Autofahrer unter Strom
Kritischer Blick auf E-Mobilität
Der Anteil an Elektro-Autos steigt stetig an – in Hernals wurden seit 2010 46 E-PKW neu zugelassen.
HERNALS. Laut VCÖ hat Wien pro Kopf die niedrigsten CO2-Verkehrsemissionen. Es werden drei Mal so viele Alltagswege mit Öffis, zu Fuß oder mit dem Fahrrad als mit dem Auto zurückgelegt. Es gibt auch mehr Öffi-Jahreskarten (über 820.000) als PKW (rund 710.000). Die Entwicklug zu mehr E-Mobilität passt also bestens ins Bild.
Hernals verfügt gegenwärtig über sechs E-Ladestationen und liegt damit im Bezirksvergleich in der unteren Hälfte. Auf diese sechs E-Tankstellen kommen im Jahr 2019 bis 31. März sieben neu zugelassene E-PKW. Das sind 4,8 Prozent an den gesamten PKW-Neuzulassungen im Bezirk. "Wenn notwendig, können sicher noch weitere Standorte verhandelt werden", heißt es auf Nachfrage aus der Bezirksvorstehung.
Platzproblem bleibt
Ist Strom die Lösung? Ja und Nein! E-Autos stoßen keine gesundheitschädlichen Schadstoffe aus. Deren Umweltbilanz hängt allerdings davon ab, aus welchem Energieträger der Strom erzeugt wird. Die durch E-PKW mögliche Reduktion von Erdölimporten ist positiv. Negativ bleibt das Platzproblem. Elektroautos brauchen genauso viel Platz wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.
Vor allem im Hinblick auf den Verbrauch von Bodenschätzen für die Erzeugung von Batterien wünscht sich die FPÖ Hernals, dass in allen Richtungen, vor allem bei Wasserstoffantrieben, weitergeforscht wird. Für Klubobmann Kurt Kossek ist die Bündelung der Kräfte ein entscheidener Faktor: "Für weitere Standorte in Hernals sollten alle Parteien zur Vorberatung in der Verkehrskommission miteinbezogen werden."
Auch ÖVP Klubobmann Klaus Heintzinger sieht Probleme bei der Nachhaltigkeit: "Eine Gesamtbetrachtung der E-Autos von der Produktion bis zur Entsorgung bezüglich des CO2-Ausstoßes überzeugt noch nicht." Dennoch sei ein Ausbau der Ladestationen dringend notwendig." Die Anzahl der E-Autos steigt und die Ladevorgänge dauern noch zu lange", weiß Heintzinger.
Ausbau in ganz Wien
Der Ausbau ist auch geplant: bis 2020 soll es laut Wien Energie in der Stadt keinen Punkt geben der mehr als 400 Meter von einer E-Ladestelle entfernt sein wird. Ein gutes Vorhaben, dennoch sind FPÖ, ÖVP und NEOS mit der Monopolstellung von Wien Energie nicht überzeugt. "Es werden nur 11-Kilowatt-Stationen gebaut. Besser wäre ein Mix mit Schnellladestationen. Gerade unser Bezirk mit seiner derzeit regen Bautätigkeit böte große Chancen zur Errichtung durch private Anbieter", sagt NEOS-Klubobfrau Cora Urban.
Für die Grünen Hernals sind die bestehenden sechs E-Tankstellen kein Anreiz auf einen E-PKW umzusteigen. E-Autos stellen einzig eine Lösung für Lärm und Abgase dar. Das Verkehrsproblem benötige eine kulturelle Änderung. "Wir müssen flexibel mobil werden und für den jeweiligen Weg das passende Fahrzeug wählen", sagt Klubobfrau Karin Prauhart. Auf den richtigen Mix kommt es an!
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