Sommerserie "Im Gespräch" – „Die Berge gehören uns!“

Noch immer nicht politikmüde:  Fritz Gurgiser – mit grünschwarzem Wackerband – vom Bürgerklub Tirol kämpft für mehr bürgernahe Politik im Land.
  • Noch immer nicht politikmüde: Fritz Gurgiser – mit grünschwarzem Wackerband – vom Bürgerklub Tirol kämpft für mehr bürgernahe Politik im Land.
  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

BB: Eine Frage vorweg an Sie als Bergfex: Würden Sie sich einen Berg kaufen?
GURGISER:
„Die Berge gehören uns, sie sind frei begehbar, die brauch ich nicht zu kaufen.“

BB. Derzeit dominieren zwei Themen: die Sonntagsöffnung und die Unterinntalmaut. Ihre Standpunkte dazu?
GURGISER:
„Wer zu blöd ist, in 70 Stunden einzukaufen, der bräuchte sowieso einen achten Tag dafür. Darum ist die Sonntagsöffnung, sowohl vom Wirtschaftlichen als auch vom Menschlichen, strikt abzulehnen. Und den Standpunkt für die Unterinntalmaut vertrete ich schon seit zehn Jahren. Bodenseer und Co. müssten als Quelle das Transitforum angeben. Die sind alle plagiatsgefährdet.“

BB: Wenn man die Aussendungen des Bürgerklubs Tirol so betrachtet, dominieren vorwiegend Umweltthemen. Ist der Bürgerklub grüner als die Tiroler Grünen?
GURGISER:
„In Tirol hängen Wirtschaft und Umwelt eng zusammen. Deshalb sind wir sehr vielfältig in unserer Arbeit, die mich schon seit 25 Jahren prägt, weil es eine unglaubliche Herausforderung ist, immer einen Konsens zwischen Wirtschaft und Lebensraum zu finden.“

BB: Aber ist diese Politik nicht Schwarzmalen auf hohem Niveau?
GURGISER:
„Jede notwendige Kritik hat ihren vernünftigen Lösungsvorschlag. Das ist von Anfang an unsere sachorientierte Bürgerpolitik. Die Dauerkritisierer, die ‚Nick Knattertons’ im Landtag, sitzen nicht weit weg von uns. Wir sind das ‚Bürgersalz’ in der Tiroler ‚Parteisuppe’, geprägt von einer langen Tätigkeit in Wirtschaft und Gemeinde.“

BB: Aber wenn die Einnahmenseite in Tirol angesehen wird, so schlecht ist der Weg doch nicht?
GURGISER:
„Nein. Der Weg ist nach wie vor schlecht, weil es wieder eine Neuverschuldung gegeben hat. Und die lehne ich ab. Das tragen wir nicht mit, weil es verantwortungslos gegenüber der nächsten Generation ist.“

BB: Sie verlangen seit geraumer Zeit ein neues Tirol – nachzulesen unter www.buergerklub-tirol.at – und richten die Botschaft „Dem Land Tirol die Treue“ speziell an die Jugend. Wie definieren Sie die­se Treue?
GURGISER:
„Speziell im Inntal fehlt – bedingt durch die Autobahn und die Industrialisierung – der Tirolbezug im Gegensatz zu den Tälern immer mehr. Der regionale Bezug, das ist die Treue zu Tirol, die Kaufkraft im Land zu lassen und dadurch gute Arbeitsplätze zu sichern. Ich bin Tiroler, Österreicher und Europäer. Aber in dieser Reihenfolge und nicht umgekehrt.“

BB: Sind viele Schlagworte nicht Theorien, die überholt scheinen? Fahr nicht fort, kauf im Ort, wenn es keine Geschäfte mehr gibt?
GURGISER:
„Wir sind der Gegenpol zur ‚Geiz ist geil-Werbung‘, die jeden Tag in die Haushalte flattert. Aber wenn ein Kilo Gurken gleich viel kostet wie die Klogebühr am Landhausplatz, dann läuft es verkehrt. Es beginnt aber ein Umdenken, die heimischen Produkte gewinnen wieder an Bedeutung. Das ist der richtige Weg und der muss in allen Branchen gegangen werden, dann werden die regionalen Kreisläufe profitieren.“

BB: Der Brennerbasistunnel ist Realität, für Sie verkehrspolitischer Wahnsinn. Aber ist Ihre Forderung nach Halbierung des Transits überhaupt machbar?
GURGISER:
„Natürlich, die Politik müsste die Rahmenbedingungen schaffen. Preisgleichheit innerhalb Europas oder Ausdehnung des Nachtfahrverbotes. Mit Kostenwahrheit und Wettbewerb ordnet sich der Transit über den Brenner selbst. Darum ist der Brennerbasistunnel sinnlos. Ohne Änderung der Rahmenbedingungen sind Brenner-, Koralm- und Semmeringtunnel absolut sinnlos.“

BB: Stehen dem Reisenden also wieder Demos am Brenner ins Haus?
GURGISER:
„Wenn der EuGH das sektorale Fahrverbot kippt, werden wir das im Transitforum nicht ohne Weiteres hinnehmen.“

BB: Sie stehen vor der Entscheidung, für die Landtagswahl als Bürgerklub eigenständig zu kandidieren. Ist das schon entschieden?
GURGISER:
„Noch nicht ganz, es gibt noch Für und Wider. So bekommen wir keine Parteiförderung. Aber ich werde immer wieder zu einer Kandidatur von den Leuten aufgefordert, weil Bürgerpolitik wichtig ist. Die normale Parteipolitik ist am Aussterben und über kurz oder lang nicht mehr eine Politik für die Menschen. Der Druck auf die etablierten Parteien steigt ständig.“

BB: Aber dazu brauchen Sie ein Team. Thomas Schnitzer allein wird nicht reichen, gibt es schon Sondierungsgespräche?
GURGISER:
„Wir haben eine breite, verlässliche Basis und dürfen bei einer Kandidatur nur die Fehler von 2008 nicht wiederholen.“

BB: Eine gemeinsame Kandidatur mit jemandem anderen?
GURGISER:
„Das ist sicher keine Option. Wenn, dann gehe ich den Weg weiter, der 2008 begonnen wurde.“

BB: Und in Innsbruck für die Gemeinderatswahl?
GURGISER:
„Unsere ‚gelebte Bürgerpolitik’ verträgt keinen Partei- und Klubzwang, damit ist alles gesagt.“

BB: Wenn Sie Landeshauptmann wären, was würden Sie als Erstes im Land angehen?
GURGISER:
„Schnell wieder die Bürotür aufsperren und alles tun, damit die Jugend eine faire Chance hat, in Tirol ihre Existenz aufzubauen, ohne sich auf Jahrzehnte zu verschulden. Mit den Vorschlägen des Bürgerklubs.“

BB: Wie wird Fritz Gurgiser seinen Sommer verbringen?
GURGISER:
„Sooft wie möglich am Berg, im August zwei Wochen in Griechenland, mit einem T-Shirt mit der Aufschrift ‚Sponsor aus Österreich‘.“

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