Totentanz im Obstanger

Der Brandner Kaspar spielt mit dem Tod um 20 weitere Lebensjahre. | Foto: Tulfer Dorfbühne
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  • Der Brandner Kaspar spielt mit dem Tod um 20 weitere Lebensjahre.
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Nicht die Bühnenbretter des Gemeindesaales in Tulfes diente der 30-Jahr-Jubiläums-
vorstellung „Brandner Kaspar“ der Dorfbühne, sondern die romantisch erleuchtete Kulisse des dahinter liegenden Ornthofes von Familie Eller. Und es wäre nicht Autor und Spielleiter Ekkehard Schönwiese (Assistenz Elisabeth Angerer), wenn er aus dem vorliegenden Stoff des Franz von Kobell nicht eine sehr persönliche, originelle und farbige Interpretation geschaffen hätte, die zwar in nicht wenigen Passagen vom Original abweicht, aber den Kern der barock-religiösen Botschaft unangetastet lässt.
Freilich, ein naives Spiel mit Himmel, Tod & Engeln, aber mit einem dionysischen Augenzwinkern, das uns verführen soll, an die Story zu glauben. Der Brandner macht einen Handel mit dem Tod, dem Boandlkramer, und er legt den düsteren Gesellen hinein und sichert sich so einen langen Aufschub bis zum endgültigen Abgang. Aber ach der Tod greift in seine Trickkiste und triumphiert letzten Endes – alle Beteiligten treffen sich am Schluss in einem ganz fidelen Jenseits. Bei 19 Mitwirkenden jedem Einzelnen ausführlich die gebührende Würdigung zu gewähren, würde den vorliegenden Rahmen sprengen, aber das tolle Zusammenspiel des ganzen Ensembles kann man trotz oft flatternder Nerven nur loben.
Gottfried Eller brilliert in seiner diabolischen Rolle als Tod, wozu auch die Maske von Steffi Junker beiträgt, Josef Eller gibt glaubwürdig den Dorfvorsteher, und Paul Auer glänzt als komödiantisch bewegter Himmelsspion Taxibus. Otto Zeisler gibt dem Brandner Kaspar ein natürliches, nachvollziehbares Auftreten, der sich vom ungestümem Wilderer in einen nachdenklichen Alten verwandelt. Elsa Maier verwirklicht facettenreich seine Geliebte Wally, Helmut Kohler agiert souverän als Petrus bzw. als dessen irdisches Pendant Fabrikant. Hannes Angerer setzt den Heiligen Georg mit Humor um, zickig und schwul, die jungen Frauen Sandra Kohler & Maria Eller sind begabtes „Zukunftspersonal“ der Bühne, Judith Lechner & Monika Kirchner bringen hingegen ihre 25-jährige Bühnenerfahrung ein.
Dass Hermann Junker als Engel und sein hübscher Jungengel Stefanie Junker in ihrem Barockturm die Vorgänge im Himmel liebevoll kommentieren, macht sie zu Lieblingen des Publikums. Nicht unerwähnt sollen die Jagersburschen Philipp Reimair & David Viertl als verliebte Raufbolde bleiben. Ein spezielles Lob gebührt dem einfühlsamen Musiktrio Hoppichler, Kirchmair und Ghetta, wobei Letzterer außerdem für das stimmige Bühnenbild verantwortlich zeichnet.
Gespielt wird bis 2. August, warme Kleidung wird empfohlen.

Theaterbesprechung von Peter Teyml

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