Leben im Flüchtlingsheim
Vom Wunsch nach Integration statt Warteschleife

Hezret und Mohamad versorgen die zum Heim gehörenden Hühner. | Foto: Schramek
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  • Hezret und Mohamad versorgen die zum Heim gehörenden Hühner.
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Derzeit warten rund 80 AsylwerberInnen im Flüchtlingsheim Kleinvolderberg auf ihren Asylbescheid. Beim BB-Lokalaugenschein wird eine Stimmung zwischen Gastfreundschaft und Zukunftsängsten ersichtlich.

VOLDERS. In der Asylpolitik wird meist nur über und nicht mit den Betroffenen gesprochen. Grund genug, dem am westlichen Ortsrand gelegenen Heim einen Besuch abzustatten. Heimleiter Christoph Nußbaumer zeigt uns die Räumlichkeiten. Die AsylwerberInnen sind in Zimmern mit bis zu 6 Personen untergebracht, zur selbstständigen Verpflegung stehen Gemeinschaftsküchen bereit. Die Unterbringung ist zweckmäßig, aber nicht luxuriös. Im Freien gibt es einen Garten mit einem Hühnerstall, um den sich ein Ehepaar aus dem Irak kümmert.

Langwierige Asylverfahren
„Das Hauptproblem ist die Länge der Asylverfahren verbunden mit den komplizierten Bescheiden“, erklärt Nußbaumer. Bis zu 10 Jahre würden einige Flüchtlinge auf die Entscheidung über ihren Antrag warten. „Gerne würde ich mir hier in Österreich ein Leben aufbauen, aber ich weiß nicht, ob ich hierbleiben darf“, erzählt Mehmad aus der Ukraine. Er lebt bereits seit mehreren Jahren im Heim, seine Kinder sind in Österreich aufgewachsen und besuchen die lokale Schule. Mehmad hilft im Heim als Hausmeister mit und trainiert sein Deutsch durch tägliche Lektüre der Zeitung.

Integration als Priorität
Es gibt auch einen Verein, der sich um die Belange der AsylwerberInnen am Kleinvolderberg kümmert. Obfrau Margit Krajnc erzählt: „Wir helfen bei Sprachproblemen, organisieren Veranstaltungen oder leisten den Geflüchteten Gesellschaft.“ Außerdem kümmere man sich um die Integration der Flüchtlinge in lokale Sportvereine, um Kontakt ins Dorf herzustellen. In dieser Hinsicht wünscht sich Krajnc aber mehr Engagement vonseiten der Gemeinde und der Vereine. Das Präsentsein ist auch für Heimleiter Nußbaumer zentral: „Integrationsmaßnahmen sollten den Geflüchteten die Möglichkeit bieten, sich selbst aktiv einzubringen und Kontakte zu knüpfen.“ Aus diesem Grund ist man auch bei vielen Festen und Märkten zugegen und bietet etwa Speisen aus den Heimatländern der Flüchtlinge an.

Kritik an Asylpolitik
Krajnc moniert, dass für AsylwerberInnen auf politischer Ebene nur wenig getan werde. Das Gros der staatlichen Integrationsmaschinerie beginne nämlich erst nach dem positiven Asylbescheid. Nußbaumer versteht nicht, wieso es für AsylbewerberInnen am Arbeitsmarkt nach wie vor große Hürden gibt. „Die Leute sind motiviert und arbeitswillig. Auch die Möglichkeit, einer Beschäftigung nachzugehen, gehört zur Integration.“ Klare Ansagen also in Richtung Politik. (raul)

Hinweis: Da die finanzielle Grundversorgung der Flüchtlinge niedrig ist, nimmt das Flüchtlingsheim Kleinvolderberg an der „Wichtelchallenge“ teil. Im Rahmen dieser Sozialaktion werden die Weihnachtswünsche von armen Menschen veröffentlicht und können von Mitmenschen erfüllt werden. Die Wunschliste der Flüchtlinge findet man hier.

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