Die "Glockenhofer" von Götzens

Die "Elferin" hängt nicht mehr Glockenturm, sondern ist am Vorplatz der Wallfahrtskirche zu besichtigen.
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Im Rahmen der Gedenktage wird auch die Otto-Neururer-Friedensglocke geweiht. Paul Gamper hat eine Kurzfassung zur bewegten Geschichte dieser Glocke geschrieben, die wir hier im Original wiedergeben:

Dass die Glocke aus dem Jahr 1717 heute noch existiert, verdankt sie vor allem einem Götzner Bürger, nämlich Hans Gruber vulgo "Jörgen's Hans".
Dieser kehrte von der Götzner Alm kommend im ehemaligen Café "Isabella" ein und erfuhr von den anwesenden Paul Reinalter vulgo "Huis'n Paul" und Heinrich Kugler vulgo "Linkeles Heindl", dass die gesprungene Elferin eingeschmolzen werden sollte und von der Fa. Grassmayr schon gekauft war.
Das hat dem Jörg aber gar nicht gepasst. Er ging zum damaligen Pfarrer Wieland, der den Kauf bestätigte und auf die Fa. Grassmayr verwies. Jörg fuhr daraufhin zur Fa. Grassmayr und bat um Rückabwicklung des Kaufs. Der Firmenchef, den der Jörg persönlich lannte, versprach, vom Kauf Abstand zu nehmen, wenn der schon überwiesene Geldbetrag in Höhe von 30.000 Schilling refundiert wird.
Diese frohe Botschaft überbrachte er auch seinen Mitstreitern Anton Mair vulgo "Brecher Toni" und Huis'n Paul, die froh waren, die Glocke nicht mehr nach Innsbruck liefern zu müssen. Jörg's Hans sprach danach mit dem damaligen Bürgermeister Konrad Abenthung vulgo "Dudler Konrad" und mit Franz Happ vulgo "Altwirt's Franz", die ihm bei diesem Vorhaben Unterstützung versprachen. Vom Bürgermeister bekam er eine amtliche Spendenliste, die im Archiv der Gemeinde noch auflag und begann zu sammeln. In kürzester Zeit (innerhalb von acht bis zehn Tagen) war dann das Geld beisammen, sodass der Rückkauf abgewickelt werden konnte. So wurde die alte Glocke buchstäblich im letzten Augenblick gerettet.

Viele der Spender, die bis zu 4.000 Schilling spendeten, kamen selbst zum Jörg, um ihren Obolus zu leisten, da ihnen bewusst war, dass diese Glocke während der beiden Weltkriege als einzig verbliebene Glocke das Dorf begleitete und beschützte, den Ton für Messen, Begräbnisse, für die Gefallenen, für's Betläuten und mit Glockenschlag auch die Uhrzeit immer verlässlich angab. Auch für das Wetterläuten war sie für lange, lange Zeit maßgebend. Diese Argumente und wohl auch die Historie der Glocke selbst waren ausschlaggebend, dass die Spendenfreudigkeit der Bevölkerung so groß war. Schließlich und endlich wurden sowohl im August 1917 wie auch im Juli 1942 die restlichen Glocken von den jeweiligen Machthabern zur Fertigung von Kriegswerkzeug abgeholt und eingeschmolzen. Nur unsere ehrwürdige "Elferin" durfte im Glockenturm bleiben.

Bei der Glockenweihe im Jahr 1967 wurde auch der alten Elferin auf dem Kirchplatz ein würdiger Platz zugewiesen.
Detail am Rande: auf der neuen Elferin ist fälschlich zu lesen, dass sie um Jahre 1967 "umgegossen" wurde, da zu dieser Zeit die Gussform der Fa. Grassmayr schon fertig war und die alte Glocke dafür als Materiallieferant gedient hätte. Aus dem Spendengeld zum Erhalt der alten Elferin wurde außerdem die Elektrifizierung des Totenglöckchens mitfinanziert, da ein Spendenüberschuss bestand.
Die "Glockenhofer" von Götzens, Jörg's Hans, Huis'n Paul, Brecher Toni und Linkeles Heindl wurden von der Fa. Grassmayr in Würdigung ihrer Tätigkeit zum Glockenguss der neuen Glocke eingeladen und konnten beim Anstich des Ofens anwesend sein. Ihnen allen, vom allem aber dem Jörg's Hans gebührt Dank und Anerkennung zum Erhalt unserer nunmehrigen Otto-Neururer-Friedensglocke.

Paul Gamper
Mai 2015

Mehr Berichte zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite über Otto Neururer – klicken Sie dazu bitte HIER

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