Politik im Sommer: "Mehr Weltoffenheit würde nicht schaden"

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Bezirksblätter: Die Tiroler Industrie musste 2013 einen Umsatzrückgang hinnehmen. Wie dramatisch ist die Entwicklung?
Reinhard Schretter: "Ich würde es nicht dramatisieren, Tatsache ist aber, dass die positiven Konjunkturaussichten nicht eingetreten sind. Die Tiroler Industrie ist sehr exportorientiert, und die Weltwirtschaft ist zurzeit einfach nicht im Höhenflug."
Wer sind in Tirol die Gewinner, wer die Verliererbranchen?
Schretter: "Gewinner sind Unternehmen, die sich spezialisiert haben und dadurch ein Alleinstellungsmerkmal besitzen. Gewinner sind etwa die Pharmaindustrie und auch gewisse metallverarbeitende Betriebe. Zu den Verlierern gehört die Bauindustrie. Nicht zuletzt, weil wir mit einem sehr schwachen Großraum Innsbruck leben müssen. Grundsätzlich gibt es aber in jeder Branche Gewinner und Verlierer, das ist auch abhängig von der Unternehmenspolitik."
Und wo liegt die Tiroler Industrie im Österreichvergleich?
Schretter: "Die Position hat sich beim Export etwas verschlechtert, ansonsten ist die Entwicklung der Tiroler Industrie durchaus mit der gesamtösterreichischen vergleichbar. Man muss aber auch eines sehen: In Tirol hatten wir in den vergangenen Jahren deutliche Beschäftigungszuwächse mit aktuell über 41.000 Mitarbeitern."
Welches derzeitige Problem würden Sie als das brennendste für den Standort Tirol sehen?
Schretter: "Die Entlastung der Arbeitseinkommen steht dringend an, da ist die Bundesregierung gefordert. Die europaweit ausufernde Bürokratie schränkt die Betriebe enorm ein. In Tirol soll leider das sektorale Fahrverbot kommen und die Diskussion um die Inntalmaut ist auch entbehrlich."
Immer wieder fordert die Industrie vehement Reformen und einen Abbau der Bürokratie. Wie sind Sie hier mit der neuen Tiroler Landesregierung zufrieden?
Schretter: "Die Tiroler Industrie sieht nach wie vor mit Gelassenheit auf die grüne Regierungsbeteiligung, da wir leider in der Umweltbürokratie sehr erprobt sind. Aber grünes Gedankengut wie nachhaltiges Wirtschaften oder die Maßnahmen zur Energieeffizienz werden schon lange von der Tiroler Industrie ernsthaft verfolgt."
Hat sich durch die grüne Regierungsbeteiligung für die Tiroler Industrie Gravierendes verändert?
Schretter: "Ja, es ist spürbar, manche Dinge scheinen schwerer umsetzbar. Es gibt aber immerhin Bekenntnisse, Verfahren schneller abzuwickeln. Es gibt aber auch das Bekenntnis zur Umsetzung von wichtigen Infrastrukturmaßnahmen oder den Ausbau der Wasserkraft. Das sollte nun wirklich schneller vorangehen."
Wo sehen Sie die größten Chancen für die Tiroler Industrie in der Zukunft?
Schretter: "In der stärkeren Nutzung der Forschungslandschaft, der Fortführung der Technologieinitiative und in der besseren Verknüpfung der Hochschulen mit der Industrie. Auch würde eine Portion mehr Weltoffenheit nicht schaden. Aber auch die große Motivation der Tiroler MitarbeiterInnen und der UnternehmerInnen sind eine gute Basis für eine erfolgreiche Zukunft."
Interview:
Sieghard Krabichler

Ein Kämpfer gegen übermäßige Bürokratie und für rasche Reformen: IV-Präsident Reinhard Schretter
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