Bayrische Schmankerln
Flotte und erfolgreiche Premiere von “Die Lügenglocke” in Ampass
Theaterkritik von Peter Teyml
Ein Pfarrer, ein Bauer, ein Liebespaar und ein grantiger Wirt – das sind die nicht immer einfallsreichen, aber verlässlichen Ingredienzien eines alpenländischen, im vorliegenden Falle bayrischen Volksstückes. Die „Lügenglocke“ von Fred Busch ist ein viel gespieltes Stück der Landbühnen, einfach gestrickt, aber mit viel Luft nach oben für komödiantisch begabte Laiendarsteller.
Die Volksbühne Ampass hat sich unter Spielleiterin Susanne Mayr aufgemacht, dem Stück zusätzlich örtliches Ambiente einzuhauchen und ist mit der Auswahl der Charaktere durchaus erfolgreich umgegangen.
Zum Inhalt: Die Glocke der Pfarrkirche ist zerstört, der Pfarrer bittet vermögende Gemeinderäte und den Bürgermeister um finanzielle Zuwendung, erfährt aber kein Gehör. Der Aushilfskellner und Elektronikbastler Thomas schmiedet jedoch mit der Wahrsagerin Walli einen raffinierten Plan, um dies doch noch zu ändern. Die acht Akteure finden in einem Spiel ohne Leerlauf in drei Akten zueinander, sind glaubwürdige, authentische Typen und unterhalten mit flotten Sprüchen mühelos bis zum Ende. Heinz Baumgartner verwirklich mit Elan den Wirt Alois, Viktoria Klingler gibt lebendig und frisch seiner Tochter Stimme und Gesicht, Martin Nock als Florian, Manfred Tschenett als Gustl und Andreas Gänsluckner als Hieronymus setzen das Triumvirat der Gemeinderäte komödiantisch gelungen in Szene, Birgit Gänsluckner mimt geschickt die Wahrsagerin, und Martin Dichtl verleiht dem gestressten Pfarrer eine originelle Note. Kajetan Fuisz wird der Rolle des schlitzohrigen, aber liebenswerten Thomas durchgehend gerecht, charmant und leichtfüßig.
Ein einfaches, aber stimmiges Bühnenbild und eine gelungene Maske von Elisabeth Garber runden den Eindruck einer durchkomponierten Aufführung ab. Infrage stellen darf man den Inhalt des gesellschaftlich rückwärts gewandten Stückes freilich nicht, sondern einfach die darin enthaltene Situationskomik genießen. Bis zum 8. November hat man dazu noch Gelegenheit.
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