Frauen, die sich trauen

Ungeachtet der rundum schwierigen Wirtschaftslage stellen zahlreiche Frauen ihre wirtschaftliche Existenz nach wie vor auf eigene Beine. Das Gailtal ist dabei erfreulicherweise keine Ausnahme, wie von der Wirtschaftskammer Hermagor zu hören ist. Die Beweggründe zu diesem Schritt sind verschieden, aber sie dokumentieren jedenfalls Fachkompetenz, gelebte Emanzipation und unternehmerischen Mut, den Ansprüchen der veränderten Markt-Bedürfnisse zu entsprechen. Und das trotz der Herausforderung, Familie und Beruf auf einen möglichst guten gemeinsamen Nenner zu bringen.

Statistik
Nach den Daten der „Statistik Austria“ zeigt die Entwicklung der selbständigen Erwerbstätigkeit in Österreich eine stetige Zunahme, und zwar von 2003 bis 2013 um ca 16 Prozentpunkte. Hinter den 477.000 Selbständigen (ohne Grosskonzerne) in der Alpenrepublik stehen 309.000 Männer und 168.000 Frauen. Die Zunahme der Frauen-Selbständigkeit zeigt in den letzten Jahren ein höheres Ausmass als bei Männern.

Bezirk Hermagor
Die WOCHE hat Bezirksstellen-Leiter Werner Plasounig von der Wirtschaftskammer auf die Frauen angesprochen, die sich allein im Jahr 2014 im Bezirk Hermagor selbständig gemacht haben. Demnach war die Zahl der Betriebs-Neugründungen mit 92 erfreulich hoch. Erstmals waren es mehr Frauen als Männer, nämlich 47, die den Weg in die Selbständigkeit eingeschlagen haben. Plasounig: „Der Anstieg ist offensichtlich auch durch den stark steigenden Bedarf an Personenbetreuerinnen zu erklären.“

Tamara Jarnig
Die 22-jährige Hermagorerin war von Kind an leidenschaftliche Fotografin, und hat dieses ursprüngliche Hobby nun zum Beruf gemacht. Nach der Pflichtschule besuchte sie das Centrum humanberuflicher Schulen für Mode, Grafik und Design in Villach, hat sich zur Visagistin und Make-up Artist ausbilden lassen und perfektionierte ihr fotografisches Können an der Akademie für angewandte Photographie an der Akademie in Graz.
Seit 18.August arbeitet sie als Berufsfotografin, studiert aber begleitend Kunstgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz.
Tamara: „Meine Hingabe zur Kunst und Fotografie haben mich ermutigt, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen, wo ich mir für die Zukunft erwarte, dass meine Bilder der Nachwelt erhalten bleiben und viele Menschen an ihnen Freude finden.“

Barbara Buchacher
Die 44-jährige Gailtalerin aus St.Daniel eröffnete im April ihr „Cafe Babsi“ am Hauptplatz in Kötschach. Sie ist keine Quereinsteigerin, sondern hat in der Branche schon einschlägige Berufserfahrung mitgebracht.
Barbara: „Mit drei Kindern und einem Enkelkind habe ich zwar viel um die Ohren, aber die Arbeit als freie Unternehmerin macht mir Spass und meine Schwester bäckt für mich nach Bedarf. Auch mein Lebenspartner arbeitet in der selben Branche, daher ist das gegenseitige Verständnis ohnehin gegeben.“

Nicole Tabojer-Mayer
Im Frühjahr 2014 hat sich die 29-jährige Mutter des aktuell 14 Tage alten Raphael in Hermagor als Physiotherapeutin in Hermagor selbständig gemacht.
Nach ihrer Ausbildung an der physiotherapeutischen Akademie bzw. der FH für Physiotherapie in Klagenfurt komplettierte und perfektionierte Nicole ihre Berufspraxis hauptsächlich im Kurzentrum Bad Eisenkappel und bei Dr.Lukacs in Villach.
Nicole: „Nach meinem Entschluss zur Selbständigkeit war mir das Unternehmergründungsprogramm des AMS sehr hilfreich. Sowohl die Arbeit an Akut- als auch an Langzeit-Patienten macht Freude, weil man die Heil-Erfolge klar mitverfolgen kann. Ich freue mich schon darauf, dass ich nach der Babypause ab Februar wieder Termine annehmen kann. Über meine Arbeitszeit frei und angepasst verfügen zu können, das war schon immer mein Ziel.“