region kommen. Er wäscht sie selbst von Hand. Eine schwere Arbeit, die Erfahrung braucht. Denn das Wollfett soll erhalten bleiben. Das Lanolin, wie das Wollfett auch genannt wird, ist entscheidend für die Qualität eines Teppichs. Es sorgt dafür, dass er schmutzabweisend und damit pflegeleicht ist. Lanolin ist auch ein begehrter Rohstoff bei der Kosmetik-Erzeugung. Die Teppiche aus der Weberei Stern sind Einzelstücke. Das erfordert von den Kunden, sich mit dem Teppich zu beschäftigen. Martin webt nach ihren Wünschen. In dieser Niesche kann er mit seiner Familie von der Weberei leben. Rund zwei Kilo Wolle und zwei Stunden Weben sind für einen Quadratmeter Teppich notwendig. Für den Weber Martin Stern ist sein Beruf auch Berufung. Der Textilkünstler geht ausführlich auf Wünsche seiner Auftraggeber ein und teilt seine Leidenschaft für das Weberhandwerk mit seinen Kunden. Seit 1923 gibt es die Weberei Stern in Neustift. Gegründet vom Großvater Franz, hat Martin den Betrieb 1995 von seinem Vater übernommen. Teppiche werden hier seit den 30er Jahren gewebt. In der besten Zeit hatte die Weberei drei Angestellte. Heute sind es Martins Kinder, die im Garten spielen und zwischendurch ihren Vater in der Werktstatt besuchen und hie und da beim Weben helfen.

Information:
Tiroler Webkunst
Martin Stern
Außerrain 114
Tel. +42/5226/2274
www.tiroler-webkunst.at

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