Von Utrecht ins Weinviertel, Endstation Tirol

Hannes Ellmerer (Adam) | Foto: Sarah Peischer
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Hätte Heinrich von Kleist eine Freude mit diesem Stück, das H.C. Artmann ins Niederösterreichische verlegte und nun in Tirol durch die Regie des Hallers Alexander Sackl noch einen Tiroler Firnis erhielt? Nun, ich denke schon – denn an der Substanz der Story ist alles erhalten geblieben, ja zeitlos – Missbrauch der Macht, Korruption, Erpressung, Einfalt.
Die Geschichte des Dorfrichters Adam, der vom Ankläger zum Angeklagten mutiert, rundet würdig und berechtigt spektakulär ein Jubiläum ab – 25 Jahre Theater Rum! Sechs Damen und vier Herren treiben nahezu atemlos das turbulente Geschehen im Gerichtssaal weiter. Die kontrastreiche Zeichnung der einzelnen Charaktere verlangt auch einen temperamentvollen Zugang mit entsprechenden Beleidigungsorgien angesichts manipulierter Beweisführungen. Ein effektvolles Bühnenbild mit Aktenbergen und schrägen Raumzitaten (Martin Moritz), gelungene Kostüme, kreativer Einsatz von Ton, Licht & Maske schaffen eine durchgehend professionell anmutende Atmosphäre.
Hannes Ellmerer brilliert als ramponierter Dorfrichter, herrlich eklig zelebriert er das Versinken im eigenen Sumpf aus Verlogenheit und Erpressung, Routinier Engelbert Habicher ist die Rolle des strengen Gerichtsrates auf den Leib geschrieben, Karin Maier kann in jeder Phase als Gerichtsschreiberin überzeugen, Maria Knapp gibt farbig die Klägerin Magdalena, auf Augenhöhe dazu die hübsche Alexandra Lechner
als getriebene Tochter Eva. Bernhard Hölbling ist ein sympathischer einfältiger Ruprecht, auch Josef Maier kann der Figur des Vaters Profil verleihen. die beiden Damen Edeltraud Firlinger und Marion Knapp bringen ebenfalls Farbe als Dienstmägde in Spiel. Danielle Konrad kann gegen Schluss als Zeugin Frau Scheibl glänzend die grantige Alte über die Bretter laufen lassen.
Mit dieser Produktion hat der Theaterverein Rum einen weiteren Beweis für eine hoch kreative und organisatorisch perfekte Bühne geliefert und steht auch für eine lebendige Vereinskameradschaft, ohne die eine solche Leistung gar nicht möglich wäre.

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