Drei neue Stationen für "Hall360Tirol"-Projekt
Mittendrin in der Vergangenheit

Der Zustand der Georgskapelle in der Burg Hasegg zu Lebzeiten Kaiser Maximilians | Foto: Screenshot, Visualisierung erstellt von Klaus Karnutsch
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  • Der Zustand der Georgskapelle in der Burg Hasegg zu Lebzeiten Kaiser Maximilians
  • Foto: Screenshot, Visualisierung erstellt von Klaus Karnutsch
  • hochgeladen von Charlotte Rüggeberg

HALL. Eine Reise in das Jahr 1519: Wie es in Hall zur Zeit Kaiser Maximilians aussah, zeigen drei neue Stationen des Projektes "Hall360Tirol". Beim heurigen "Haller Nightseeing" stellte die Stadtarchäologie 3D-Ansichten des ehemaligen Tanzsaales im Rathaus, der Stadtmauer und der Georgskapelle in der Burg Hasegg vor. 

"Im Rahmen des Maximilian-Jubiläums wollten wir Orte zeigen, die so nicht mehr vorhanden oder zugänglich sind", erklärt Alexandra Müller-Krassnitzer, Leiterin des Museums Stadtarchäologie. Dass sich im Rathaus einmal ein Tanzsaal befand, ahnt man angesichts der heutigen Büros nicht mehr. Die Türme und der Graben vor der Stadtmauer sind großteils abgetragen und zugeschüttet, und auch die Georgskapelle ist nicht im Originalzustand erhalten. 

„Als würde man mittendrin stehen“

Zumindest digital hat das Team um Multimediadesigner Klaus Karnutsch und Stadtarchäologen Alexander Zanesco den historischen Zustand wieder hergestellt: Im nächtlichen Burghof konnten Neugierige die Virtual-Reality-Brillen des Museums aufsetzen und zwischen den verschiedenen Stationen wählen. Die Brillen decken den gesamten sichtbaren Bereich ab und zeigen vor dem linken und dem rechten Auge jeweils leicht versetzte Bilder. Wenn man den Kopf bewegt, schwenkt auch das Bild. So entsteht der Eindruck, in einem dreidimensionalen Raum zu blicken. „Die VR-Brillen sind noch eine Erlebnisstufe, als würde man mittendrin stehen“, findet Zanesco.

Für die 360-Grad-Ansichten hat Karnutsch Fotos des aktuellen Zustandes als Basis genommen und am Computer Mauern, Flächen und Details rekonstruiert. An der Stadtmauer befinden sich so erneut das Absamertor, der Frauenturm und der Graben. In der Georgskapelle steht wieder ein Altar aus der Zeit um 1500, der tatsächlich der originale Altar sein könnte, wie Zanesco erklärt. Der Tanzsaal wird sogar lebendig: Das Team fügte eine Gruppe von Menschen in die Ansicht ein, die einen Tanz der Zeit imitieren.

Archäologische Grabungen öffentlich sichtbar machen

Vor fünf Jahren stellte das Team die ersten sechs 360-Grad-Ansichten historischer Gebäude vor. Sie zeigen, wie etwa das Scheunentor und die Latrine in der Burg Hasegg während archäologischer Grabungen aussahen. Der Gedanke entstand, als in der Josefskapelle 2009 das Gewölbe geöffnet wurde und eine Sammlung an Gebeinen sichtbar wurde, erzählt Müller-Krassnitzer. „Die Objekte aus Grabungen sind oft nicht zugänglich. Die Leute haben aber Interesse daran, und mit den Aufnahmen wollen wir dieses Interesse für Archäologie wecken und erhalten.“ Bevor die Gebeine „für die nächsten 100 Jahre verschüttet wurden“, so Karnutsch, fotografierte er sie und setzte die Fotos zu einer Rundum-Ansicht zusammen. Anfängliche Skepsis habe sich nach der Vorstellung beim Haller Nightseeing 2014 in breite Zustimmung gewandelt.

Dennoch waren Zanesco und Karnutsch vom Andrang bei der heurigen Präsentation im Burghof überrascht. Gegen neun Uhr abends waren die Batterien der VR-Brillen erschöpft. „Die sind halt seit fünf Uhr im Dauerbetrieb“, kommentierte Karnutsch.

Vom Museum zum Fundort, von Fundort zum Museum

Die Ansichten sind nicht nur vom Museum aus sichtbar, sondern über die Homepage des Museums weltweit verfügbar. Wer auf dem Weg durch Hall auf eine Hinweistafel stößt, kann sich so ansehen, was bei Ausgrabungen an einer Station gefunden wurde. Im Museum wiederum kann man erfahren, wo sich ein Objekt ursprünglich befand. Obwohl online ein Museumsrundgang verfügbar ist, lohne es sich trotzdem noch, ins Museum zu gehen, findet Karnutsch: „Das kann den Eindruck, wenn man dicht davor steht, nicht ersetzen.“

„Der Kern des Projektes ist es, Dinge wiederauferstehen zu lassen“ fasste Karnutsch die Absicht zusammen. Es werden wohl noch Stationen hinzukommen, kündigt Müller-Krassnitzer an: „Je nach dem, wo Grabungen sind.“

Der Zustand der Georgskapelle in der Burg Hasegg zu Lebzeiten Kaiser Maximilians | Foto: Screenshot, Visualisierung erstellt von Klaus Karnutsch
Der aktuelle Zustand der Georgskapelle | Foto: Rüggeberg
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