30 Minuten in der Spielhölle

Hinter verdunkelten Scheiben und vor bunten Automaten: Jeder zehnte Spieler gilt in Österreich als glücksspielsüchtig.

ST. PÖLTEN (jg). Die verdunkelten Scheiben kennt man. Irgendwo blitzt immer ein Goldbarren auf, der Lust auf schnelles Geld und ein Leben im Luxus machen soll. Kein Eintritt unter 18 Jahren signalisieren zahlreiche Hinweisschilder im Eintrittsbereich eines dieser Glücksspiellokale in St. Pölten. Daneben locken Gutscheinangebote als Geschenk für den Spieler von Welt. Sieben Männer sitzen, zum Teil in Jogginghosen, vor Flatscreens. Sie wetten auf Sportergebnisse, was in Österreich nicht zum Glücksspiel zählt. In einem der Fernseher läuft ein Skirennen. Einer nimmt entnervt auf einem der Stühle Platz, er ärgert sich. Seine Favoritin hat nicht gewonnen.

Mindesteinsatz: 20 Cent

Es ist 17.17 Uhr, ein Donnerstag, als ich nach erfolgreicher Registrierung und mit einem Bon im Wert von 20 Euro, den ich als Dank für meine Anmeldung erhalten habe, das Drehkreuz passiere. Ich lasse den Eingangsbereich hinter mir und tauche in die eigentliche Spielhölle ein. Zigarettenrauch hängt in der Luft, es ist dunkel. Zwölf Personen, Männer und Frauen, sitzen verteilt an 30 einarmigen Banditen. Ich wähle das Spiel "Red Torrero" mit Mindesteinsatz von 20 Cent.

Suchtverhalten

Jeder zehnte Spieler – in Summe rund 64.000 Personen – gilt in Österreich als süchtig. Laut Kurt Fellöcker, Lehrgangsleiter für Suchtberatung und Prävention an der FH St. Pölten, handelt es sich dabei vor allem um Menschen mit sozialen und psychischen Problemen. Markus Weißensteiner von der Fachstelle Suchtprävention Niederösterreich nennt Arbeitslose und Menschen mit niedrigem Schulabschluss. "Aber auch sehr wohlhabende Personen" seien in den Lokalen zu finden. Problematisch wird es für diese, wenn das Glücksspiel den Tagesablauf bestimmt oder Spielverluste sofort wieder zurückgewonnen werden wollen. "Ein Warnzeichen ist natürlich auch, wenn man sich Gedanken macht, wie man illegal zu Geld kommt, um spielen zu können", sagt Fellöcker.

Gefahr: Finanzielle Notlage

Ist man in diesem Teufelskreis gefangen, winkt rasch die finanzielle Notlage. Genau das mache die Sucht laut Ulrike Gerstl, Leiterin der Caritas Suchtberatung, so gefährlich. Seriöse Anbieter müssen daher Auflagen punkto Spielerschutz erfüllen. Illegale Anbieter, von denen "spieler-info.at" allein fünf in der Stadt St. Pölten auflistet, umgehen diesen.

Ein Limit gegen das Unglück

Auf einem Bildschirm am Automaten besagt eine Laufschrift, ich solle mir zu meinem Schutz ein Limit setzen, dieses nicht überschreiten und nicht zu lange mein Glück in dem Lokal versuchen, das 24 Stunden durchgehend geöffnet hat. Gewonnen habe ich bis jetzt nur wenige Cent. Fast neidisch blicke ich auf den Automaten, vor dem drei Männer ihr Glück versuchen. Sie unterhalten sich nur flüsternd. Ihr zu verspielender Credit steht bei fast 700 Euro. Ich beherzige schließlich die Hinweise, als von den 20 Euro nur noch vier verblieben sind, und verlasse das Lokal. Die Zeiger stehen auf 17.45 Uhr.

Suchtberatung

Hilfe und Beratung für Süchtige und Angehörige bieten die Caritas der Diözese St. Pölten und die Fachstelle für Suchtprävention Niederösterreich.

Caritas St. Pölten
Fachstelle für Suchtprävention Niederösterreich

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