Pechschwarze Tuifl - Tradition in Rietz!

Am 5. Dezember geht es in Rietz traditionell wild zu! | Foto: Rietzer Nikolauschronik
  • Am 5. Dezember geht es in Rietz traditionell wild zu!
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RIETZ. Rietz hat eine eigene Tradition, was den Nikolaustag angeht. Bären, Bärentreiber, Fuhrmannmandl und natürlich die schwarzglänzenden Teufel mit den roten Hosen sind unverwechselbar für die Gemeinde, und das schon seit 1948.

Wann ist es denn soweit, wann kimmt er denn?, ungeduldig warten die Kinder in Rietz jeden 5. Dezember auf den Nikolaus und drücken sich die Nasen an den Fensterscheiben platt. Aber die Gefühle sind zwiespältig. Wohl wollen sie die Geschenke und die netten Worte des Bischofs mit dem goldenen Stab und der hohen Mütze, wenn da nur nicht die schwarzen Teufel wären! Rußschwarz! Und glänzend, als wären sie soeben der Glut der Hölle entsprungen! Auch die langen Hörner auf dem Kopf und besonders die Rute in der Hand verheißen den Kindern nichts Gutes. Von weitem sieht man nur ihre feuerroten Hosen in den dunklen Gassen aufblitzen, da muss man dann schauen, dass man kehrtmacht und davonläuft wie der Blitz! Ansonsten könnt es schon sein, dass man die Rute zu spüren bekommt und dazu noch die Schelte der Mutter, wegen dem pechschwarzen Gesicht oder Gewand!

Seit vielen Jahrzehnten ergeht es den Kindern gleich. Die Chronik belegt die Rietzer Tuifl mit ihrem auffälligen Äußeren ab dem Jahr 1948.
Unverändert

An der traditionellen Schwärze aus öligem Russ wurde genausowenig verändert als an der Zusammensetzung der Nikolausgruppe:

Ihn begleiten außer den pechschwarzen Gesellen mit den roten Hosen noch zwei Fuhrmannmandl, die als erstes in die Häuser gehen und den heiligen Mann bei den Bewohnern ankündigen mit dem immergleichen Spruch: Griaß Gott, meine liaben Leitlen! Seids olle nou beim Leben? Heint weard enk der Nikolaus recht viel Zuig einlegen. Mei Esel isch sou treu und bleibt do draußen stian, dass i kunn eini gian schaugn wos meine liaben Kinderlen tian! Diese Rolle wird von zwei 8- bis 12-jährigen Buben mit Lederhosen und trachtigem Gewand gespielt. Darauf kommt der Nikolaus ins Haus und gibt seinen immer gleichen Spruch zum Besten und fragt nach, ob die Kinder wohl brav gewesen seien: Ich bin der Bischof Nikolaus, vom Himmel hoch dahergesandt. Die braven Kinder, die will ich belohnen. Die bösen aber nicht verschonen! Noche Kinderlen, seids eis olm brav gweisn? Kennts eis s`Kreuzzeichen?

Nach den Ratschlägen zur Besserung erfolgt die Bescherung. Meistens müssen die Unholde draußen in der Kälte bleiben. Manchmal, wenn die Eltern glauben, dass es mehr nützen als schaden könnte, die dunklen Gestalten der Besserung Nachdruck verleihen könnten, dann gehts los, das Brüllen und Toben. Und so mancher fand sich mit einem schwarzen Gesicht und einem Schreck wieder.

Vorbereitungen
Das erste Mal im Jahr treffen sich die Mitglieder anschließend an den Gräberbesuch am 1. November. Eine Woche später findet die Jahreshauptversammlung mit den jährlichen Neuwahlen statt. Neumitglieder werden nach Bedarf aufgenommen, denn dem Grundsatz, dass die Mitglieder unverheiratet sein sollen, bleibt man weiterhin treu, auch sollen eigene Kinder nicht älter als zwei Jahre sein, dass der Vater beim Nikolausbesuch selber anwesend sein kann. Bis auf die zwei jungen Fuhrmannmandel gilt für die Aufnahme ein Mindestalter von 16 Jahren.

Anschließend wird ausverhandelt, wer welche Rolle in diesem Jahr übernimmt.
Am folgenden Samstag werden die Ruten von den Birken geschnitten. Auch hier legt man auf Tradition viel Wert, denn es werden nur Hacken und Wiegensägen verwendet. Die Äste werden eine Woche später zu Ruten gebunden und mit roten Schleifen versehen. Sie stellen die einzige Einnahmequelle für den Verein dar und werden am Nikolaustag für freiwillige Spenden verkauft. Meistens gehen die Einkünfte für die Instandhaltung und Erneuerung der Kleidung drauf, wie im vergangenen Jahr, wo ein neues Nikolausgewand und ein Bärenkostüm angeschafft wurden.

Die Ruten werden gerne als Dekoration oder zur Abschreckung für die Lausbuben gekauft. Von der Gemeinde bekommt der Nikolaus die Liste der Familien mit den 2-8-jährigen Kindern. Nun folgt das Bieten gehen, was bedeutet, dass man alle Familien befragt, ob der Nikolaus ins Haus kommen soll.

Am 5. ist es dann soweit. Traditionell wird der Russ (vom Kaminkehrer gesammelt) mit Öl vermischt und gegenseitig auf die Haut aufgeschmiert. Dabei hilft natürlich der Blick in den Spiegel, ob ja kein weißer Fleck mehr zu sehen ist.

Der große Tag
Um ein Uhr Mittags geht die Tour los. Die größeren Kinder bleiben in sicherem Abstand die schwarze Farbe schreckt ab!

Irgendwann ist auch das letzte Haus besucht und dann gehts zum Abschminken. Im Vereinshüttl gibt es zuerst einmal eine Suppe und die Grobreinigung mit Küchenrollen. Danach hat wohl jeder sein eigenes Rezept aus Wasser, Seife, Öltüchern bis hin zu Scheuermitteln. Die Prozedur danach dauert jedenfalls länger als das Auftragen und noch einige Tage danach verraten die schwarzen Falten hinter den Ohren oder in den Handflächen, was der Besitzer am Nikolaustag getrieben hat.

Aktuelle Bilder zum heurigen Krampuslauf in Rietz finden Sie auch bei den Fotoserien auf dieser Homepage!

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